Zehn Personen sollen für maximal drei Monate in der ehemaligen neuapostolischen Kirche beherbergt werden. Foto: Archiv (Andrea Opitz)

Das ehemalige Gotteshaus der Neuapostolen soll vorübergehend umfunktioniert werden.

Marbach-Rielingshausen - Im Nachhinein hat es sich als sehr weise Entscheidung erwiesen, dass sich die Stadt vor vielen Jahren das Areal der neuapostolischen Kirche in Rielingshausen gesichert hat. Der örtliche Frauenclub konnte dort sein Kleiderlager einrichten. Und bald soll das ehemalige Gotteshaus abgerissen und an seiner Stelle ein schon lange gewünschtes Altenheim errichtet werden. Zunächst einmal wird die Immobilie aber dabei helfen, den Engpass in puncto Unterkünfte für Flüchtlinge zu beheben. Wie der Erste Beigeordnete Gerhard Heim nun im Ortschaftsrat bekannt gab, sollen in den Räumlichkeiten von November an Asylsuchende ein Dach über dem Kopf bekommen.

Von langer Hand geplant war das nicht. Ursprünglich hatte die Kommune gedacht, ihr diesjähriges Pensum vor allem über die neue Unterkunft bei der Gemeindehalle erfüllen zu können. Auf der Freifläche soll ein Haus für bis zu 88 Frauen, Kinder und Männer hochgezogen werden. „Das Problem ist aber, dass wir das Vorhaben nicht so schnell entwickeln können wie gehofft. Das erste Drittel ist frühestens im Dezember fertig“, erklärte Heim. Da die Stadt jedoch für 2017 noch 62 Personen in ihre Obhut nehmen muss, werden die Kapazitäten an dieser Stelle nicht ausreichen. Zumal man nicht einmal bis Ende 2017 Zeit hat, die Quote zu erfüllen. Bereits im November müssten 20 Personen aufgenommen werden, erläuterte der Erste Beigeordnete. „Wir tendieren im Augenblick dazu, zehn dieser Personen noch im Pfundgebäude unterzubringen“, sagte er. Die anderen zehn Flüchtlinge sollen dann in der neuapostolischen Kirche Unterschlupf finden.

Gerhard Heim wies darauf hin, dass das nur funktionieren kann, wenn ein Sanitärcontainer im Hofbereich aufgestellt wird. Das müsse man aber auch rechtzeitig kommunizieren, damit die Anwohner nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden, empfahl Roland Stickel von der CDU. Es müsse auch klargestellt werden, dass es sich bei der Unterkunft in der neuapostolischen Kirche nur um eine zeitlich befristete Notlösung handele. Das Gebäude werde in der Tat maximal drei Monate für diesen Zweck benötigt, versicherte Gerhard Heim.

Markus Maas von den Freien Wählern interessierte sich dafür, was für die Zukunft noch geplant sei. In der Kernstadt würden ja Flüchtlinge bereits beherbergt. „Jetzt kommen die Leute auch zu uns“, konstatierte er. In dem Zusammenhang habe er sich die Frage gestellt, wie es mit dem Hörnle ausschaue, wo seines Wissen bislang keine Quartiere für Asylbewerber bereitstünden. „Es wird weitergehen“, erwiderte Gerhard Heim. 2018 werde man in Marbach ein Haus bauen müssen. „Und für 2019 wird man sicher auch im Hörnle darüber nachdenken.“ In Rielingshausen dürfte aber seiner Einschätzung nach in den nächsten beiden Jahren nichts mehr in der Hinsicht geschehen.

Das würde bedeuten, dass sich die städtischen Integrationskräfte und das Fachpersonal vom Landratsamt im Hinblick auf Rielingshausen auf die Betreuung der Flüchtlinge bei der Gemeindehalle konzentrieren können. Ihnen zur Seite sollen die Ehrenamtlichen vom Rielingshäuser Asylkreis stehen. „Man muss die Aufgabe gemeinsam lösen“, betonte Gerhard Heim. Wobei sich besagter örtlicher Asylkreis erst noch finden müsste. Die Hoffnung von Christian Buschhaus ist, dass sich eine solche Initiative bei einer geplanten Infoveranstaltung zum Thema Flüchtlinge in der Gemeindehalle herauskristallisiert. „Wir sind nicht in der Lage, noch mal 88  Personen zu betreuen“, machte der Sprecher des Asylkreises Marbach deutlich. Insofern müsste im Stadtteil selbst eine Gruppe von Ehrenamtlichen an den Start gehen. Es gebe zwar unter den eigenen Helfern auch welche, die in Rielingshausen wohnen. Doch die trauten sich die Aufgabe nicht zu, ein solches Projekt anzuschieben. Allerdings seien unter den Mitstreiterinnen des ehemaligen Sammellagers vom Frauenclub zwei oder drei Damen, die vielleicht den Kern bilden könnten. Darüber hinaus könne der Asylkreis Marbach die Kollegen im Stadtteil unterstützen – zum Beispiel bei der Koordination. „Wir würden auch bei Sitzungen dabei sein“, sagte Christian Buschhaus. Doch mehr sei im Grunde nicht zu leisten. „Die Rielingshäuser sind mit den Gegebenheiten viel besser vertraut“, betonte er. Zudem dürften die Wege zu den Flüchtlingen nicht zu lange sein.

„Integration kann nur vor Ort gehen“, pflichtete Jochen Biesinger von der CDU bei. Er hält auch den Ansatz für „sehr, sehr gut“, den Asylkreis über die angedachte Infoveranstaltung aufzubauen. Auf Wohlwollen stieß auch der Vorschlag von Christiane Scheuing-Bartelmess von der SPD, nach dem Vorbild von Kirchheim unter Teck in einem Schaukasten in mehreren Sprachen über die Angebote für Flüchtlinge in der Stadt hinzuweisen.