Die jungen Tüftler haben mit Einfallsreichtum und technischem Know-how überzeugt. Die Jurymitglieder und Lehrer freuen sich mit ihnen. Foto: Werner Kuhnle

Wie kann ein Gegenstand des täglichen Gebrauchs verbessert werden? Der Antwort auf diese Frage widmeten sich Schüler beim Jugend-Technik-Preis.

Marbach - Dass man für Erfindungen meist gar nicht um so viele Ecken denken muss, wie man das zunächst annehmen könnte, hat der Jugend-Technik-Preis der Firma Hainbuch in Marbach bei seiner sechsten Auflage erneut unter Beweis gestellt. Oder viel mehr haben das die jungen Teilnehmer im Alter von elf bis 20 Jahren gezeigt, die sich für den Wettbewerb wieder allerhand haben einfallen lassen. Sie nahmen – wie als Aufgabe ausgeschrieben – gewöhnliche Gegenstände des Alltags zur Hand, um diese mit zusätzlichen Kniffen zu verbessern und um das Produkt damit noch nützlicher zu machen. Dass ihnen das gelang, wurde bei der Preisverleihung am Freitag deutlich, bei der alle 26 Ideen vorgestellt wurden. Und als Zuhörer fragte man sich immer wieder: Warum ist diese Erfindung eigentlich nicht längst schon auf dem Markt?

Auch Gerhard Rall, Geschäftsführer der Firma Hainbuch und Initiator des Jugend-Technik-Preises, war sichtlich angetan: „Ich bin überzeugt, dass viele der Produkte, die ihr euch habt einfallen lassen, kommerziell zu vermarkten wären.“

Ein Beispiel gefällig? Da gibt es das gesicherte Fahrradschloss von Leon Schmidberger. Dem Bruder des 14-Jährigen aus Kornwestheim ist innerhalb eines Jahres gleich dreimal das Fahrrad gestohlen worden. Also machte sich Leon Gedanken, wie das zu verhindern ist. Die Lösung: Ein herkömmliches Fahrradschloss wird mit einem Draht versehen. Wird dieser durchgeschnitten, das Schloss also geknackt, ertönt ein Piep-Ton. Der Fahrraddieb würde mit großer Wahrscheinlichkeit auffliegen.

In der Altersklasse elf bis 14 Jahren erreichte Leon Schmidberger mit diesem Beitrag den ersten Platz, der mit dem Preisgeld von 2000 Euro versüßt wurde. Es ist das erste Mal, dass das Teilnehmerfeld beim Jugend-Technik-Preis in drei Altersklassen unterteilt wurde. Der Grund: Mit 26 Projekten erfuhr der Wettbewerb so viel Resonanz wie nie zuvor. Da auch viele Lehrer, Eltern und Großeltern der Schüler zur Preisverleihung gekommen waren, mussten weitere Stühle in den voll besetzten Hörsaal der Firma Hainbuch getragen werden. Auch die Treppe im Raum diente vielen als Sitzplatz.

Der bisherige Rekord war vor zwei Jahren mit 18 Projekten aufgestellt worden. Die Mischung aus Mechanik, Elektronik und Informatik, die diesmal gefragt war, kam also gut an. „Es freut uns maßlos, dass so viele Beiträge eingereicht worden sind. Warum dann also nur drei Gewinner küren? Uns ist die Wertschätzung der Ideen wichtig, also haben wir neben den drei Hauptpreisen diesmal vier zweite Preise vergeben“, sagte Gerhard Rall. Für jedes weitere Projekt, das von der Jury nicht zu einem Sieger bestimmt wurde, erhielten die entsprechenden Teilnehmer jeweils 100 Euro.

Der Jury gehörten Hildegard und Sylvia Rall aus der Hainbuch-Geschäftsführung, Marbachs Bürgermeister Jan Trost, Kai Keller als Geschäftsführer der Marbacher Zeitung sowie Sebastian Ivenz aus dem Bereich Forschung und Entwicklung der Firma Hainbuch an. „All die guten Ideen lassen erahnen, wie schwierig es für die Jury war, Gewinner herauszufiltern“, sagte Gerhard Rall, der diesmal kein Jurymitglied war. Er betonte, dass die weiteren Teilnehmer keine Verlierer seien. „Ihr könnt alle stolz darauf sein, was ihr erfunden habt.“

Faszinierend ist es für Gerhard Rall Jahr für Jahr, wie selbstverständlich junge Menschen heutzutage mit Elektronik und Sensoren umgehen würden. „Im ersten Drittel meines Lebens gab es nichtmal den Begriff der Elektronik. Und unsere jüngsten Teilnehmer sind elf Jahre alt – dafür meine Hochachtung.“ Er äußerte den Wunsch, die Teilnehmer auch 2018 beim Jugend-Technik-Preis begrüßen zu dürfen, so wie diesmal sechs „Wiederholungstäter“ dabei waren. Und Rall sprach den Schülern Mut zu: „Mit so viel Neugierde und Fantasie lässt sich der Erfolg gar nicht verhindern.“