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Der Polizeirevierleiter Peter Kolwe verzeichnet im Kriminalitätsbericht für die Stadt Marbach rückläufige Zahlen.

Marbach - Die Kriminalität im Marbacher Stadtgebiet hat sich im Jahr 2016 in Grenzen gehalten. Das geht aus dem Polizeibericht hervor, den der Revierleiter Peter Kolwe im Marbacher Gemeinderat präsentierte. Kolwe sprach angesichts von 607 Straftaten von einem „sehr friedlichen Jahr“ im Vergleich zu anderen Jahren.

Noch im Vorjahr hatte die Zahl mit 672 Vergehen höher gelegen. „Wir verzeichnen nahezu in allen Bereichen rückläufige Zahlen“, sagte Peter Kolwe, der die Aufklärungsquote von 52 Prozent im Vergleich zu der des gesamten Polizeipräsidiums Ludwigsburg mit 61,4 Prozent für „nicht sonderlich“ hält, dies aber mit der Deliktstruktur in Marbach erklärte. Denn vor allem Diebstähle sind schwer aufzuklären – deren Anteil am Gesamten ist in der Schillerstadt mit 217 Fällen und einer Aufklärungsquote von 44,7 Prozent relativ hoch.

Die positive Kehrseite dieser Medaille: Schwerere Verbrechen wie etwa Körperverletzungen oder Sexualstraftaten sind bei 69 Rohheitsdelikten (Vorjahr 85) und 104 Fällen von Straßenkriminalität (Vorjahr 130) auf dem Rückzug – und das trotz der Tatsache, dass in Marbach mehr Asylbewerber als früher leben. „Da hatten viele Angst“, sagte Peter Kolwe im Gemeinderat, „aber das hat sich bei uns nicht bestätigt“. Ausdrücklich wies der Revierleiter darauf hin, dass das Haus Krone (ehemaliges Art-Hotel) und die Unterkünfte am Bahnhof bisher kriminalistisch „weiße Flecke“ seien. Er lobte die Arbeit der Asyl-Arbeitskreise, auch im Bottwartal. So habe es nur im Oberstenfelder Containerdorf bisher einen Wäschediebstahl gegeben, erzählte Kolwe den Räten. Zuvor hatte der Grüne Sebastian Engelmann davon berichtet, dass in einem sozialen Netzwerk behauptet worden sei, dass Asylbewerber eine alte Frau auf offener Straße ausgeraubt hätten. „Diese Vorfall ist uns nicht bekannt“, sagte Polizei-Chef Kolwe, der am Freitag im Gespräch mit unserer Zeitung betonte: „Wenn in Marbach so etwas passiert wäre, wüssten wir das.“

Zwar kämen Zuwanderer durchaus in der Kriminalitätsstatistik vor, erklärte der Revierleiter angesichts der Struktur von Tatverdächtigen. So seien unter den 316 Verdächtigen 117 Ausländer, darunter 32 Flüchtlinge und Asylbewerber. „Sie sind aber nicht in den Bereichen, in denen viele sie vermutet hätten“, erklärte Peter Kolwe unter Bezugnahme auf die Sexual- und Gewaltstraftaten, wie sie sich in der Kölner Silvesternacht vor einem Jahr ereignet hatten. Es gäbe aber „schon Erscheinungen“, wie etwa bei Osteuropäern, deren Abschiebung feststehe und die sich im großen Stil Waren bestellten, ohne sie bezahlen zu können.

Für Hendrik Lüdke (Puls) ist klar, dass die männlichen 16- bis 25-Jährigen in einer Polizeistatistik stark vertreten sind. Fairerweise müsste man die Kriminalität dieser Gruppe mit der von deutschen 16- bis 25-Jährigen vergleichen.

Positiv vermerkte Peter Kolwe ein Minus an Straftaten in vielen Bereichen. So etwa bei den Wohnungseinbrüchen mit 14 (Vorjahr 24). Zugenommen habe die Zahl der gescheiterten Einbruchsversuche – was Peter Kolwe auf die verstärkte polizeiliche Prävention und den daraufhin verbesserten Schutz an Gebäuden zurückführt. „Es gehört auch Glück dazu“, sagte er hinsichtlich der Aufklärungsquote von null Prozent. Nach einer Festnahme mit Handy-Auswertung könnten auch schon mal 20 Prozent der Fälle auf einmal geklärt werden. Die Einbrüche hätten sich im gesamten Stadtgebiet verteilt, „es gibt keinen Schwerpunkt“. Erfreulich hoch sei dagegen die Aufklärungsquote bei Ladendiebstählen. „Es gibt wieder Detektive im Kaufland“, so Kolwe. Manche Geschäfte sparten da.

Keine Auffälligkeiten gibt es an den Schulen und im Jugendhaus, berichtete Kolwe auf Nachfrage von Heinz Reichert (SPD). Probleme gebe es manchmal an der Boulebahn auf der Schillerhöhe. Der Sicherheitsdienst leiste aber gute Arbeit. Die City-Streife werde auch den Galgen beobachten, wo kürzlich Dixi-Toiletten angezündet wurden (wir berichteten).

In Marbach gebe es auch keine Rauschgiftszene, betonte Peter Kolwe. Es sei ein „Märchen“, wenn dies für den Bahnhof angenommen würde. Zwei neue Mitarbeiterinnen nähmen diesen Bereich im Revier unter die Lupe.

Die Unfallschwerpunkte beschränkten sich auf Kreuzungen an den Hauptverkehrsachsen, erklärte Kolwe. Es gab keinen tödlichen Unfall. Rechtsradikalität ist bei den Straftaten als Motiv kein Thema, sagte der Revierleiter auf Nachfrage von Dr. Michael Herzog (FW). „Uns sind Reichsbürger bekannt, sie spielen aber polizeilich keine Rolle“.