Der Stolperstein Foto: KS-Images.de

Die Grünen-Fraktion im Marbacher Gemeinderat fordert einen Stolperstein für Adolf Stirm. Der Rielingshäuser war von den Nazis im KZ eingesperrt worden und kam dort um.

Marbach-Rielingshausen - Stolpersteine sollen an die Opfer der NS-Zeit erinnern und dafür sorgen, dass die Gräueltaten im Dritten Reich nicht in Vergessenheit geraten. Eines dieser Mahnmale ist auch in Marbach eingelassen. Es macht in der Niklastorstraße an das Schicksal von Pauline Stiegler aufmerksam. Die behinderte Frau wurde von den Nazis ermordet. Wahrscheinlich wird in der Schillerstadt schon bald ein zweiter Stolperstein verlegt – beziehungsweise in Rielingshausen. Denn dort lebte Adolf Stirm, der im KZ Mauthausen starb. Und die Grünen im Marbacher Gemeinderat haben nun beantragt, das Gedenken an ihn zu wahren. „Die Stadt Marbach soll darauf hinwirken, dass ein Stolperstein für Herrn Adolf Stirm aus Rielingshausen gesetzt wird“, fordert die vierköpfige Fraktion.

Barbara Eßlinger, Sebastian Engelmann, Volker Hammer und Jürgen Waser weisen darauf hin, dass Adolf Stirm den Zeugen Jehovas angehört habe. Angehörige dieser Glaubensgemeinschaft seien zwar nicht systematisch verfolgt und umgebracht, jedoch häufig in die so genannte Schutzhaft genommen worden. „Ein Euphemismus dafür, dass sie oft im KZ gelandet sind und unter den dortigen grausamen Bedingungen zu Tode kamen – so auch Herr Stirm“, stellen die Grünen fest, die zudem hervorheben, dass die Naziverbrechen niemals in Vergessenheit geraten sollten. „Nur eine sachgerechte Aufarbeitung und Erinnerung gibt uns die Chance, dass die schreckliche Vergangenheit sich nicht nochmals wiederholt“, ist die Fraktion überzeugt. Deshalb solle die Kommune über den Stadtarchivar Albrecht Gühring mit dem Künstler Gunther Demnig Kontakt aufnehmen, der für die Stolpersteinaktion zuständig ist.

Voraussetzung für die Stadt wäre dafür allerdings, dass es tatsächlich einen Bezug zum Ort gibt, erklärt der Erste Beigeordnete Gerhard Heim. Deshalb habe man den Archivar Albrecht Gühring auch um eine Einschätzung gebeten. Sollte diese positiv ausfallen, werde man das Anliegen unterstützen, betont Gerhard Heim.

Auch wenn die offizielle Stellungnahme noch nicht vorliegt: Die Recherchen von Albrecht Gühring zu dem Fall sind schon abgeschlossen. Demnach war es wirklich so, dass Adolf Stirm seinen letzten frei gewählten Wohnsitz in Rielingshausen hatte. Das sei Bedingung für das Einlassen eines Stolpersteins, erläutert der Marbacher Archivar. Gemeldet war Adolf Stirm in der Lange Straße 15.

Das war insofern eine überraschende Erkenntnis, als man bislang davon ausgegangen war, dass Adolf Stirm auf mehreren Gutshöfen gewirkt hat und zuletzt nicht mehr in Rielingshausen wohnte. Die Recherchen von Albrecht Gühring ergaben aber, dass der später im KZ umgekommene Mann doch im heutigen Marbacher Stadtteil eine Adresse hatte. Die Grünen hätten das Thema dann von sich aus aufgegriffen – und gossen es letztlich in den Antrag.

Die Anregung mit dem Stolperstein kann der Stadtarchivar nur befürworten. „Man darf die Opfer des Nationalsozialismus nicht vergessen“, sagt Albrecht Gühring. Es sei beispielsweise wichtig, dass sich auch Schüler damit beschäftigen, wozu der Stolperstein einen Anlass geben würde.