Nach dem Gymnasium ist jetzt das Bildungszentrum mit der Tobias-Mayer-Gemeinschaftsschule (rechts) und der Anne-Frank-Realschule (ganz links) an der Reihe. Foto: Oliver von Schaewen

Die Gebäude sind fast 50 Jahre alt und nicht barrierefrei.

Marbach - Nachdem der Marbacher Gemeinderat im Juni schon sein Okay gegeben hatte, hat jetzt auch der Gemeindeverwaltungsverband (GVV) Marbach die Sanierung im Bildungszentrum bewilligt. Die mit Marbach im GVV als Träger der Tobias-Mayer-Gemeinschaftsschule verbandelten Kommunen Affalterbach, Benningen und Erdmannhausen erklärten sich in der Sitzung am Dienstag mit dem Konzept des Ingenieurbüros Bauphysik 5 einverstanden.

Das 21-Millionen-Euro-Projekt ist nötig, weil das Bildungszentrum inzwischen 46 Jahre alt ist. Sowohl die Tobias-Mayer-Schule als auch die Anne-Frank-Realschule, deren Träger allein die Stadt Marbach ist, weisen Mängel auf und haben Nachholbedarf. Etwa bei der Barrierefreiheit. „Ich darf keine Kinder mehr mit eingeschränkter Bewegung aufnehmen“, erklärte Silke Benner, Leiterin der Tobias-Mayer-Schule. „Ein Kind, das im Rollstuhl saß, ist ein Jahr lang von anderen Schülern die Treppe hochgetragen worden“, erzählte sie. Aufzüge werden im neuen Konzept die Ebenen besser verbinden und Abhilfe schaffen.

Neben der Barrierefreiheit wird die Sanierung auch in puncto Energetik, Brandschutz und pädagogischer Raumgestaltung den Schulen Vorteile bieten, erklärte Florian Titze, Projektleiter bei Bauphysik 5. So werden nicht nur dreifach verglaste Fenster eingesetzt, sondern auch Jalousien verwendet, die automatisch auf starke Sonneneinstrahlung reagieren und die Räume vor Überhitzung schützen, falls später noch Unterricht stattfinden soll. Wie schon bei der Sanierung des Friedrich-Schiller-Gymnasiums soll der Luftaustausch und damit die Konzentrationsfähigkeit in den Räumen verbessert werden.

Wichtig für den Brandschutz: Es werden kleingliedrige Abschnitte geschaffen. Bisher könnte sich ein Feuer durch die Großraumsituation mit den vier Treppen ungehindert ausbreiten. Ein weiteres Manko sind die nur 60 Zentimeter breiten Fluchttreppen im Bestand. „Da möchte ich keine Evakuierung stattfinden lassen“, sagte Florian Titze, der die Fluchtwege mit heutigen Standards ausstatten will.

Für das Lernen verspricht sich Titze im Einklang mit den Schulleitern Vorteile, wenn Räume für die Kleingruppenarbeit verkleinert werden können. Titze nannte auch Lernflure für die Eigenarbeit.

Es sei richtig, jetzt in die Sanierung einzusteigen, meinte der Affalterbacher Bürgermeister Steffen Döttinger. Die Sanierung in den bald 50 Jahre alten Schulen sei „dringend notwendig“. Marbach habe erst die Sanierung des Gymnasiums abschließen wollen, das sei in Ordnung. Die Millionen für die Schulsanierungen seien gut angelegtes Geld.

Man werde „mit Dampf“ in die Sanierung einsteigen, kündigte Gerhard Heim, der Erste Beigeordnete der Stadt Marbach, an, um noch einigermaßen günstige Preise zu erzielen. Zuvor hatte Florian Titze davon berichtet, dass Experten bis zu 8,5-prozentige Preissteigerungen pro Jahr voraussagten. Bei einer Bauzeit von drei Jahren von 2019 bis 2022 mit parallelem Schulbetrieb wären das bis zu 25 Prozent. Gerhard Heim hat normale Preissteigerungen bereits eingerechnet.

Eile war auch geboten, um an die bisher bewilligten Fördermittel von 5,37 Millionen Euro zu kommen. „Wer jetzt erst anfragt, schaut in die Röhre“, sagte Heim und hofft auf weitere runde 2,3 Millionen Euro aus Landesmitteln in den Folgejahren. Auch werde man eine Förderung für die Digitalisierung beantragen. Die Stadt Marbach plant mit Nettokosten von 5 Millionen Euro für die Anne-Frank-Realschule. Der Anteil für die Sanierung der Tobias-Mayer-Schule liegt für den gesamten Gemeindeverwaltungsverband Marbach bei 7,8 Millionen Euro und ist folgendermaßen aufgeschlüsselt: Marbach zahlt 4,13  Millionen Euro, Affalterbach 1,22 Millionen, Benningen 1,42 Millionen und Erdmannhausen 1,08 Millionen Euro.

Der Marbacher Puls-Rat Hendrik Lüdke hinterfragte die wiederholte Beauftragung des Büros Bauphysik 5 durch die Stadt Marbach. Sie sei in diesem Fall „nicht regelkonform“ erfolgt. „Nur so sind wir erfolgreich“, antwortete Gerhard Heim. Das Vorgehen sei „nicht ganz normal“ gewesen, räumte er ein. Eine spätere Ausschreibung wäre aber nicht sinnvoll gewesen, da man keinen Planer, sondern einen Sanierer und Bauleiter brauche und das Büro nicht mehr wechseln sollte. Bürgermeister Jan Trost verwies auf den Vorteil, um sich durch das zügige Vorgehen die Gesamtförderung von voraussichtlich 7,7 Millionen Euro zu sichern.