Sonne, Mond und Sterne leuchten beim Umzug der Jugendfeuerwehr in Murr. Foto: avanti

Kinder sind mit ihren Laternen zu St. Martin durch die Straßen der Gemeinden gezogen.

Marbach-Rielingshausen/Murr - Alljährlich um den Sankt-Martins-Tag herum ziehen Kinder und Eltern durch Dunkelheit und Kälte ihrer Heimat im November. Denn auch Sankt Martin, der Bischof von Tours, hat mit seiner Frömmigkeit und Hilfsbereitschaft die Dunkelheit der Welt erhellt. Zur Erinnerung an ihn gab es am Freitag Umzüge in Rielingshausen und in Murr, neben vielen weiteren auch in Marbach und im Bottwartal am ganzen Wochenende. Trotz des Regens am Freitag brannten die Laternen ungerührt. Denn statt durch Kerzen wurden sie meist durch kleine Glühlampen erhellt. Die Liedzeile „brenne auf mein Licht, brenne auf mein Licht, aber nur meine liebe Laterne nicht“ ist deshalb, obwohl nach wie vor gern gesungen, nur eine Erinnerung an frühere Zeiten. Und das ist gut so, denn vor allem die Allerkleinsten gehen zum Teil noch recht ruppig mit ihren Papierlampions um.

Um 18 Uhr versammelten sich die Rielingshäuser Kinder mit ihren bunten Lampions auf dem Platz zwischen Rathaus und dem hell erleuchteten „Häusle“. Auf sie wartete ein besonderes Erlebnis: Sankt Martin alias Rudolf Singer kam auf einem großen braunen Pferd angeritten, mit einem eindrucksvollen goldenen Helm auf dem Kopf und in einen roten Mantel gehüllt. Denn, so erzählte Raphaela Vogel, Religionslehrerin an der Quellengrundschule: Martin war ein römischer Offizier, bevor er sich taufen ließ und erst Pfarrer, später dann Bischof wurde. Auch besungen wurde der Heilige, der seinen Mantel mit einem Bettler geteilt hat. Zur Banjobegleitung von Dieter Köstler, der ebenfalls an der Grundschule unterrichtet, sangen Kinder und Eltern unter anderem „Ein armer Mann“ und „Sankt Martin, Sankt Martin“, aber auch weltliche Klassiker wie „Ich geh mit meiner Laterne“ und „Laterne, Laterne“.

Nach einem kurzen Spiel, bei dem St. Martin um einen am Boden knienden Bettler herumritt und ihm dann die Hälfte seines Mantels gab, sowie von Kindern verlesenen Fürbitten für „Menschen, in deren Leben es dunkel ist“, folgten die Lichtträger dem Reiter durch den Ort. Wegen des Wetters wurde, anders als sonst, nur einmal unterwegs Pause zum Singen gemacht. Im Häusle warteten dann Leberkäsweckle und Punsch zum Aufwärmen.

Auch die Jugendfeuerwehr in Murr hatte nicht nur für Fackeln, sondern auch für Punsch, Glühwein und Saitenwürstle im Anschluss an den Umzug gesorgt. „So kommt ein wenig Geld in unsere Kasse“, sagte Jugendwart Maximilian Fink. Doch vorher wurden die Kinder und ihre Eltern noch vom Musikverein Murr und Fackelträgern der Feuerwehr durch die dunklen Straßen geleitet. Auffallend groß war die Vielfalt der oft selbst gebastelten Laternen. Da gab es Enten, Drachen, lustige Köpfe mit Schlappohren und sogar ein Feuerwehrauto. Ein paar der größeren Kinder trugen mit erkennbarem Stolz und großer Vorsicht auch selber eine Fackel. Die beiden bekanntesten Laternenlieder durften in Murr ebenfalls nicht fehlen und sind, wenn man nach der Zahl der Mitsänger geht, immer noch weitaus bekannter als die Titel „Kommt, wir woll’n Laterne laufen“ und „Durch die Straßen auf und nieder“. Auch hier wurde an verschiedenen Punkten im Ort angehalten, bevor es zum Aufwärmen ins trockene Feuerwehrhaus ging.