Der Standort für das Asylheim löst Diskussionen aus. Foto: Archiv (Kuhnle)

Jan Trost weist die Kritik von Bürgerseite an dem Standort auf der Rollschuhbahn zurück.

Marbach - In zwei Leserbriefen innerhalb kurzer Zeit hat der Marbacher Walter Stiegler zuletzt seinen Unmut darüber kundgetan, dass die Stadt auf der ehemaligen Rollschuhbahn eine Unterkunft für Flüchtlinge errichten will. Walter Stiegler empfindet die Planungen als kurzsichtig. Immerhin gehe es darum, perspektivisch einen ganzen Stadtteil neu zu entwickeln – wenn erst einmal das Hallenbad und der Hermann-Mayer-Sportplatz ins Lauerbäumle verlegt sind. Er verweist auf Stichworte wie „Schillerpark“ oder „Kulturmeile“, die dort in der Diskussion stünden. Insofern rät er davon ab, jetzt ein massives Flüchtlingsheim in das Gebiet zu setzen. Er plädiert stattdessen für ein Provisorium. „Um Fehlentscheidungen heute zu vermeiden, ist ein Flüchtlingsheim in Fertigbauweise der einzige gangbare Weg“, findet er.

Doch der Bürgermeister Jan Trost weist den Vorwurf zurück, für die Zukunft etwas zu blockieren oder nicht weitsichtig genug zu handeln. „Wir verbauen uns dadurch nichts“, betont er. In diesem Bereich stünden ohnehin andere Gebäude wie die FC-Klause oder das Musikerheim. Und das Gelände der ehemaligen Rollschuhbahn sei auch im Grünordnungsplan nicht für eine mögliche Erweiterung des Literaturarchivs reserviert. Ebenso wenig stehe ja beispielsweise das Musikerheim zur Disposition. Die FC-Klause könnte hingegen eine Option sein für eine Verlagerung Richtung Sportstätten im Lauerbäumle. Immerhin gebe es dort einen Platzhalter für einen Sportverein. „Aber das ist die Entscheidung des FC“, macht Jan Trost klar.

Er erinnert zudem daran, dass die Entscheidung pro Rollschuhbahn nicht von ungefähr kam, sondern man bewusst einen Standort gesucht habe, der keine direkten Einschränkungen mit sich bringt. Diese Linie wolle man auch so lange wie möglich beibehalten, erklärt der Bürgermeister. Wäre man beispielsweise auf den Festplatz gegangen, hätte der nicht mehr wie bisher zur Verfügung gestanden. Dagegen habe sich der Rollschuhclub ja aufgelöst.

Dennoch gibt es gegen das Votum des Gemeinderats auch Gegenwind, und zwar nicht nur aus städtebaulichen Gründen. Der Wirt der benachbarten FC-Klause macht per Anruf in der Redaktion deutlich, dass er sich gegen das Projekt ausspricht. Ein Flüchtlingsheim an dieser Stelle wirke sich negativ aufs Geschäft aus, sagt er.

Jan Trost kennt solche Vorbehalte. Keiner sei im Grunde erfreut, wenn in seiner Nachbarschaft ein Flüchtlingsheim realisiert werde. Das habe man in Rielingshausen, beim Art-Hotel und bei der Unterkunft in der Heckenstraße ebenfalls beobachten können. Man befinde sich auch im Austausch mit dem Vorstand des FC, erklärt Jan Trost. „Aber irgendwo müssen wir die Menschen ja unterbringen“, sagt der Bürgermeister, den das Thema auch in der heutigen Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Technik beschäftigen wird.

In dem Gremium wird nochmals über das geplante Heim auf der Rollschuhbahn beraten. So wird es unter anderem um die Geschossigkeit gehen. Die SPD hatte angeregt, eines der beiden Häuser nur mit zwei, statt wie vorgesehen mit drei Ebenen zu planen, damit die Terrasse der FC-Klause nicht beschattet wird. Eine Untersuchung hat aber nun ergeben, dass es in den Sommermonaten weder bei zwei noch bei drei Geschossen zu Beeinträchtigungen kommt. Deshalb schlägt die Verwaltung auch weiter vor, auf drei Ebenen zu setzen. Andernfalls müsste sich die Stadt überlegen, wo die wegfallenden Plätze bereitgestellt werden könnten. Ausgerichtet sind die beiden Gebäudetrakte auf 96 Personen. Die Kosten werden auf 3,26 Millionen Euro geschätzt.