Am FSG haben die Schüler viele Möglichkeiten. Jetzt kommt eine weitere hinzu: Russisch wird zweite Fremdsprache. Foto: Werner Kuhnle

Das Fach soll am Marbacher Friedrich-Schiller-Gymnasium als zweite Fremdsprache eingeführt werden. Grünes Licht gab es auch für NWT in der Oberstufe.

Marbach - Wer im G8-Zug vor dem Wechsel in die sechste Klasse steht, hat am Friedrich-Schiller-Gymnasium die Qual der Wahl. Die Mädchen und Jungs können entscheiden, ob sie Latein, Französisch oder Chinesisch als zweite Fremdsprache lernen wollen. Dieses ohnehin schon breit gefächerte Angebot soll vom Schuljahr 2016/17 an sogar noch ausgebaut werden. Das FSG will dann nämlich auch noch Russisch ins Programm aufnehmen. „Im Grunde komplettiert das das Portfolio“, erklärte der Schulleiter Christof Martin am Donnerstag im Verwaltungsausschuss des Gemeinderats. Doch hinter dem Vorstoß steckt noch mehr. Sprachlich werde so das Tor nach Osteuropa geöffnet, betonte Martin. Insofern handle es sich um eine sinnvolle Erweiterung. Das sah auch das Gremium so und segnete einstimmig den Wunsch auf Einrichtung von Russisch als zweiter Fremdsprache ab.

Damit ist das Vorhaben zwar noch nicht in trockenen Tüchern, weil das Regierungspräsidium den Antrag auch noch bewilligen muss. Aber das dürfte eher eine Formalie sein. Denn wie Christof Martin mitteilte, sei ja das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport auf das FSG zugegangen mit der Bitte, das Thema zu forcieren. Dass man sich mit diesem Anliegen an die Schule in Marbach wandte, war natürlich kein Zufall. Es müsse sich schließlich eine ausreichend große Gruppe von Kindern finden, die Russisch schon ab der sechsten Klasse lernen wolle, gab Martin zu bedenken. Deshalb seien für das Projekt im Prinzip nur schülerreiche Gymnasien wie das FSG infrage gekommen.

Der Oberstudiendirektor hat auch keine Zweifel, dass die Nachfrage am Ende stimmt. „Ich denke, dass das funktioniert“, konstatierte er. Für eine Studienfahrt nach Moskau hätten sich sage und schreibe 80 Heranwachsende beworben. „Das zeigt, dass ein Interesse da ist“, meinte Martin. Zudem besuchten Schüler aus dem slawischen Raum das Gymnasium. Und die brächten eine Affinität zum Russischen mit. Überdies wertet es Martin als Vorteil, dass die Sprache schon in der sechsten Klasse auf den Stundeplan gelupft werden soll. Eine Alternative wäre die achte Klasse gewesen. Aber da verfüge man über ein enormes Angebot – und damit auch über gewaltige Konkurrenz.

„Wenn Russisch zweite Fremdsprache wird, ist die Akzeptanz größer“, pflichtete Ulrich Frech von der CDU bei. „Und Russisch darf nicht fehlen am FSG“, fügte er hinzu. Frech zeigte sich auch überzeugt, dass es sich um eine friedensfördernde Maßnahme handle – vor dem Hintergrund des Konflikts um die Ukraine. „Trotz der Ukraine-Krise steht man dazu“, lobte auch Hendrik Lüdke von Puls den Schritt, den das FSG gehen will. Die Sprache des anderen zu beherrschen, bedeute den anderen zu verstehen, erklärte er. „Ich hoffe, dass das eine dauerhafte Einrichtung wird.“

Dr. Michael Herzog von den Freien Wählern hob ebenfalls auf den möglichen Beitrag zur Völkerverständigung ab. „Das deutsch-russische Verhältnis ist ausbaufähig“, meinte er. Um die Beziehungen zu stärken, helfe es weiter, wenn sich die Leute unterhalten können. Zudem seien die deutsche und die russische Wirtschaft eng verwoben. Vor diesem Hintergrund sei es vernünftig, wenn sich viele die Sprache des anderen aneigneten. Und zwar am besten in jungen Jahren, wenn das noch leichter falle. „Auf lange Sicht ist es sinnvoll, Russisch sprechen zu können“, pflichtete Heinz Reichert von der SPD bei. „Die Beziehungen werden bestimmt auch wieder aufgenommen“, sagte er. Barbara Eßlinger von den Grünen wollte indes die politische Bedeutung gar nicht so hoch hängen. „Das ist einfach eine wunderschöne Sprache“, erklärte sie. Das Land habe zudem „wunderbare Schriftsteller hervorgebracht“, die sie selbst leider nicht im Original lesen könne – die Schüler am FSG allerdings bald schon.