Das Gericht hat einen Fall verhandelt, in dem es um Raub und Körperverletzung ging. Foto: dpa

Ein 37-Jähriger stand vor Gericht, weil er eine Frau überfallen hat. Als er floh, wurde er von Jugendlichen überwältigt.

Marbach - Weil ein Schüler und drei junge Flüchtlinge beherzt eingegriffen haben, ist dem Opfer eines Raubes mit Körperverletzung noch Schlimmeres erspart worden. Zwar hatten die Jugendlichen einige Mühe, den kampfsporterprobten Täter zu überwältigen, doch es gelang ihnen letztlich, ihn bis zum Eintreffen der Polizei festzuhalten. Für die Tat vom Juni dieses Jahres wurde der Angeklagte jetzt vom Amtsgericht Marbach – unter verbalem Tumult – zu drei Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt.

Das Opfer, eine 29-jährige Geschäftsfrau, war gerade dabei, gegen Mittag ihre Einnahmen zur Bank in Bietigheim-Bissingen zu bringen, als zwei Männer auf dem Parkplatz vor dem Kreditinstitut ihren Weg kreuzten. Mit zitternden Händen und zeitweise um Fassung ringend, berichtete sie vor der Kammer den Tathergang. Danach fasste der Angeklagte nach ihrer Tasche, in der sich mehrere tausend Euro befanden. Er zog und zerrte, doch die selbstständige Unternehmerin verteidigte ihre Tasche und schrie um Hilfe. Der 37-Jährige, der nach eigenen Angaben gelernter Bodyguard ist, stieß sein Opfer schließlich um und schleifte die Frau, an der Handtasche ziehend, ein paar Meter über den Boden. Der andere Mann verdrückte sich.

Zuerst glaubte er, die beiden streiten nur, gab der junge Schüler zu Protokoll. Doch dann hörte er die Hilfeschreie und rannte los, mit ihm drei weitere Jugendliche. Zwar floh der 37-Jährige, doch die vier Verfolger holten ihn ein und stürzten sich auf ihn.

Die junge Frau erlitt bei der Attacke starke Schürfwunden an den Armen, Beinen und am Körper sowie eine Platzwunde am Kopf. „Ich habe noch ein Stück weit mit der Sache zu kämpfen, bin schreckhaft, wenn sich von hinten schnell jemand nähert“, schilderte die 29-Jährige ihre aktuelle Situation. Weitaus belastender seien jedoch die ständig wiederkehrenden Träume mit dem starren Blick des Täters.

„Sie waren keine 24 Stunden in Deutschland und überfielen eine Frau“, sagte die Vorsitzende Richterin Ursula Ziegler-Göller in der Urteilsbegründung. 1996 war der 37-Jährige aus seiner Heimat Kosovo nach Deutschland gereist und hatte hier eine Familie gegründet. Zehn Jahre und drei Verurteilungen später schoben ihn die Behörden 2006 mit einer Sperre für Deutschland von zehn Jahren ab. Einen Tag vor der Tat kehrte er zurück, um nach eigenen Angaben seinen in Heilbronn lebenden Bruder zu besuchen.

Die Kammer war dem Antrag der Staatsanwaltschaft gefolgt, die für die Tat trotz des Geständnisses „eine erhebliche Freiheitsstrafe“ für notwendig hielt. Der Angeklagte hatte beteuert, er habe „eine Dummheit getan“ und schäme sich, denn er sei nicht der Typ, der Frauen schlage. Schwerer wog für die Richterinnen jedoch der Umstand, dass der 37-Jährige bereits mehrfach in Deutschland wegen Diebstahls und schweren Bandendiebstahls bestraft wurde. Der Angeklagte machte seinem Ärger über das hohe Strafmaß mitten in der Urteilsbegründung ungebührlich Luft, fuchtelte herum und schrie „sofort Berufung“.