Claudia Freude kreiert Kunst, über die man spricht. Foto: avanti

Das Rathausfoyer ist derzeit Ausstellungsort für die Kunstwerke von Claudia Freude.

Marbach - Wer am Sonntag ins Rathaus gekommen war, dürfte auf mehrfache Weise überrascht worden sein. Nicht allein von den rund 30 ausdrucksstarken Skulpturen, die Claudia Freude geschaffen hat und die ihren signifikanten Beitrag zur Ausstellung „Ausverkauf!“ leisten. Eine davon, sie trägt den Arbeitstitel „Wer hat Angst vor starken Frauen“, sorgte auf alle Fälle am Sonntag gleich für Diskussionsstoff. Die Figur trägt einen Nonnenhabit und hat ihren schwarzen Rücken dem Publikum zugewandt. Ihr Blick fällt dabei auf Schiller. Der dürfte selbst auf dem Gemälde die Augen verdrehen, zeigt doch die Vorderansicht der arglos-keusch anmutenden Skulptur blanke Barbusigkeit.

Überraschung präsentierte sich obendrein mit den Kindern der Künstlerin, die das kreative Talent der Mutter geerbt haben, aber andere Wege gehen. Carla Freude zum Beispiel, die der Vernissage viel stimmlichen Glanz beisteuerte und Ed Sheerans „Thinking out loud“ sowie „Wonderful world“ mit beeindruckendem Profil interpretierte. Sohnemann Jonathan Springer war als Orator nach Ulrich Frech an der Reihe. Der stellvertretende Bürgermeister begrüßte für den erkrankten Jan Trost die Gäste und zeigte sich ebenfalls „überrascht von den Skulpturen, die uns Menschen so nahe kommen“. Amüsiert habe Frech die Antwort auf seine Frage, „weshalb die meisten ihrer Schöpfungen weibliche Züge tragen?“ Kurz und knapp habe Claudia Freude geantwortet: „Weil ich eine Frau bin.“

Aus Jonathan Springer sprach schließlich die Liebe für die Mutter und seine Anerkennung für ihr kreatives Schaffen. Er beschrieb sie als Künstlerin, die der Familie zwar immer wieder Vorrang eingeräumt, sich dabei aber nie selbst vergessen habe. Auch er verwies auf die große Konstante in ihrer Kunst, nämlich die Frau, und schlug Brücken von ihrer Persönlichkeit zu einzelnen Objekten, die „irgendwie immer auch meine Mutter zeigen“. So erinnere etwa eine Gestalt daran, dass Claudia Freude immer noch lerne, mit der Wut umzugehen. Doch auch die „Himmelsfrau“, die mit einer Körperhälfte gen Himmel strebt, oder die Skulptur „Aufwärts“, die sich aus einem Drehwirbel heraus bildet, zeigen Eigenschaften, die mit dem Bedürfnis, abzuheben und sich immer wieder neu zu erfinden, konform mit den Sehnsüchten der Künstlerin gehen dürften. Als politischen Aspekt deutete der Sohn die Tatsache, „dass hier eine Frau auf das Leben von Frauen blickt“. Für Claudia Freude ist das auch Ausdruck ihres sozialen Engagements. Sie will mit ihren Werken Bewusstsein schaffen. Etwa dafür, dass Frauen sich über die Jahrhunderte immer wieder gezwungen sahen, ihren Körper zu verhüllen. Die Angst vor dem weiblichen Körper griff sie auch mit der Nonnenskulptur auf. Andere wiederum gelten als Antwort auf sexistische Anspielungen männlicher Kunst.

Die Titelskulptur der Ausstellung „Rote Pumps“ sucht nun weiter nach einem meistbietenden Liebhaber, der das Kunstwerk zugunsten des Vereins „Sisters“ erwerben möchte. Das Geld soll in die Arbeit von Menschen fließen, die sich dafür einsetzen, Prostituierten den Weg in ein neues Leben zu ebnen und die sich gegen die tägliche Erniedrigung von Frauen wenden.