Foto: Rupert Kraft

Die „Moarböker“ haben viel zu bieten – sowohl im Bereich des Biathlons als auch im Reich der Dichtkunst.

Marbach - E

rstmals im 14. Jahrhundert erwähnt, ist Marbach, Ortsteil der Gemeinde Eppenschlag, immer noch das, was es schon vor einigen hundert Jahren war: ein kleines Bauerndorf. „Es ist ein schmuckes Dorf mit nur 150 Einwohnern“, berichtet Rupert Kraft, Vorsitzender des Kulturkreises Eppenschlag.

Geografisch liegt der kleine Ort am Tor zum Nationalpark Bayerischer Wald, „im Herzen des mittleren Bayerischen Waldes“, wie Rupert Kraft es ausdrückt. Flugs ist man auch in Passau, Deggendorf oder in Tschechien. Als besonders erwähnenswert bezeichnet Rupert Kraft die „Erlebnis-Wanderwege für Naturliebhaber“.

Auch für die Frühgeschichte ist der kleine Ort interessant, führt Rupert Kraft weiter aus. „Bei Erdbewegungen am Dorfende stieß man kürzlich auf die Fundamente einer großangelegten alten Ziegelbrennerei“, erzählt Kraft begeistert. Außerdem ist die Vermutung aufgekommen, dass es in Marbach bereits in der Keltenzeit einen Umschlagplatz für Güter gegeben hat oder die Gegend besiedelt gewesen ist. „Außerdem findet man laufend Scherben aus allen Zeitepochen, die auch auf Brennöfen in der Nähe von Marbach hinweisen“, sagt Rupert Kraft weiter.

Im Dialekt werden die Einwohner der Gemeinde „Moarböker“ genannt. Besonders aktiv sind sie im Schnupferclub. Rund 50 Mitglieder kümmern sich um das Brauchtum des Ortes, sei es das Maibaumaufstellen, Sonnwendfeuer, Wasservögelsingen, Kegeln auf der Naturkegelbahn . . .

Bei näherer Betrachtung des Ortes fällt ein Name sofort auf – Schiller. Doch während es sich in Marbach am Neckar um den Dichterfürsten Friedrich Schiller handelt, haben die Schillers in der gleichnamigen Gemeinde bei Eppenschlag ganz andere Vorzüge. Beispielsweise gab es ein altes Wirtshaus, das einst von einer Familie namens Schiller betrieben wurde. Auch einen sportlichen Schiller hat es gegeben: Norbert Schiller. „Mit Friedrich Schiller habe ich nichts zu tun“, berichtet Norbert Schiller. Er ist Biathlet und seine Erfolge können sich sehen lassen: Juniorenvizeweltmeister und Juniorenweltmeister mit der Staffel, Europacup/IBU-Cup Gesamtsieger, mehrfacher bayerischer Meister – um nur einige zu nennen.

Auch insgesamt hat Marbach viele Spitzensportler im Bereich des Wintersports. Zwischen 1971 und 1991 brachten es die Sportskanonen auf 21 bayrische und 25 deutsche Meistertitel, vier Teilnahmen an Weltmeisterschaften, und zweimal sind sie bei olympischen Wettkämpfen am Start gewesen. Der berühmteste Sohn Marbachs ist aber – wie sollte es anders sein – ein Schriftsteller. Bekannt geworden unter dem Namen Heimdal gehört Franz Schöngramer „zu den berühmtesten Schriftstellern, die bisher in Niederbayern das Licht der Welt erblickt haben“, sagt Rupert Kraft. In Kurzgeschichten und Gedichten spezialisierte sich der 1962 gestorbene Schriftsteller auf die Charakterisierung der Menschen aus dem Bayerischen Wald. Über Marbach schrieb Heimdal fast so etwas wie eine Liebeserklärung: „Und wenn ich wieder einmal auf die Welt komme, dann bitte ich den lieben Gott, er möge es wieder in dem Dörflein geschehen lassen und in dem nämlichen Vaterhaus wie das erste Mal.“

Stolz ist auch Rupert Kraft auf den kleinen Ort. Seit 13 Generationen lebt seine Familie in Marbach. „Daher liegen mir die Moarböker Leid besonders am Herzen, deren Zamhoitn und ihrem Gmüad, dös is mei Hoamat im Woid herin“, sagt er auf Bayrisch. Soll heißen: die Marbacher mag er wegen des Zusammenhalts und Gemüts.