Die Freiwillige Feuerwehr hat sich am Montagabend auf dem Kraftwerksgelände auf mögliche Unfälle vorbereitet. Foto: Karsten Schmalz

Die Freiwillige Feuerwehr hat sich am Montagabend auf dem Kraftwerksgelände auf mögliche Unfälle vorbereitet.

Marbach -

Mehr als 70 000 Liter Heizöl lagern in acht Tanks auf dem Kraftwerksgelände am Neckar. In unmittelbarer Nachbarschaft sind Getreidesilos der Ölmühle sowie das Betriebsgelände eines Chemikalienhändlers. Grund genug für die Freiwillige Feuerwehr aus Marbach, sich auf mögliche Unfälle vorzubereiten. Am Montagabend waren deshalb 60 Einsatzkräfte und zwölf Fahrzeuge zu einem sogenannten „scharfen Test“ an diesem äußersten Zipfel des Stadtgebiets zu finden.

Das Szenario: Bei einem Kontrollgang wurde festgestellt, dass aus einem der Tanks Öl austritt und Feuer gefangen hat. Außerdem wird eine Person vermisst. Der Schichtleiter löst internen Alarm aus. „Dies ist eine Notfallübung. Feuer im Bereich Tank eins. Verlassen Sie sofort die Gebäude und begeben Sie sich zum Sammelplatz!“ Während die Sirene heult, wird der Notruf auch über die 112 abgesetzt und landet bei der Leitstelle in Ludwigsburg, die ihrerseits die Marbacher Feuerwehr alarmiert. Keine fünf Minuten später erscheinen die ersten beiden Fahrzeuge mit Blaulicht und Sirene. Die allerdings, so Michael Kienzle von der Feuerwehr, wurde erst mit Einfahrt auf das Gelände eingeschaltet. „Wir wollen den normalen Verkehr nicht unnötig stören.“ Dann klappt alles wie am Schnürchen. Feuerwehrleute mit schwerem Atemschutz hasten vorüber, Schläuche werden ausgerollt und angeschlossen, Scheinwerfer aufgebaut. In kürzester Zeit ist die vermisste Person, in diesem Fall eine Puppe, trotz der kräftig arbeitenden Nebelmaschine gefunden und wird „wiederbelebt“. Das Wasser, das aus Hydranten und dem Neckar stammt, prasselt in hohen Bögen zur Kühlung auf Tanks und Silos, schützt aber auch den nebenan stehenden leeren Lkw des Chemikalienhändlers, um einen Dominoeffekt zu verhindern, erklärt Roland Stützle. Er ist Leiter des Bereichs Umweltschutz bei der EnBW, die die Tanks an einen Duisburger Tanklagerbetreiber vermietet hat. Denn das Kraftwerk am Neckar dient nur noch als Reserve und läuft maximal 200 Stunden im Jahr.

Weil das Boot der Marbacher Wehr einen Motorschaden hat, bleibt es an diesem Abend im Magazin, statt einen möglichen Ölaustritt zu kontrollieren. Doch „wenn es wirklich ernst wäre, bekämen wir noch Unterstützung aus Benningen, Freiberg und Ludwigsburg“, beruhigt Michael Kienzle. Auch die Wanne rund um die Tanks ist dicht. Trotzdem wird, wie im Ernstfall, sicherheitshalber eine Ölsperre zum Neckar hin angebracht.

Am Ende der knapp einstündigen Übung, die mit einer Lagebesprechung endet, ist Einsatzleiter Veit Keim zufrieden. Die Kommunikation zwischen der EnBW, dem Chemikalienhändler und dem Tanklagerunternehmen hat ebenso reibungslos funktioniert wie die Zusammenarbeit der Floriansjünger untereinander.