Wenn die Pläne umgesetzt werden, können die Häuser in der Altstadt an ein Wärmenetz angeschlossen werden. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Eine Studie legt dar, dass die Altstadt vom Schulzentrum aus mit Wärme versorgt werden könnte. Dafür müsste die Stadt rund 1,2 Millionen Euro in die Hand nehmen.

Marbach - Der Plan hört sich vielleicht verwegen an, hat aber durchaus Realisierungschancen: Wie Wolfgang Schuler vom gleichnamigen Ingenieurbüro am Donnerstag im Gemeinderat erklärte, wäre es denkbar, die Altstadt vom Schulzentrum aus mit Wärme zu versorgen. Wie das gehen soll? Indem die überschüssige Energie aus der bestehenden Holzheizung genutzt wird. Zudem könnten stufenweise zwei Blockheizkraftwerke installiert werden. Die Wärme, die in den dann drei Anlagen im Schulzentrum entsteht, würde man über ein Leitungsnetz in die Altstadt schicken. „Das kann funktionieren“, stellte Wolfgang Schuler fest. Der Experte hatte das Modell im Rahmen des energetischen Quartierskonzepts für die Altstadt durchgespielt (siehe Text links).

Die Stadt müsste für das Vorhaben 1,417 Millionen Euro in die Hand nehmen. Weil aber auch Zuschüsse über 245 000 Euro winken, würden sich die Gesamtkosten auf 1,172 Millionen Euro reduzieren. Inbegriffen wäre dabei ein Zusatzkessel, der in der Uhlandschule eingebaut werden könnte. Alternativ dazu hat Wolfgang Schuler eine dezentrale Lösung untersucht. Dabei würden das Areal Uhlandschule und der Bereich ums Rathaus und die östliche Marktstraße mit eigenen Blockheizkraftwerken versorgt. Eine Lösung, die die Stadt theoretisch ebenfalls forcieren könnte. Genügend Abnehmer würden sich jedenfalls vermutlich finden, meinte Schuler. Allerdings hat diese Variante einen gravierenden Nachteil: sie ist bei weitem nicht so wirtschaftlich wie der zentrale Ansatz. So dürfte die Kilowattstunde bei der Lösung im Schulzentrum nur 6,5 Cent kosten, bei der Alternative zwei Cent mehr. Letzteres wäre insofern ein Hemmschuh, als das Produkt ja konkurrenzfähig sein müsse, erklärt der Erste Beigeordnete Gerhard Heim auf Nachfrage.

Genau das wäre beim zentralen Ansatz trotz langer Leitungen in die Altstadt der Fall. Was unter anderem daran liege, dass im Schulzentrum eben schon ein Holzkraftwerk steht, das speziell nachts und am Wochenende nicht ausgelastet ist, wie Wolfgang Schuler erläuterte. „Diese Wärme könnte man wo hinliefern“, sagte er. Zudem könne die Stadt den mitproduzierten Strom in der Schule nutzen und in anderen städtischen Gebäuden zumindest in der Bilanz gutschreiben. Darüber hinaus könne man später sogar das Neubaugebiet an der Affalterbacher Straße und die geplanten Sportstätten im Lauerbäumle vom Schulzentrum aus mit Wärme beliefern, erklärte Wolfgang Schuler. Auf Nachfrage von Barbara Eßlinger von den Grünen konstatierte er, dass auch Nebenstränge in der Altstadt ans Netz genommen werden könnten. „Wenn da zehn mitmachen, kriegt man das bestimmt hin“, pflichtete Bürgermeister Jan Trost bei.

Allesamt Perspektiven, die den Stadträten ausgesprochen gut gefielen. Entsprechend wurde die Verwaltung bei zwei Enthaltungen beauftragt, „im Rahmen der Antragsstellung für das geplante Sanierungsgebiet ,Altstadt’ den Aufbau einer Nahwärmeversorgung vom Schulzentrum bis in das Sanierungsgebiet zu berücksichtigen“. Umgesetzt wird das Projekt also frühestens, wenn der Antrag bewilligt wird. Und auch dann muss sich erst zeigen, ob das Vorhaben überhaupt durchgezogen wird. Denn über das Programm sollen auch die Sanierung des Pfundhauses, der Marktstraße und anderes mehr in die Wege geleitet werden. Sollte sich der Gemeinderat je für den Aufbau der Nahwärmeversorgung entscheiden, müsste ein Betreiber für das Netz gefunden werden. Denn die Stadt will die Infrastruktur zwar aufbauen, aber dann an einen Dritten verpachten, wie Wolfgang Schuler auf Nachfrage von Hans Martin Gündner von der SPD erklärte.