Die Besucher schauen mit Interesse, was die Schüler auf die Beine gestellt haben. Foto: avanti

Eine Ausstellung von Gymnasiasten zum Thema „Lebensretter Buchecker“ ist am Samstag eröffnet worden. Zum Konzept gehört auch ein Audioguide.

Marbach - Wer hat sich beim Waldspaziergang schon einmal Gedanken gemacht, dass die Früchte der Rotbuche, die Bucheckern oder auch „Buchele“, in der Nachkriegszeit Leben retteten? Seit Samstag dürften es in Marbach einige mehr sein. Da wurde eine Ausstellung von zwei neunten Klassen des Friedrich-Schiller-Gymnasiums (FSG) im Rathaus eröffnet, die sich fächerübergreifend in Geschichte und Kimko mit diesem Thema befasst haben. Kimko steht für „Kunstprofil mit Schwerpunkt intermediale Kommunikation“ und wird seit 2013 unterrichtet.

„Das ist Schule, wie sie sein soll“, freute sich FSG-Leiter Christof Martin. Die Neuntklässler haben sich nicht nur mit der künstlerischen Gestaltung beschäftigt, sondern auch mit der kompletten Organisation der Veranstaltung. Dazu gehörten die Sponsorensuche, das Design von Plakat, Flyer und Katalog und anderes mehr.

In Marbach schlug die Ölmühle Jäger das Öl aus den Buchele. Das war in der von Hunger geprägten Nachkriegszeit dringend nötig. Fritz Jäger, damals noch ein Kind, erinnerte sich vor zwei Jahren daran, wie der Postbote und Fuhrunternehmer Gottlob Holzwarth die Säcke zur Ölmühle brachte. Weil es sich dabei auch um ein Stück Geschichte handelt, sprach Jäger den Geschichtslehrer Ulrich von Sanden auf die Thematik an. Der war angetan von der Möglichkeit, Geschichte mit Stadtgeschichte zu verbinden und holte seine Kimko-Kolleginnen Anja Abele, Konstanze Roth und Judith Müller mit ins Boot.

Die Schüler der Klassen 9i und 9k haben zwischen Rathaus und Ölmühle einen Rundgang eingerichtet, der beispielsweise mit Bild- und Tonaufnahmen von Zeitzeugen, aber auch mit Installationen wie einer „zerstörten Brücke“ die Nachkriegszeit erlebbar macht. Auch einen Audioguide gibt es. Für die Ausstellung haben die Jugendlichen Fritz Jäger und einigen seiner Bekannten Löcher in den Bauch gefragt. Nun sind zwischen Ölmühle und Rathaus verschiedene Stationen zu Themen wie „Zerstörung“, „Tradition Buchele“, „Hunger“, „Flüchtlinge“, „Entnazifizierung“ und „Demokratischer Neubeginn“ zu sehen. Zur Ausstellungseröffnung haben die Teenager zudem den „Bott“ Holzwarth wieder zum Leben erweckt: Der Steinheimer Michael Müller fuhr mit Pferd, beladenem Leiterwagen und in historischer Kleidung vor dem Rathaus vor.

Unterstützung haben die Gymnasiasten unter anderem vom Stadtarchiv bekommen, erzählte Ulrich von Sanden: „Die Putzmühle, mit der man die Bucheckern von Laub und Erde befreite, und die Öfen aus alten Granaten hat uns das Archiv zur Verfügung gestellt.“ Die Schürzen, in denen die Frauen früher die Buchele sammelten, wurden dagegen neu genäht.