Dem Musikverein fehlt es an Nachwuchs – die derzeit 25 Aktiven sind zu wenig. Foto: privat

Der Musikverein Stadtkapelle Marbach hat schwierige Monate hinter sich.

Marbach - Wir waren Ende Oktober praktisch pleite“ – so drastisch formuliert der neue Erste Vorsitzende des Musikvereins Stadtkapelle Marbach, Manfred Hoerner, die finanzielle Situation des Vereins im vergangenen Jahr. Hoerners Aussage hält der Kassier und Pressereferent des Vereins, Bernhard Eißele, für „etwas überzogen“, räumt aber ebenfalls ein: „Es hat nicht gut ausgesehen. Wir haben zwar unser Musikerheim, aber an Barvermögen war nicht mehr viel da.“

Abgaben an das Finanzamt und Gagen für Gastkapellen hätten dabei eine Rolle gespielt, so Hoerner. Der Hauptgrund jedoch seien die Bläserklassen gewesen, eine Kooperation des Vereins mit der Musikschule an der Grundschule Marbach, bei der Schüler der dritten und vierten Klassen die Möglichkeit haben, ein Blasinstrument zu lernen. Das bestätigt auch der langjährige Erste Vorsitzende, Eberhard Waser, im Gespräch mit unserer Zeitung: „Wir haben die Jugendarbeit wieder in eigener Regie gemacht, weil die Kooperation mit der Musikschule unseren Vorstellungen nicht entsprochen hat. Aber das hat uns furchtbar geschlaucht.“

Die Instrumente kosten viel Geld, aber „die Kinder sollen anständige Instrumente bekommen“, betont Manfred Hoerner. Auch die Lehrer, die alle ausgebildete Musiker seien, müssten extra finanziert werden, erklärt Bernhard Eißele. Der finanzielle Beitrag, den die Eltern entrichten, und die Unterstützung durch Stadt und Land reichten zur Deckung der Kosten nicht aus. Zudem sei es auch immer wieder vorgekommen, dass Lastschriften zurückgekommen seien.

Andererseits steht auch fest: Ohne die Jugendarbeit geht es nicht. Denn um manche Stücke richtig spielen zu können, ist die Zahl der aktiven Musiker – derzeit etwa 25 – zu gering, so dass zur Unterstützung für Auftritte Gastmusiker engagiert werden müssen. Hinzu kommt, dass manche der Aktiven auf absehbare Zeit aus Altersgründen ausscheiden werden. Auch deshalb braucht man dringend Nachwuchs. Derzeit seien 35 Kinder in der Ausbildung, im September gebe es eine neue Bläserklasse, so Hoerner. Bis die Kinder allerdings so weit seien, dass sie mitspielen können, dauere es etwa sechs bis acht Jahre. Zudem blieben nicht alle Anfänger am Ball. Eißele sieht hier auch die Konkurrenz durch das Friedrich-Schiller-Gymnasium, das „viele junge Musiker abzieht“.

Doch auch sonst hat es offenbar im Musikverein Stadtkapelle geknirscht und Misstöne gegeben. Eißele spricht von „strukturellen Problemen“, die Aufgabenverteilung sei oft unklar gewesen. Das sei nicht ganz zutreffend, widerspricht allerdings Eberhard Waser: „Manche haben die Zusammenarbeit aufgekündigt; der Wirtschaftsausschuss ‚Feste‘ beispielsweise hat Knall auf Fall seine Tätigkeit eingestellt.“ Auch Bernhard Eißele spricht von „fehlender Gefolgschaft“ vor allem einiger jüngerer Mitglieder für Waser, stellt aber klar: „Eberhard Waser hat sich um den Verein sehr verdient gemacht, und ihn trifft an der finanziellen Misere keinerlei Schuld.“

Manfred Hoerner sieht den Musikverein Stadtkapelle nun wieder stimmungsmäßig und finanziell im Aufwind. Einen Wermutstropfen gibt es allerdings noch: Das Dach des Vereinsheims ist undicht und muss saniert werden, und „das kann der Verein allein nicht stemmen“, betont der Erste Vorsitzende. Deshalb würden seit geraumer Zeit Gespräche mit der Stadt geführt. Die sei auch „grundsätzlich vereinsfreundlich“, erklärt der Erste Beigeordnete Gerhard Heim. „Jetzt müssen aber erst einmal die genauen Kosten ermittelt werden, dann werden die Gremien darüber entscheiden.“