Die enorme Bandbreite an Angeboten und der G9-Zug lösen einen Run aufs FSG aus, der nicht abzuebben scheint. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Die Übergangszahlen aufs Gymnasium sind enorm hoch, sodass nun zwölf fünfte Klassen gebildet werden müssen.

Marbach - Erst im Januar hat der Verwaltungsausschuss beschlossen, am Friedrich-Schiller-Gymnasium (FSG) eine Obergrenze einzuführen. Demnach sollen im Durchschnitt der Jahrgangsstufen fünf bis zehn maximal elf Klassen gebildet werden dürfen (wir berichteten). Eine Entscheidung, die bald schon Konsequenzen haben könnte. Denn die neuesten Zahlen unterstreichen, dass der Run aufs FSG ungebrochen ist – und im nächsten Schuljahr die Schallmauer von elf Klassen bei den Fünfern bereits durchbrochen wird. 330 Kinder wurden neu angemeldet. Zwölf Klassen müssen nun eingerichtet werden.

Der Bürgermeister Jan Trost hob allerdings in der Sitzung des Verwaltungsausschusses am Donnerstag hervor, dass der Schulleiter Christof Martin die anvisierte Elfzügigkeit derzeit nicht gefährdet sehe. Schließlich sei auch immer wieder mit Abgängen zu rechnen, wodurch die Werte sich auf einem niedrigeren Niveau einpendeln. „Sollten die Zahlen allerdings dauerhaft so hoch bleiben, müssen wir schauen, wie wir weiter vorgehen“, sagte Jan Trost.

Während das FSG boomt, hat die Gemeinschaftsschule einen empfindlichen Aderlass zu verzeichnen. Hier seien die Anmeldungen rückläufig, erläuterte der Rathauschef. 2014/15, zum Start der Marbacher Gemeinschaftsschule, hatten sich noch 87 Mädchen und Jungs für diesen Schultyp interessiert, nun sind es lediglich 42. Somit können lediglich zwei Klassen an den Start gehen. Der Einbruch liege wohl auch an der politischen Diskussion, die um die Gemeinschaftsschule geführt wurde und die damit verbundene Unsicherheit bei den Eltern, erläuterte Jan Trost. Auf konstantem Niveau bewegten sich hingegen die Anmeldezahlen für die Anne-Frank-Realschule, in der sich nach den Sommerferien bei den Fünfern 64 Kinder auf drei Klassen verteilen werden.

Heinz Reichert von der SPD bedauerte die Entwicklung bei der Gemeinschaftsschule, wies als Erklärung ebenfalls auf die Unsicherheit durch die politische Debatte hin. „Die Kultusministerin tendiert eher zur Realschule“, sagte er. Dabei werde an der Gemeinschaftsschule in Marbach gute Arbeit geleistet. Wobei auch der Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung dafür sorge, dass die Zahlen so sind, wie sie sind. Was das FSG angehe, sei nun die Grenze erreicht. „Es dürfen nicht immer wieder Ausnahmen gemacht werden“, forderte Reichert. Auch weitere Anbauten, um all die Schüler unterzubringen, sind für ihn tabu. „Für mich kommt das auch nicht infrage“, pflichtete Jan Trost bei.

„Noch größer geht das Gymnasium sicher nicht. Da müssen wir ein Auge drauf haben“, machte auch Heike Breitenbücher von der CDU klar. Das Minus bei der Gemeinschaftsschule lasse sich ihrer Meinung nach indes nicht nur durch die Unsicherheit infolge des politischen Disputs erklären. Man müsse auch die besondere Situation in Marbach sehen, wo die Alternativen Realschule und Gymnasium direkt nebenan liegen. Die Beliebtheit des FSG rühre neben der hohen Qualität nicht zuletzt daher, dass dort der G9-Zug angeboten werde, für den sich der überwiegende Teil der Schüler entscheidet. „Das hat eine Magnetwirkung nach Marbach.“

Die will Dr. Michael Herzog von den Freien Wählern auch gar nicht missen. Im Grunde spiegele sich in den hohen Anmeldezahlen ja die gute Arbeit wider, die von den Lehrern geleistet werde. Wenngleich ein „weiteres schrankenloses Wachstum am Gymnasium keine Option darstellt“. Erfreut zeigte er sich über die stabilen Zahlen an der Anne-Frank-Realschule. Hendrik Lüdke von Puls argumentierte in Sachen Gymnasium ähnlich. „Das FSG ist hoch attraktiv“, sagte er. Und die hohen Anmeldezahlen seien positiv zu sehen – aber eben auch belastend. Neue Räumlichkeiten seien jedenfalls nicht drin.

Als „erstaunlich“ bezeichnete er den Umstand, dass im Januar die Obergrenze beschlossen worden sei und nun schon die erste Ausnahme fällig werde. Auch Barbara Eßlinger von den Grünen erinnerte an die Grenzmarke und fragte sich, wo denn nun der Schlussstrich gezogen werden solle. „Wir werden ja unglaubwürdig“, meinte sie. Der Erste Beigeordnete Gerhard Heim betonte daraufhin, dass keineswegs eine Ausnahme gemacht werde. Es gehe ja darum, im Durchschnitt der Jahrgänge fünf bis zehn eine Elfzügigkeit zu erreichen. Und diese Vorgabe werde eingehalten. Der Überhang in der Klasse fünf wird dadurch kompensiert, dass die Jahrgangsstufe sieben nur zehnzügig werde, bestätigt Jan Trost auf Nachfrage.