Die Stadt will im Rielingshäuser Ortskern rund um das Grundstück Karlstraße 9 (im Vordergrund links) die Innentwicklung vorantreiben. Foto: Werner Kuhnle

Räte stellen Weichen für Bebauung von Rielingshäuser Areal. Mehrfamilienhäuser sind unerwünscht.

Marbach-Rielingshausen - Die Pläne der Grünen, in dem Quartier zwischen Karlstraße und Forststraße in Rielingshausen bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, haben jetzt einen entscheidenden Dämpfer bekommen. Die Fraktion scheiterte im Gemeinderat mit ihrem Ansinnen, die Entwicklung der Fläche erst voranzutreiben, wenn in einer Klausur die Möglichkeiten zum Thema Wohnbau beleuchtet wurden. Bei Stimmengleichheit wurde der Vorstoß abgeblockt. Anschließend stellte das Gremium bei zwei Enthaltungen die Weichen dafür, das städtische Areal Karlstraße 9 und die östlich angrenzenden Freiflächen, wie von der Verwaltung angepeilt, mit drei Einzelhäusern und einem Doppelhaus oder alternativ mit fünf Einzelhäusern zu bestücken. Vier weitere Einzelhäuser könnten zudem bei der Karlstraße 15 entstehen.

Den Grünen wäre es hingegen lieber gewesen, wenn die Stadt in diesem Bereich auf eine dichtere Bebauung und damit letztlich auf Wohnungen gesetzt hätte, die sich auch Leute mit nicht ganz so prall gefülltem Geldbeutel leisten können. Vor dem Hintergrund bat die Fraktionschefin Barbara Eßlinger darum, das Ganze erst mal bis zur Klausurtagung zurückzustellen. „Dann können wir uns Gedanken machen, was wir wirklich wollen für Marbach und Rielingshausen“, erklärte sie. Auch ihr Fraktionskollege Sebastian Engelmann riet dringend davon ab, etwas übers Knie zu brechen. „Wo liegt das Problem, das zurückzustellen? Bevor wir jetzt Nägel mit Köpfen machen nach dem altbewährten Muster Einfamilienhaus, Doppelhaus lassen wir uns doch erst mal Input geben“, sagte er. Engelmann erinnerte außerdem daran, dass es in der Nähe schon Geschosswohnungsbau gebe – man also an dieser Stelle in der Karlstraße damit nicht absolutes Neuland betreten würde. Vielleicht gebe es jedoch auch andere Optionen, wie man vergleichsweise günstige Immobilien bereitstellen kann, sagt Engelmann auf Nachfrage unserer Zeitung. Erkenntnisse erhofft er sich in der Hinsicht von der Klausurtagung.

„Preiswerter Wohnraum muss geschaffen werden“, sagte auch Hendrik Lüdke von Puls. Im Rahmen der Klausur könne besprochen werden, wie und wo.

Doch in Sachen Karlstraße wird nun nicht bis zu besagter Sitzung hinter verschlossenen Türen gewartet. Stattdessen schlägt man den Weg mit den Einzelhäusern ein. Der Bauamtsleiter Dieter Wanner hatte zuvor beteuert, dass dies der richtige Kurs sei. „Es geht darum, die kleinteilige Bebauung aufzugreifen, die in der Umgebung vorhanden ist“, erklärte er. Für dieses Modell spreche auch die Erschließungssituation. „Man hat nur die Karlstraße, die sehr schmal ist“, betonte Wanner. Überdies sei der Untergrund im Ortskern relativ sumpfig. Eine Tiefgarage müsste deshalb mit einer Wanne abgedichtet werden – was den Baupreis nach oben treibt. „Das ist ein Widerspruch zum kostengünstigen Bauen“, sagte Wanner. Und ohne Tiefgarage komme man im Grunde nicht aus bei einer verdichteten Bebauung, weil dann mehr Stellplätze benötigt würden, die sich auf der vorhandenen Fläche oberirdisch kaum unterbringen ließen. Auch die Nachbarn hätten Vorbehalte gegen einen Geschosswohnungsbau.

Die schon vorhandenen größeren Gebäude in der Umgebung würden obendrein von den Anrainern als Bausünden eingestuft, ergänzte der Ortsvorsteher Eberhard Ruoff von der CDU. Man solle nun also nicht nochmal auf dieses Pferd setzen. Für Ernst Morlock von der SPD klangen die Argumente von Dieter Wanner ebenfalls schlüssig. „Wir sind aber immer darauf bedacht, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen“, betonte der Sozialdemokrat. Wenn es in der Ecke zwischen Karl- und Forststraße nicht funktioniert, möge man dieses Thema dann beim geplanten Rielingshäuser Neubaugebiet Keltergrund in den Vordergrund stellen.

Nach Ansicht von Martin Mistele (Freie Wähler) müsse im Neubaugebiet „für alle irgendetwas dabei sein“. Denn für die meisten Einkommensgruppen werde es angesichts des boomenden Immobilienmarkts schwerer, die Wohnungen zu bezahlen. Allerdings sei es auch wichtig, die Entscheidungen des Ortschaftsrats zu berücksichtigen – und der hatte sich dafür ausgesprochen, in der Karlstraße an die Umgebungsbebauung anzuknüpfen und keine Mehrfamilienhäuser zuzulassen. In die Richtung will nun auch der Gemeinderat weiterplanen. Nachdem das entschieden war, zogen die Grünen auch ihren Antrag zurück, zwischen Karl- und Forststraße preiswerte Mietwohnungen vorzusehen.