Das Stück weckt ganz unterschiedliche Emotionen. Foto: Werner Kuhnle

Insgesamt 40 Zehntklässler des Friedrich-Schiller-Gymnasiums führen am Sonntag eine Tanzperformance auf.

Marbach - Ein Mädchen liegt mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden – ein lauter unangenehmer Pfeifton zieht alle Aufmerksamkeit auf diese Szene. Schülerinnen und Schüler der anderen Gruppen unterbrechen kurz ihre Arbeit und schauen herüber. Dann löst sich die Spannung, eine kurze Tanzdarbietung schließt sich an und alle arbeiten in ihrer Gruppe weiter.

Direkt nebenan geht es um das Thema Zerrissenheit. Der Hauptdarsteller dieses Teams ist heute krank, trotzdem erarbeiten alle noch weitere Details ihres Parts, der am Wochenende in die Gesamtperformance einfließt. „Bisher hat jede Gruppe für sich gearbeitet“, erklärt Schülerin Sina Tetzloff, „bei uns geht es darum, wie sich Gefühle ändern, wenn jemand dazukommt, der neu und fremd ist“. Ihre Arbeitsgruppe möchte tänzerisch darstellen, wie zerrissen man sein kann, wenn jemand zu einer bestehenden Gruppe dazukommt. „Das hat jeder von uns schon einmal erlebt, zum Beispiel, wenn Klassen neu zusammengestellt werden.“ Hannah Zilesch aus der gleichen Gruppe ergänzt: „Die Frage ist auch, was ändert sich im Alltag? Und das möchten wir mit unserer Performance ausdrücken.“ Und auch wenn man sich in der Pubertät verändere, müsse man mit den neuen Gefühlen klarkommen und sich fragen: Wie integriere ich das, was neu ist?

Sechs Arbeitsgruppen haben sich in den Räumen des alten Kinos in Marbach mit seinem morbiden Charme verteilt. Sie proben, diskutieren und probieren wieder. Für dieses Projekt arbeiten 40 Schüler von vier 10. Klassen aus dem „Kunstprofil Intermediale Kommunikation“ (Kimko) seit den Sommerferien zusammen.

„Ganz am Anfang haben wir den Schülern einfach nur Fotos gezeigt. Fotos von Ländern, von Kulturen und Traditionen“, erinnert sich Anja Abele, eine der beiden Lehrerinnen, die das Projekt betreuen. „Danach sollten die Schüler alles aufschreiben, was ihnen dazu einfällt – und später die interessantesten Formulierungen heraussuchen.“ Weiter ging es bei dieser kreativen Schreibtechnik damit, das Thema Heimat herauszufiltern und dazu zu recherchieren. Anschließend setzten die Schüler in Zusammenarbeit mit der Tanz und Theater Werkstatt Ludwigsburg (TTW) die Inhalte in Bewegung um. „Am Anfang hatten die Schüler schon Bedenken“, berichtet Lehrerin Konstanze Roth, „aber die Arbeit mit den Theaterpädagogen war wirklich authentisch und sehr gut.“

Jetzt am Wochenende geht es darum, alles, was die einzelnen Arbeitsgruppen erarbeitet haben, in ein Gesamtwerk zu integrieren. Die Lehrerinnen haben alle Parts der einzelnen Gruppen per Video aufgezeichnet und bereiten sich so auf das Wochenende vor. Am Samstag ist ein ganzer Tag für Proben eingeplant, dann kommt auch die Technikgruppe dazu, die sich beispielsweise um Ton und Beleuchtung kümmert. Am Sonntag beginnen die Vorbereitungen dann am Nachmittag.

Info Die FSG-Schüler laden ein zur Aufführung der Tanzperformance:  „Deine Heimat. Meine Heimat“ am Sonntag, 23. Oktober, 18 Uhr,  im alten Kino in der Marbacher Güntterstraße. Eingeladen sind alle Interessierten, Eltern und Freunde. Teilnehmen werden auch Vertreter des Asylkreises der Schillerstadt und Flüchtlinge, damit im Anschluss alle miteinander ins Gespräch kommen können. Der Eintritt ist frei, Spenden sind erwünscht.