Leah Wewoda will auf übertriebene Gesten verzichten und die Botschaften für jedes Kind verständlich machen. Foto: Werner Kuhnle

Die 20-Jährige will die Botschaften für jedes Kind verständlich machen.

Marbach - Theaterbegeisterte im Bottwartal bringen den Namen Leah Wewoda vermutlich am ehesten mit Schauspielrollen wie etwa der des Schachweltmeisters Mirko Czentovic in Stefan Zweigs Schachnovelle in Verbindung. Mit ihr hat die 20-Jährige in Marbach einen herausragenden Bühnenauftritt gegeben. Zuvor hatte sie mehrfach Gelegenheit, beeindruckend dargestellten Persönlichkeiten in der Theater AG des Herzog Christoph Gymnasiums in Beilstein ein Gesicht zu geben und auch in Stuttgart steht sie mit JES, dem Jungen Ensemble regelmäßig auf der Bühne.

Mit den ersten Marbacher Theaterfestspielen jedoch kommt eine neue Seite der Mimin in den Fokus: Leah Wewoda hat die Bühnenfassung zum Kleinen Prinzen, einem Literaturklassiker, der sich durch Generationen zieht, geschrieben und führt Regie. „Schauspiel und Regie, das ist nicht weit voneinander entfernt“, sagt die experimentierfreudige junge Frau, die schon mit verschiedensten Regisseuren und Arbeitsweisen in Berührung gekommen ist.

Klar, dass es sie „in den Fingern jucke, das einmal selbst auszuprobieren, wenn man auf der Bühne gestanden ist“. Damit meint sie die Möglichkeit, die eigenen Ideen umzusetzen, wenn es darum geht, ein Stück wirkungsvoll auf die Bühne zu bringen. „Sich neu kennenlernen“, besser noch „sich selbst zu überraschen“, das ist die Maxime, der sie folgen will und die sie mit der Chance, den „Kleinen Prinz“ in Marbach auf dem Burgplatz aufzuführen, kurzerhand beim Wort genommen hat.

Knapp drei Monate hat Leah Wewoda an der Bühnenfassung gearbeitet. Ein Prozess, der sich länger hingezogen habe, als vermutet. „Die Herausforderung“, so teilt sie im Gespräch mit, lag vor allem darin, „die französische und komplex aufgebaute Originalvorlage in rund eine Stunde Spielzeit zu packen“. Doch war die Linie schnell gesetzt. Welche Motive und Leitgedanken in das Gesamtpaket hineinmüssen, das sei quasi schon im Kopf abrufbereit gewesen. Und so spricht sie ganz klar darüber, was die Zuschauer mitnehmen sollen bei dem Stück, das alle Altersklassen ab sechs Jahren ansprechen soll und das als Theaterstück für die ganze Familie konzipiert ist.

Eines, „bei dem sich die Erwachsenen nicht ’reinschleppen müssen“, um lediglich als Begleitperson dabei zu sein. „Es gilt das Kleine zu entdecken und mit einem geschärften Blick durch den Alltag zu gehen“ so ihr Wunsch an die Besucher, die sich auf die Gedankenwelt des Prinzen einlassen und vielleicht gerade dadurch auch die eigene Wahrnehmung verfeinern lernen. Um speziell Schülern die Möglichkeit zu bieten, im Klassenverbund die Aufführung zu besuchen, sind neun der elf Termine vormittags.

Eine weitere Botschaft des Theaterstücks lautet: „Auf sich vertrauen“, erläutert die Jung-Regisseurin und führt weiter aus: „Jeder kann etwas anderes in dem Stück sehen und das mitnehmen.“ Denn wo sich die Kinder einfach auf die Figuren aus der Tier- und Pflanzenwelt einließen, könne der Erwachsene den darin verbildlichten Charakter und die Absichten erkennen. Ganz wichtig ist Wewoda bei ihrem Tun, dass sie auf große und übertriebene Gesten verzichtet. Sie will nichts überdeutlich hervorheben, „um jede Botschaft für jedes Kind zwingend verstehbar zu machen“. Vielmehr zeigt sie sich befremdet darüber, dass „man Kindern als Publikum nur wenig zutraue“. Sie hingegen wolle für das „ehrlichste Publikum überhaupt“ ein Theater schaffen, das die Lust am Theaterbesuch fördere und die Einstellung bis in die Zukunft hinein, positiv präge, so die 20-Jährige. Und alles, was auf der Bühne zu erleben sei: die Bilder, die Farbigkeit, die Kostüme bis hin zum gesprochenen Wort, soll diese Lust wachkitzeln.

Deshalb ist Leah Wewoda auch der Ansicht, dass „Theater groß denken darf“. Vermutlich korrespondieren diese Gedanken auch mit ihrer Grundhaltung zur Regie, denn: „Für die Proben ist mir wichtig, dass viele Fragen gestellt werden und wir gemeinsam einen Konsens finden.“

Die Theaterfestpiele und die Serie

Das Theaterfestival findet von Donnerstag, 28. Juni, bis Sonntag, 22. Juli, statt. Gespielt wird auf dem Burgplatz und im Schlosskeller. Vier Stücke werden insgesamt gezeigt. Karten gibt es online auf www.reservix.de. Reservix-Vorverkaufsstellen sind in Marbach: Schilleria, Markstraße 15, Beran, Marktstraße 32, und Euli-Service in Rielingshausen. Über die Tourismusgemeinschaft Marbach-Bottwartal sind auch Pauschalarrangements mit Ticket, Programmheft, Übernachtung und Blick hinter die Kulissen erhältlich. Kontakt unter Telefon 0 71 44 / 10 22 97 und -2 50 oder per E-Mail an touristik@schillerstadt-marbach.de.
In einer achtteiligen Serie führen wir auf die Festspiele hin, stellen Stücke und Protagonisten vor.