In der Schillerstraße sind die Stickstoffdioxyd-Werte hoch. Foto: Archiv (Oliver von Schaewen)

Es zeichnet sich ab, dass der Grenzwert für Stickstoffdioxid an zwei Messstellen überschritten wird.

Marbach - Täglich wälzen sich unzählige Autos und Laster durch die Straßen der Schillerstadt. Welche Auswirkungen das auf die Luftqualität hat, konnte bis Ende 2015 nur geschätzt werden. Seit Anfang des Jahres will es die Kommune genau wissen. Sie lässt sowohl die Feinstaubbelastung als auch die Stickstoffdioxidwerte erfassen. Das Zwischenergebnis stellte der Ordnungsamtsleiter Andreas Seiberling am Donnerstag im Ausschuss für Umwelt und Technik vor. Er führte aus, dass man in Sachen Schwebestaub aktuell nicht mit den zulässigen Grenzwerten in Konflikt gerate. Die erlaubte Höchstmarke liege bei 50 Nanogramm pro Kubikmeter und sei bislang nur an drei Tagen überschritten worden. Erst ab 35 Überschreitungen im Kalenderjahr müsse reagiert werden. „Stand jetzt ist nicht davon auszugehen, dass wir auf diese 35 Überschreitungstage kommen werden. Außer wir hätten einen außergewöhnlich strengen Winter“, erklärte Andreas Seiberling. Gemessen wird die Feinstaubbelastung in der Schillerstraße, wo der Verkehr besonders dicht ist.

Ganz anders ist indes die Lage hinsichtlich der Stickstoffdioxidwerte. Die Konzentration in der Luft lässt die Stadt an drei Standorten überprüfen: in der Schillerstraße, in der Rielingshäuser Straße und in der Güntterstraße. Bei den erstgenannten Messpunkten seien die Grenzwerte überschritten worden, berichtete Andreas Seiberling. „Und das scheint sich in der zweiten Jahreshälfte fortzusetzen.“ Die Obergrenze liegt gemittelt übers Kalenderjahr bei 40 Nanogramm pro Kubikmeter. In der Schillerstraße erreichte die mittlere Konzentration von Januar bis Ende August einen Wert von 52, in der Rielingshäuser Straße von 50. Der monatliche Spitzenwert betrug bei beiden Messstellen 57 Nanogramm pro Kubikmeter. Sollten sich die Immissionen auch nach zwölf Monaten über dem Richtwert bewegen, löse das eine Handlungspflicht aus, erklärte Seiberling. Über das Endergebnis werde man wohl in der ersten Sitzung 2017 berichten. Dann werde man je nach Lage einen Luftreinhalteplan einfordern, sagte er.

Benjamin Flaig von der Gruppe Puls stufte die Entwicklung bei den Stickstoffdioxidwerten als bedenklich ein. Wie auch Heike Breitenbücher von der CDU erkundigte er sich zudem, wie man auf die hohe Belastung reagieren und für eine Reduzierung könne. Der Fachingenieur Wolfgang Schröder erläuterte daraufhin, dass vom Regierungspräsidium beispielsweise ein Durchfahrtsverbot für Lastwagen erlassen werden könne. Ein Tempolimit sei auch eine Option, konstatierte der Experte.

Diese Perspektive spreche dann dafür, in den Hauptverkehrsachsen über den Lärmaktionsplan auf Tempo 30 zu setzen, meinte Jochen Biesinger. Die Stadt hat über diese Schiene die Wahl, ganztags 40 einzuführen oder alternativ 30, dann aber auf die Zeit von 22 bis 6 Uhr begrenzt. Ein Zusatz, der über die Geschwindigkeitsbegrenzung durch einen potenziellen Luftreinhalteplan vielleicht einfach gestrichen werden könnte, erklärte Jochen Biesinger.

Martin Mistele von den Freien Wählern merkte an, dass das Ganze eigentlich auf EU-Ebene gelöst und gesteuert werden müsse. Denn die Belastung hänge maßgeblich davon ab, welche Automodelle auf welchem technischen Niveau jeweils auf den Straßen unterwegs sind.

Derweil zeigte sich Jürgen Waser von den Grünen froh, die Ergebnisse überhaupt vorliegen zu haben. Denn sonst wüsste man nichts von den Überschreitungen. Insofern sei es richtig gewesen, dass der Gemeinderat einst beschlossen habe, die Messungen in Auftrag zu geben.