„Bewahrt Rielingshausen“ ist in großen Lettern geschrieben – gefolgt von mehreren Ausrufezeichen. Foto: avanti

Mehr als 300 Menschen haben mit einer Menschenkette die Dimensionen des geplanten Erweiterungsvorhabens verdeutlicht.

Marbach-Rielingshausen - Von dem kalten Wind, der am Sonntag über die Felder gepfiffen hat, haben sie sich nicht abhalten lassen. 335  Menschen – so viele haben die Veranstalter gezählt – sind dem Aufruf der Bürgerinitiative gegen die Steinbrucherweiterung zu einem Informationsspaziergang gefolgt. Zur Freude der Veranstalter waren auch ein paar Ortschafts- und Gemeinderäte sowie der CDU-Landtagsabgeordnete Fabian Gramling darunter. Auch der evangelische Pfarrer Eberhard Weisser war vor Ort. Sie alle wollten sich, ebenso wie die betroffenen Bürger, selber ein Bild machen. „Danke, dass Sie sich das gemeinsam mit uns anschauen wollen“, sagte Carmen Kiesele, neben Stefan Heß Sprecherin der Initiative.

Beide zeigten sich „überwältigt von der großen Resonanz“. Für viele sei Rielingshausen schon immer die Heimat gewesen, sagte Heß, andere hätten sich das „sehr beschauliche Dorf“ bewusst ausgesucht – wegen seiner Ruhe und Überschaubarkeit, wegen der guten Infrastruktur und „wegen der Natur direkt vor der Haustür.“ Das Gelände oberhalb des Ortes sei Naherholungsgebiet, Jugendtreff, Reitweg, Schlittenbahn im Winter und vor allem der direkte und gefahrlose Zugang zum nahegelegenen Naturschutzgebiet. „Wir wollen uns das alles nicht komplett kaputtmachen lassen!“, rief er unter dem Beifall der Anwesenden. Entschieden werde das letzten Endes in Stuttgart, „aber wir zählen darauf, dass diese gewählten Vertreter uns hören und sich bewusst machen, was das für uns in Rielinghausen bedeuten würde, und sich dagegen entscheiden“, so Heß weiter.

Der lange Zug des Steinbruchspaziergangs bewegte sich zuerst zum derzeitigen Werksgelände, dessen Größe schon einige überraschte. „Meine Güte, was war das früher für ein kleines Ding“, staunte eine Frau. Carmen Kiesele betonte unterdessen: „Die angestrebte Erweiterung wird etwa viermal so groß sein wie das Loch, das Sie hier sehen.“

Als nächstes schritt der lange Zug, in dem auch etliche Kinder und Kinderwagen auszumachen waren, das Gelände ab, das bereits für eine Erweiterung genehmigt ist. Von der Höhe aus konnte man deutlich sehen, dass der Steinbruch schon mit dieser Stufe recht nah an den Ort heranrückt. „Ursprünglich war geplant, dass das bis 2032 reichen soll, nun ist von 2027 die Rede“, erklärte Stefan Heß unterdessen einem Mann auf dessen Nachfrage. „Von hier bis zu den Bäumen?“, fragte ein anderer ungläubig, und eine Frau urteilte: „Das kann doch reichen.“

Einige Teilnehmer hatten selbstgebastelte Transparente und Pappschilder mitgebracht. Ein Mädchen reckte ein Schild mit der Aufschrift „Kein Feinstaub für Grundschüler“ in die Höhe, eine Frau daneben forderte „Rettet den Rotmilan“, und auf einem Leintuch stand zu lesen: „Keinen Meter weiter!“ Auch Vertreter des BUND hatten ihre Fahnen mitgebracht.

Entlang der Steinbrucherweiterung, die die Bürgerinitiative verhindern möchte, formierten die Teilnehmer eine Menschenkette. Einige davon hatten sich vorher erboten, Buchstaben nach oben zu halten, aus denen sich dann der Schriftzug „Bewahrt Rielingshausen“ formierte.

Zweck der Aktion sei nicht nur, die Besorgnis der Rielingshäuser zum Ausdruck zu bringen, so Heß. „Wir wollen auch informieren, denn wir haben festgestellt, dass vielen gar nicht bewusst ist, wie groß das fragliche Gebiet tatsächlich ist.“ Das wurde deutlich, als man die Kirchberger Straße erreicht hatte. Bis zu der soll die Erweiterung gehen. „Der Fehler wurde schon in den 50er-Jahren gemacht“, sagte eine Frau. „Damals haben sie ihre Seele verkauft.“

Der Grünen-Landtagsabgeordnete Daniel Renkonen war aus Zeitgründen nicht vor Ort, möchte sich aber am 4. Dezember mit Vertretern der Bürgerinitiative treffen.