An diesem Nadelöhr zur Niklastorstraße wird voraussichtlich für mindestens ein Jahr kein Durchkommen sein. Foto: Sandra Brock

Wenn das Pfundhaus wie geplant vom nächsten Jahr an umgebaut wird, kann die Niklastorstraße nicht durchfahren werden. Der Altstadt-Verkehr ist auch sonst Aufregerthema.

Marbach - Einige Themen sind absolute Dauerbrenner im Marbacher Gemeinderat. Ganz weit oben auf dieser Liste rangiert der Ruf nach einer Sperrung der Niklastorstraße für Autos. Dieser Schritt wird in schöner Regelmäßigkeit gefordert – und genauso beständig abgelehnt. Zuletzt beantragte die Gruppe Puls im Herbst 2016 erfolglos, den Bypass durch die Altstadt probehalber zu kappen. Schon bald dürfte dieser Versuchsballon dennoch starten, wenn auch erzwungenermaßen und damit gewissermaßen durch die Hintertür.

Wie der Ordnungsamtsleiter Andreas Seiberling nun im Gemeinderat bekannt gab, werde es im Zusammenhang mit der anvisierten Umgestaltung des Pfundhauses „automatisch eine Sperrung geben“. Wie lange die Durchfahrt auf Höhe des Gebäudes oberhalb der Stadtkirche dann tabu sein wird, steht noch nicht genau fest. Der Erste Beigeordnete Gerhard Heim schätzt aber, dass mindestens für ein Jahr kein Durchkommen sein wird. Das liege daran, dass für die Arbeiten ein Kran aufgestellt werden müsse. Und zwar zwischen dem Gebäude in der Marktstraße 32 und dem Pfundhaus. „Damit wird die ganze Straße zur Niklastorstraße gesperrt sein“, sagt Heim. Der Startschuss für die Arbeiten soll im Frühjahr 2019 fallen. Insgesamt werde die Umgestaltung und Sanierung etwa eineinhalb bis zwei Jahre dauern. Voraussetzung für das Projekt ist allerdings, dass entsprechende Fördergelder bewilligt werden.

Wenn das der Fall sein sollte und damit auch die Sperrung kommt, wird die Stadt diese Gelegenheit dazu nutzen, die Verkehrsströme zu untersuchen. Man habe ein Gutachten in Auftrag gegeben, sagte Andreas Seiberling im Gemeinderat. Angedacht sei, das Fahrzeugaufkommen vor und nach der Sperrung zu untersuchen, um zu ergründen, „welchen Verkehr wir tatsächlich in der Altstadt haben“ und welche Wege er nimmt. Vor allem aber solle analysiert werden, welche Auswirkungen eine Vollsperrung mit sich bringt. „Anhand diverser Ergebnisse wird man gewisse Rückschlüsse ziehen können“, sagte Seiberling.

Mit dem Hinweis auf das Gutachten reagierte der Ordnungsamtsleiter auf eine Frage von Michael Davidis, der sich erkundigt hatte, wie die Stadt dem zunehmenden Autoverkehr in der Altstadt und dabei insbesondere in der Niklastorstraße Einhalt gebieten wolle. Wobei sich Davidis, der im Namen der Bürgerinitiative nord-westliche Altstadt das Wort ergriffen hatte, nicht nur darüber ärgerte. Ihm ist auch ein Dorn im Auge, dass das Rechtsabbiegegebot von der Fußgängerzone in die Charlottenstraße immer wieder missachtet werde.

Der Marbacher wies auch auf das wilde Parken, Geschwindigkeitsüberschreitungen „und andere Regelverstöße“ hin, die vor allem in der Marktstraße zu beobachten seien. Darauf habe unlängst auch eine Leserbriefschreiberin in der MZ aufmerksam gemacht. Zu denken gebe, dass sich die von der Frau geschilderten Vorgänge „direkt vor den Augen der Verwaltung abspielen“. Michael Davidis wollte nun wissen, was man auf dem Rathaus gegen die Missstände unternehmen wolle. „Ich meine dabei kurzfristige Maßnahmen und würde mich ungern mit dem Verweis auf einzuholende Gutachten und längerfristige Planungen vertrösten lassen“, betonte er.

Andreas Seiberling wollte allerdings nicht zu viel versprechen. Auf besagte Verstöße könne man mit einer Überwachung reagieren – was je nach Fall mal einfacher, mal schwieriger zu bewerkstelligen sei. Eher problematisch werde es, das Abbiegeverhalten aus der Marktstraße heraus zu kontrollieren. Bei einem Verstoß müsse man schließlich nachweisen, wer am Steuer des betreffenden Autos saß. „Und ich weiß nicht, wie wir das ohne Kamera machen sollen“, erklärte der Chef des Ordnungsamts. „Bei den anderen Dingen wie dem Parken in der Fußgängerzone, dem Befahren und Halten ist man bereits aktiv.“ Man stehe mit den Geschäftsleuten in Kontakt, „die auffällig sind“, also Lieferungen außerhalb der üblichen Zeiten erhalten. Und was die Tempoüberschreitungen vor dem Rathaus anbelangt, werde man scharfe Messungen veranlassen.