Hier könnten die ersten Asylunterkünfte Foto: Werner Kuhnle

Jens Peter Knittel hält Backnanger Straße für ungeeignet, um Asylbewerber unterzubringen. Der Bürgermeister meint, dass man schnell handeln müsse.

Marbach-Rielingshausen - Das Thema „Standorte für Unterkünfte von Asylbewerbern“ steht eigentlich erst morgen auf der Tagesordnung des Marbacher Gemeinderats. Doch Jens Peter Knittel (Freie Wähler) griff es bereits in der Ortschaftsratssitzung am Montagabend auf. Er sei irritiert über die Reihenfolge der für den Stadtteil vorgesehenen Unterkünfte, die man der Sitzungsvorlage im Internet entnehmen könne, meinte Knittel. Nach seiner Erinnerung habe man die Prioritäten im Ortschaftsrat ursprünglich anders festgelegt.

Danach sei die nun an erster Stelle stehende Backnanger Straße bloß als letzte Option in Betracht gezogen worden – „und nur, wenn wir mit den Eigentümern der Grundstücksgemeinschaft in der Siemensstraße nicht klarkommen“. Er halte die Backnanger Straße für einen ungeeigneten Standort, es handele sich um „die Visitenkarte des Orts, wenn man reinfährt“. Bürgermeister Jan Trost widersprach: Man habe nichts an der vom Ortschaftsrat diskutierten Reihenfolge verändert.

CDU-Rat Jochen Biesinger meinte, man müsse sowieso alle Standorte parallel angehen. Es dürfe „keine Massierung“ eintreten, die Asylbewerber müssten vielmehr dezentral untergebracht werden, es brauche „möglichst kleine und viele Standorte“. Nun sei aber in „in der Bevölkerung der Eindruck entstanden, es gebe nur den einen Standort an der Backnanger Straße und alle anderen werden vergessen“.

Zum Standort Siemensstraße wies der Rathauschef darauf hin, dass es dort eine Eigentümergemeinschaft gebe. Inwieweit man sich mit der einigen könne, hänge auch davon ab, ob das Grundstück gekauft oder gepachtet werden solle. Im ersten Falle reiche schon der Widerspruch eines Einzelnen, um das Projekt zu kippen. Und man müsse nunmal schnell handeln. „Erst heute hat wieder eine fünfköpfige Familie vor unserer Tür gestanden“, verdeutlichte Trost die Dringlichkeit. Pro Monat kämen derzeit 200 Flüchtlinge in den Landkreis. „Einmal im Jahr also ein Ort wie Rielingshausen.“ Diese Menschenmassen müssten irgendwie untergebracht werden, „man muss der Realität ins Auge blicken“, so Trost. Der Ortsvorsteher Eberhard Ruoff wies darauf hin, dass er mit vielen Eigentümern im Gespräch stehe, von denen er ausschließlich positive Rückmeldungen erhalten habe. Allerdings gebe es tatsächlich welche, die er noch nicht erreicht habe.

Uli Lauterwasser (SPD) erinnerte sich daran, die Backnanger Straße als erste Option „in die Hand zu nehmen, weil es dort viel schneller geht“. Dabei geht es nicht bloß um die Eigentumsverhältnisse, wie der Erste Beigeordnete Gerhard Heim anführte. Der Standort Siemensstraße sei zwar „eindeutig besser geeignet“, allerdings handele es sich dort um einen Außenbereich, für den erst einmal das Baurecht geschaffen werden müsste. Deshalb müsse man als erstes die Backnanger Straße verwirklichen und parallel einen zweiten Standort prüfen. Roland Stickel (CDU) regte an, für die Siemensstraße zu überlegen, ob man statt der Bebauung parallel zur Straße nicht auch in Ost-West-Richtung „in die Tiefe gehen“ könne. Dann seien weniger Eigentümer betroffen.

Wie viele Asylbewerber in den in der Beschlussvorlage genannten 14 Containern letztlich untergebracht würden, könne er noch nicht sagen, erklärte Trost auf Nachfrage. Er wolle auch der politischen Diskussion im Gemeinderat am Donnerstag nicht vorgreifen.