Jürgen Stirm zeigt den Kindern, wo an ihrem Bäumchen später Blätter wachsen. Foto: Frank Wittmer

Einen Apfelbaum pflanzen – das hat der Martin-Luther-Kindergarten in Rielingshausen beim Obstbauern Jürgen Stirm getan. Die Kinder nahmen einiges mit.

Marbach-Rielingshausen - Eifrig packen die Kleinen mit an. Der große Spaten ist fast zu schwer, aber die Kinder aus dem Martin-Luther-Kindergarten wollen „ihren“ Baum ja schließlich selbst pflanzen. Einen Namen für das Bäumchen haben die Kinder sich auch schon ausgedacht: „Malu“.

Zum einen, weil dies die Abkürzung des Martin-Luther-Kindergartens ist, zum anderen, weil Apfel auf Lateinisch malus heißt. „Aber malus bedeutet auch schlecht“, erklärt Pfarrer Rüdiger Schard-Joha, der das Bäumchen an diesem sonnigen Vormittag segnet. „Malu“ ist also ein Mädchen, wenn man so will.

Dass ihr Bäumchen mal viele Äpfel trägt, das hofft nicht nur Mustafa, der besonders feste hilft. Die Kinder singen „In einem kleinen Apfel, da sieht es lustig aus“ und bedanken sich mit einem Lied bei der Sonne und dem Regen.

Schon bei der Apfelernte haben die Kinder aus der blauen Gruppe zugeschaut und den einen oder anderen Apfel auch mit aufgeklaubt. Das Projekt „Apfelbäumchen pflanzen“ geht auf den berühmten Spruch Martin Luthers zurück, erklärt Gruppenleiterin Diana Rieger, soll aber noch weitaus mehr bedeuten: „Wir wollen den Kindern Wurzeln geben, damit sie einmal lebensfrohe Früchtchen werden.“

In Zeiten zunehmender Vielfalt sei es umso wichtiger, den aus ganz unterschiedlichen Ländern und Familienverhältnissen stammenden Kindern Grundregeln zu vermitteln. „Das fängt damit an, Bitte und Danke zu sagen, beim Essen sitzen zu bleiben und Rücksicht auf andere zu nehmen“, sagt Erzieherin Ursula Läpple. Dabei sei es gar nicht ausschlaggebend, woher die Kinder kommen, grundlegende Regeln und Anstandsformen seien mittlerweile Werte, die eben auch im Kindergarten vermittelt werden.

Weil der Platz im Kindergarten für einen eigenen Baum zu knapp war, hat man bei Obstbau Stirm angefragt, zumal das jüngste der vier Kinder von Ute und Jürgen Stirm selbst noch im Kindergartenalter ist. „Wir haben gerne ja gesagt, uns um die Pflege des Bäumchens zu kümmern“, erklärt Jürgen Stirm. Immer mal wieder im Lauf des Jahres wollen die Kinder vorbeischauen, wie es ihrem Apfelbaum geht. „Wir wollen den Baum und sein Lebensumfeld beobachten und eine Beziehung herstellen“, so Diana Rieger.

Heute geht es mit der mobilen Apfelsaftpresse im Martin-Luther-Kindergarten weiter. Bis der eigene Baum Äpfel trägt, sind die heutigen Kinder vielleicht schon in der Schule, aber auch das ist ja eine wichtige Erkenntnis: Man pflanzt Bäume nicht für sich selbst, sondern für andere, die dann etwas davon haben werden.

Gespannt schauen die Kinder zu, wie Jürgen Stirm das Loch gräbt und das Bäumchen in die Erde setzt. Regenwürmer werden vorher natürlich gerettet, und dann schaufeln alle begeistert Erde um die Wurzeln herum. Jetzt wünsche die Kleinen ihrer „Malu“ noch Regen und Sonne, damit mal viele Äpfel wachsen werden.