Ein fröhlicher Spaziergang durch Rielingshausen gehört bei der „Auszeit“ einfach dazu. Foto: Sandra Brock

Menschen mit Demenz werden drei Tage lang im Rielingshäuser Gemeindehaus betreut. Zum Abschluss wird ein gemeinsamer Gottesdienst gefeiert.

Marbach-Rielingshausen - Vor dem Gemeindehaus sammelt sich die „Wandergruppe“. Sieben der acht Gäste sind mit von der Partie – und noch einmal so viele Betreuer. Die an Demenz erkrankten Marbacher, Rielingshäuser und Steinheimer verbringen drei Tage Urlaub im Gemeindehaus.

Das Projekt, das die Diakonin Carmen Meinhardt-Pfleiderer erstmals ins Leben gerufen hat, nennt sich „Auszeit“. Drei Nachmittage können Menschen mit Demenz hier verbringen und eine schöne Zeit erleben. Los geht es mit einem gemütlichen Kaffeetrinken am schön gedeckten Tisch. Es folgt – wie am Mittwoch – zwar keine große Wanderung, dafür ein kleiner, aber feiner Spaziergang durch den Ort. Jeder in seinem Tempo, teilweise Hand in Hand mit einem Betreuer, vertieft in Gespräche oder in die Landschaft.

„Diese Form von Vertrautheit“, sagt Carmen Meinhardt-Pfleiderer, „die braucht das Projekt“. Sie ist begeistert von dem Engagement der zwölf Ehrenamtlichen, die bei der „Auszeit“ mitmachen. „Wie sie das hier begleiten, das ist ein Geschenk“, sagt sie. Die Diakonin bekommt aber auch von den Helfern die Rückmeldung, dass auch sie viel mitnehmen bei dem Pilotprojekt. Insofern ist das Ganze dreifach wertvoll: Für die an Demenz Erkrankten, für die Betreuer im Gemeindehaus und nicht zuletzt für die Angehörigen.

Denn die Angehörigen sind „enorm belastet“, weiß Meinhardt-Pfleiderer. „Bei aller Liebe reichen irgendwann die Kräfte nicht mehr.“ Die „Auszeit“ nutzen sie für die einfachen Sachen. Manche für einen Besuch im Freibad, manche, um ein Buch zu lesen oder ein Stück Kuchen zu essen, berichtet sie.

Darauf ist die „Auszeit“ ausgelegt: Dass sie die Beteiligten bereichert. So müssen zum Beispiel auch dreieinhalb Stunden am Nachmittag reichen. „Sonst wird es zu viel“, sagt die Diakonin. „Wenn wir den Angehörigen durch späteres Heimkommen eine Nachtunruhe bereiten würden, würden wir ihnen keinen Dienst erweisen – und sie sollen ja von dem Projekt profitieren.“

Außer dem Wandern steht bei der „Auszeit“ vor allem auch das Singen im Vordergrund. „Wir singen den ganzen Tag“, sagt Meinhardt-Pfleiderer lachend. „Durchs Singen knüpfen Menschen an gute Erinnerungen an – egal, ob sie dement oder sehr alt sind.“ Gemeinsam ist das Stichwort bei den drei Auszeit-Tagen. Gäste und Betreuer singen und musizieren nicht nur zusammen, sie decken auch den Tisch, bereiten Kartoffelsalat zu, garteln ein wenig oder gehen eben spazieren.

Angelaufen ist ein Projekt, das Carmen Meinhardt-Pfleiderer gerne wiederholen würde, am besten zweimal pro Jahr. Aber sie geht es vorsichtig an. „Wie es weitergeht, muss man sehen, denn ohne die Ehrenamtlichen geht so ein Projekt gar nicht.“