Bernd Kühne und Yvonne Dachner freuen sich auf den gemeinsamen Auftritt von Liederkranz und s’Chörle (im Bild) am 1. Juli in der Affalterbacher Kelter. Foto: Dominik Thewes

S’Chörle der Anne-Frank-Realschule und die Affalterbacher Sänger gehen musikalisch gemeinsame Wege.

Marbach - Das Aha-Erlebnis stellte sich bei Bernd Kühne, dem Vorsitzenden des Liederkranzes Affalterbach, auf dem Chorfest in Stuttgart ein. „Dort habe ich gesehen, wie viele junge Leute begeistert singen“, berichtet er. Gleichzeitig benennt er aber auch das Problem: „Die wollen keinem Chor beitreten, in dem das jüngste Mitglied die 60 schon überschritten hat.“ Gut also, dass der Liederkranz Affalterbach nicht nur den traditionellen Chor unter seinem Dach vereint, sondern mit den App-Stream-Singers zudem eine Formation, die moderne Chorliteratur interpretiert. Entsprechend ist das jüngste Mitglied dort erst 26 Jahre alt. Aber: „Wir müssen rechtzeitig neue Mitglieder werben, sonst ist irgendwann auch der jüngste App-Stream-Singer über 60 Jahre alt.“

Statt lange zu lamentieren, dass es immer schwieriger werde, junge Leute für die Vereinsarbeit im Allgemeinen und die Chorarbeit im Besonderen zu gewinnen, galt es also zu handeln. Dabei kam dem Liederkranz zugute, dass man mit Melanie Schubert eine Sängerin und Mutter in den eigenen Reihen hatte, die wusste, dass „s’Chörle“ der Anne-Frank-Realschule einen neuen Dirigenten brauchte.

Diese Position füllt seit diesem Schuljahr die Musiklehrerin Yvonne Dachner aus. „Die Kooperation mit dem Liederkranz bietet uns viele Vorteile“, sagt die Pädagogin. Dazu gehöre zum Beispiel, dass die Schüler Auftrittsmöglichkeiten außerhalb des Schulalltags erhalten. „Plakate werden gedruckt, die Besucher zahlen Eintritt – das ist für die Jugendlichen etwas Besonderes“, sagt sie. Ganz abgesehen davon, dass der Sangesnachwuchs so aus erster Hand erfährt, wie sich ein Chor auf seine Konzerte vorbereitet, was genau bei einer Stellprobe passiert und was es bedeutet, während des Auftritts von einem profesionellen Pianisten begleitet zu werden. Auch wenn sie Letzteres bereits bei Schulkonzerten erleben durften. „Inzwischen hat unser Pianist, ein ehemaliger Zehntklässler, die Schule aber verlassen“, so Dachner. Wie es nach der Schule für die Jugendlichen weitergeht, ist eine Frage, die die Musiklehrerin beschäftigt. „Denn diejenigen, die den Schulchor besuchen, kommen ja freiwillig. Das heißt, sie haben wirklich Lust aufs Singen.“ Dennoch gehe es für viele nach dem Abschluss nicht weiter. „Dank der Kooperation wissen die Schüler schon mal, an wen sie sich wenden können“, ist die Lehrerin beruhigt.

Dabei ist es für Bernd Kühne noch nicht einmal oberstes Ziel, die Sangestalente tatsächlich als künftige Mitglieder im Liederkranz Affalterbach begrüßen zu können, auch wenn das natürlich schön wäre. „Wichtiger ist aber, die Jugendlichen auszubilden und die Freude am gemeinsamen Singen zu wecken.“ Damit steigen zumindest die Chancen, dass sie dem Hobby treu bleiben und auch nach der Schulzeit einem Chor ihre Stimme leihen. „Davon profitieren wir doch letztlich dann alle.“

Der Liederkranz-Vorsitzende wird sich dieser Tage mit Schulleiterin Monika Mayer-Schumacher in Verbindung setzen, um eine Unterschrift unter den Kooperationsvertrag zwischen Verein und Schule zu setzen. Denn auch wenn zum Auftakt ein gemeinsamens Projekt steht: Das Engagement von Chor und Schule soll mehr sein als ein One-Hit-Wonder.