Olympia-Starter Maik Baier ist auf Platz zwei gesprintet. Foto: avanti

Beim ersten Marbacher CobbleHoppel sind rund 60 Teilnehmer vom Cottaplatz zum Torturm hinaufgestürmt.

Marbach - Im Radsport bringt man Kopfsteinpflaster ja normalerweise mit dem Rennen Paris – Roubaix in Verbindung. Nun ist zwar nicht damit zu rechnen, dass das Marbacher CobbleHoppel dem Klassiker irgendwann den Rang abläuft. Aber das Zeug zum Klassiker hat das Bergsprintrennen in der Schillerstadt locker. Für alle, die gestern dabei waren, hat das „schrägste Rennen der Region“ schon nach der gestrigen Premiere Kult-Status.

„Es war grandios, wie die Leute das Rennen aufgenommen haben – sowohl auf als auch neben der Strecke“, war Organisator Achim Seiter begeistert. Auch wenn er gehofft hatte, dass es etwas mehr würden als die rund 60 Starter, die schließlich vom Cottaplatz die 202 Meter lange und vor allem steile Strecke bis zum Torturm hinaufjagten. „Nächstes Mal werden wir mehr“, sagte er und versprach bereits eine Neuauflage: „Natürlich wird es die geben. Wir wollten ein kurioses und fröhliches Rennen machen, und das ist gelungen.“

Dem kann niemand widersprechen. Kurios waren nicht zuletzt die Kostüme, in denen die Starter auf die Strecke gingen: Da war die Krankenschwester, die bei ihrem Kampf gegen die Steigung wohl selbst gerne etwas Hilfe gehabt hätte. Die in einer Art Zorro-Dress antretende Dame vom Verein „Hüter der Maria“ hatte den Drahtesel mit Hilfe eines Pferdekopfes zum edlen Ross gemacht. Die Biene Maja flog diesmal nicht über die Klatschmohnwiese, sondern strampelte die Torgasse hinauf. Ein Bergsteiger hatte sich in volle Montur geschmissen und auch noch realistische 30 Kilogramm Gepäck im Rucksack. Bei einem Starter war nicht so ganz klar ersichtlich, ob er nun einen riesigen Hasen mit Fell im Leoparden-Look darstellte, oder doch eher eine Raubkatze mit deutlich zu lang geratenen Ohren. Selbst ein Vater-Sohn-Tandem war mit dabei, das offensichtlich „Cobble“ mit „koppeln“ verwechselt hatte. Und warum es für die Rennteilnehmer ein Mindestalter von 14 Jahren gab, das wollte wohl der junge Herr im nicht ganz jugendfreien Borat-Einteiler demonstrieren.

Doch es war nicht alles nur eine reine Gaudi beim ersten Marbacher CobbleHoppel. Das zeigte sich spätestens beim Finallauf, als die Fahrer in beeindruckendem Tempo die Strecke hinaufstürmten. Nicht zu vergessen Martina Höllige, die schnellste Frau des Tages. In 41 Sekunden strampelte sie vom Cottaplatz bis zum Torturm und ließ damit so manchen Mann alt aussehen. In unter 30 Sekunden musste man allerdings den Berg erklimmen, wenn man unter die besten sieben der Männer-Konkurrenz fahren wollte. Im Vorfeld waren hier Maik Baier, Olympiastarter im BMX, und Tim Schlichenmaier, baden-Württembergischer Bergmeister, als Favoriten gehandelt worden. Die Frage war, wer sich auf die ungewohnten Gegebenheiten besser würde einstellen können: Baier, der ja schwierige Bodenverhältnisse gewohnt ist, aber keine solch langen Anstiege, oder Schlichenmaier, für den nach eigener Aussage „das Kopfsteinpflaster das weit größere Problem war, weil die dünnen Reifen da immer wieder wegrutschten. Obwohl wir ja schon Cross-Reifen draufgezogen hatten.“

Am Ende war es keiner von beiden. Baier landete auf Platz zwei, Schlichenmaier auf Platz fünf – beide nur eine Sekunde hinter dem Sieger Nicolai Peglow vom Radteam Schmitz. Er schaffte die Strecke als einziger in unter 27 Sekunden mit einem Schnitt von genau 28 Stundenkilometern. „Bei allem Fun waren die Leistungen der Spitzenfahrer schon sehr beeindruckend“, freute sich Achim Seiter über die gelungene Kombination aus Sport und Gaudi – und ist schon heiß auf CobbleHoppel 2013.