Rund 60 Starter haben sich trotz zwischenzeitlicher Schauer beim fünften Cobble Hoppel den Berg hinaufgekämpft.Die Top 3 (von links): Nicolai Peglow, Philipp Daum und Hannes Schneider. Foto: Michael Raubold

Die fünfte Auflage des Bergsprint-Radrennens ist zwar nass, sorgt aber dennoch für viel Spaß.

Marbach - Ein Streckenabschnitt beim Cobble Hoppel nennt sich die „Erkenntnis“. Die fünfte Auflage des Marbacher Bergsprint-Radrennens hat gleich mehrere Erkenntnisse gebracht. Da wäre zunächst die Feststellung, dass es für die schnellsten Fahrer offenbar mehrere Motive gibt, warum sie auf den rund 200 Metern vom Cottaplatz hinauf zum Torturm so richtig in die Pedale treten. Zwei davon hat Co-Veranstalter und Strecken-Moderator Adrian Gieseler genannt, während er der Staubwolke eines Fahrers hinterherschaute: „Entweder seine Frau wartet oben, oder sie steht unten.“ Eine weitere Möglichkeit könnte natürlich sein, dass die bessere Hälfte selbst beim Cobble Hoppel mitfährt und man ihr zumindest in diesem Fall nicht den Vortritt lassen möchte. Denn „den ein oder anderen Mann zu schlagen, macht am meisten Spaß“, erklärte Martina Höllige nach dem Rennen. Sie war die schnellste Frau des Tages und ließ mit ihrer Zeit so manchen Vertreter des angeblich starken Geschlechts hinter sich. Dabei hatte sie sich erst am Morgen für einen Start entschieden. „Dann habe ich noch ’nen netten Fummel bekommen und gedacht: ach komm, fahr’ halt mit“, gab sie zu Protokoll.

Die zweite Erkenntnis des fünften Cobble Hoppel: Bei Nässe ist ein Mountainbike einem Rennrad klar überlegen. Vorjahressieger Andreas Mayr, der als einziger Starter im Männer-Finale mit einem Rennrad unterwegs war, dachte „bis vor einer Viertelstunde noch, dass es reicht“, wie er nach der Zielankunft versicherte. Doch dann kam quasi pünktlich mit Beginn des Finales der Regen zurück. „Ich bin nur noch gerutscht“, erklärte Mayr, der sich am Ende mit Platz sechs begnügen musste. Den Joker im Regen-Lotto hatte dagegen Philipp Daum gezogen. Der Sieger von 2013 und 2014 war im Hauptlauf überhaupt nicht zurechtgekommen: „Da hatte ich viel zu viel Luft auf den Reifen. In der Kurve hat mich mein Hinterrad fast überholt.“ Da er nur als Neunter das Finale erreicht hatte, konnte er dort als Zweiter starten und hatte somit noch mit die besten Bedingungen. „Ich habe mir vorher auch die trockenen Stellen ausgeguckt und wusste daher, wo ich fahren muss“, verriet er zudem. So absolvierte Daum die Strecke als einziger Finalist in weniger als 30 Sekunden und lag damit knapp vor Hannes Schneider und dem Premieren-Sieger Nicolai Peglow.

Letzterer ist ein perfektes Beispiel für Erkenntnis Nummer drei: Beim Cobble Hoppel spielt das Publikum eine ganz entscheidende Rolle. Zum einen natürlich als lautstarke Kulisse, die jeden Teilnehmer, ob nun ernsthafter Siegaspirant oder cool kostümierter Anwärter auf den ersten Preis in der Performance-Wertung, bedingungslos nach oben schreit. Bei Peglow kam aber ein weiterer Aspekt hinzu. Dem Sieger von 2012 war beim Hauptlauf in der Kurve die Kette rausgesprungen, nur mit Mühe konnte er einen Sturz verhindern. Andreas Seiberling, der zusammen mit Adrian Gieseler im unteren Bereich das Rennen moderierte, stand direkt neben ihm. Peglows Frage, ob er denn nochmal starten dürfe, gab Seiberling direkt an das Publikum weiter, welches ein lautstarkes und positives Votum von sich gab. Im zweiten Anlauf klappte es dann deutlich besser, Peglow legte die drittbeste Vorlaufzeit hin – übrigens auf einem fremden Rad: „Das habe ich mir heute Morgen von meinem Vater ausgeliehen“, erklärte er hinterher.

Ein weiteres Beispiel für den Stellenwert des Publikums beim Cobble Hoppel war die Performance-Wertung für die originellsten Kostüme. Nachdem eine Jury zunächst die Finalisten und dort dann die drei Besten gekürt hatte, entschieden schließlich die Zuschauer bei der Siegerehrung über die Reihenfolge auf dem Podium. Erst im Stechen fiel hier die Entscheidung: 101 Dezibel zeigte die Lautstärkemessung beim „Lightning Man“ an. Die „Super Mario Bros“ auf ihrem Tandem, bei denen in diesem Fall Mario der Papa von Luigi war, kamen auf 102 Dezibel und durften sich somit über den Sieg freuen.

Die vierte und vielleicht wichtigste Erkenntnis: Cobble Hoppel funktioniert auch bei Regen. Die vielen grauen Wolken am Vormittag hatten die Veranstalter schon ins Grübeln gebracht. „Aber der Plan B hätte nicht so sehr gecobbelt und kaum gehoppelt. Also haben wir uns für die Originalstrecke entschieden“, erklärte Co-Veranstalter Achim Seiter – die richtige Entscheidung. Natürlich waren die Fahrer vom nassen Untergrund beeinträchtigt. Und es gab auch ein paar Stürze, die wohlgemerkt allesamt glimpflich verliefen. Doch tat dies der Stimmung an der Strecke kaum Abbruch. Und auch die Fahrer selbst haderten nicht mit den Verhältnissen. So kündigte Andreas Mayr an, „jetzt eben nächstes Jahr wieder anzugreifen“. Und Philipp Daum hat „den Termin schon im Handy gespeichert. Das Rennen wird von Achim Seiter und seinem Team so super organisiert, da muss man dabeisein.“