Der Spargel kommt in diesem Jahr früh zum Vorschein. Foto: Werner Kuhnle

Der außergewöhnlich warme Frühling hat Erdbeeren und Spargel früher reif werden lassen. Es gibt schon das Stangengemüse, die Erdbeerernte beginnt bald.

Marbach-Rielingshausen/Pleidelsheim - Normalerweise können die Landwirte in hiesigen Gefilden den ersten Spargel irgendwann Mitte April stechen. Doch in diesem Jahr ist nichts normal. Der milde Winter und das angenehm warme Frühjahr haben dafür gesorgt, dass die Saison rekordverdächtig früh begonnen hat. „Die ganze Vegetation ist prinzipiell im Vergleich zu einem Durchschnittsjahr zwei Wochen früher dran. Das gilt auch für den Spargel“, sagt der Rielingshäuser Obstbauer Jens Eisenmann. Vor gut einer Woche seien bei ihm schon die ersten Spargel vom Feld geholt worden. Menge und Qualität legten seitdem stetig zu. „Es sieht gut aus“, fasst der Experte zusammen. Insbesondere gegenüber dem vergangenen Jahr, als das kalte, verregnete Frühjahr die Verbraucher auf eine harte Geduldsprobe stellte. Die Früchte kamen seinerzeit mit einer erheblichen Verzögerung auf den Markt.

Das kann man heuer nicht behaupten. „Der Spargel ist sehr früh dran“, bestätigt die Pleidelsheimer Obstbäurin Doris Baust die Erfahrung von Jens Eisenmann. Seit einer guten Woche werde das edle Gemüse aus eigener Produktion verkauft. Das sei etwa zehn Tage eher als sonst. Dabei zieht die Familie Baust den Spargel konventionell unter einer Folie. Wer die Gewächse per Tunnel abdecke, sei noch eher dran gewesen, erklärt Doris Baust. Gleichwohl ist derzeit nicht alles Gold, was glänzt. Sorgen bereiten ihr vor allem die Nachtfröste. Da gehe der Ertrag beim Spargel gleich um 50  Prozent zurück, sagt sie. Und die Erdbeeren müsse man gut schützen bei einer solchen Witterung, gibt sie zu bedenken.

Davon kann auch Jürgen Stirm ein Lied singen. Der Rielingshäuser Obstbauer musste beispielsweise in der Nacht von Montag auf Dienstag seine Erdbeeren mit einer Folie abdecken. Ein Vlies sei ohnehin schon drauf gewesen, erklärt er. Als kontraproduktiv erweise sich gerade, dass die Früchte bereits mit Stroh davor bewahrt werden müssen, dreckig zu werden. Das Stroh wirke nach unten isolierend, sodass von da nicht so viel Wärme abgestrahlt werden kann. Wenn es dann von oben richtig knackig kalt wird, könne es gefährlich werden, erklärt Jürgen Stirm. Doch Fachleute wie er oder Jens Eisenmann wissen sich auch in solchen Situationen durchaus zu helfen: Mittels einer Frostschutzberegnung, die Wärme freisetzt.

Abgesehen von der Kälte treibt die Landwirte noch ein Problem um: die Trockenheit. „Es sollte mal zwei Tage regnen“, sagt Doris Baust. Man habe zwar eine Beregnungsanlage, wolle diese aber nicht unbedingt jetzt schon anwerfen. „Es fehlt Wasser“, pflichtet Jürgen Stirm bei. Man könne nicht alle Flächen beregnen lassen.

Doch die lange Trockenperiode wird eines nicht ändern: Dass die Erdbeeren bei den Stirms so früh gepflückt werden wie noch nie. Es komme jetzt natürlich auf den weiteren Witterungsverlauf an, schränkt Jürgen Stirm ein. Aber er schätzt, dass die ersten Früchte in der Woche nach Ostern oder zumindest in der Woche darauf gepflückt werden können. „Normal wäre Mitte Mai.“

Spätestens Mitte oder Ende nächster Woche sollen die roten Früchte auch bei den Eisenmanns geerntet werden. Jedenfalls die, die im Freiland wachsen. Denn der experimentierfreudige Jens Eisenmann hat mal wieder etwas ausprobiert und heuer zum ersten Mal Erdbeeren im Gewächshaus herangezogen. Schon Ende März habe er auf diese Weise lesen und den Hofladen mit den Früchten bestücken können. „Das war der Wahnsinn“, freut sich der Rielingshäuser, der generell ein positives Zwischenfazit zieht. „Ich freue mich über die Wärme. Und mir ist es grundsätzlich lieber, wenn es zu trocken als zu nass ist.“ Auch wenn ein wenig Nass von oben die Aussaat der Kürbiskerne erheblich erleichtern würde. „Der Frost ist aber das größte Übel“, erklärt er – was sich in der Nacht auf Mittwoch bemerkbar machte, als es bei den Erdbeeren „ein paar Blüten erwischte“.

Tückisch sind die Minusgrade für die Vegetation also allemal. Zumal „alles früher blüht“, wie Jens Eisenmann betont. Die Apfelbäume stünden schon seit zwei Wochen in der Blüte, die Kirschen seien sogar schon abgeblüht. „Alles ist weiter als sonst“, bestätigt Jürgen Stirm. „Wir hatten praktisch keinen Winter, keinen Schnee, keinen Frost“, erklärt er – der jetzt wie seine Kollegen aus der Branche hofft, dass das Wetter keine Kapriolen mehr schlägt und man ohne Ausfälle bis zur Ernte kommt.