Wenn alles klappt, wird der Burgplatz im Sommer nicht so leer wie hier, sondern voll besetzt sein – bei einer von vielen Theateraufführungen.Im Schlosskeller sind auch Inszenierungen geplant. Foto: Archiv (Oliver von Schaewen)

Der Marbacher Burgplatz gilt als attraktive Open-Air-Theater-Kulisse. Im Sommer gibt es eine Neuauflage. Der Kulturverein Südlich vom Ochsen plant ein Festival.

Marbach - In den fast 20 Jahren seines Bestehens hat der Verein Südlich vom Ochsen schon eine Menge Events gestemmt. Die Mitglieder brachten einst die Talentbühne ins Rollen, stellten eine lange Kunstnacht auf die Beine und machten sich vor allem durch das Sommertheater einen Namen in der Region. Doch was die Kulturfreunde nun an den Start bringen wollen, würde all das nochmal in den Schatten stellen. „Das wäre die größte Veranstaltung, die wir je gemacht haben“, sagt der Vorsitzende Mark Scheuerle und meint damit das mehrwöchige Theaterfestival, das für den Sommer in der Schillerstadt geplant ist.

Die Idee dazu hatten der Regisseur Philipp Wolpert und sein Kompagnon Tobias Frühauf, seines Zeichens Dramaturg. „Die beiden kamen auf uns zu und haben gefragt, ob das über den Verein umzusetzen wäre“, erinnert sich Mark Scheuerle. Und Südlich von Ochsen will es nun zumindest versuchen. In trockenen Tüchern ist das Ganze aber noch nicht. „Es funktioniert nur, wenn auch die Finanzierung steht“, betont Mark Scheuerle. Und dafür muss der Verein noch den einen oder anderen Sponsor von dem Projekt begeistern.

Der Vorsitzende erklärt, dass man für das Festival mit einem Budget von rund 100 000 Euro kalkuliere. Der größte Batzen soll über die Eintrittsgelder der Zuschauer abgedeckt werden. Außerdem werde man von der Stadt unterstützt. „Das hat der Gemeinderat schon abgesegnet“, berichtet Mark Scheuerle. Was der Erste Beigeordnete Gerhard Heim bestätigt. Die Kommune steuere 10 000 Euro bei. Außerdem würden die Räumlichkeiten kostenlos zur Verfügung gestellt. Fix ist auch schon das Engagement eines Sponsors, der sich mit 5000 Euro einbringt. Nun fehlen noch um die 30 000 Euro, um Marbach für einige Zeit zum Nabel der regionalen Theaterwelt zu machen. Mark Scheuerle ist jedoch guter Dinge, auch diese Finanzierungslücke noch schließen zu können. „Wir haben die Suche nach Geldgebern erst in dieser Woche so richtig intensiviert“, stellt er fest.

Ein bisschen Zeit haben Mark Scheuerle und Co. auch noch, um den Etat abzusichern. Die Proben sollen kompakt gestaltet werden und ab April starten, die Aufführungen sind dann für Juni/Juli angedacht. Die genauen Termine müssen erst festgezurrt werden. „Wir müssen das auch mit den Spielen der Fußball-WM abstimmen“, betont Mark Scheuerle, wohl wissend, dass es etliche Zuschauer kosten dürfte, wenn gleichzeitig beispielsweise die Nationalmannschaft eine Partie bei dem Weltturnier in Russland austrägt. So oder so soll sich das Theaterfestival über mehrere Wochenenden erstrecken, an denen insgesamt vier Stücke gezeigt werden. Auf dem Burgplatz wird das bürgerliche Trauerspiel „Emilia Galotti“ nach Gotthold Ephraim Lessing zehnmal präsentiert. Regie führt Philipp Wolpert, für die Dramaturgie zeichnet Tobias Frühauf verantwortlich. „Das ist das Hauptstück“, sagt Scheuerle. Als Schmankerl speziell für Familien und Kinder möchte Südlich vom Ochsen hier zudem elfmal den „Kleinen Prinzen“ präsentieren. Die Geschichte von Antoine de Saint-Exupéry wird Leah Wewoda inszenieren.

Eine zweite Bühne möchte der Verein im Schlosskeller schaffen, wo ebenfalls zwei Stücke aufgeführt werden sollen – aber natürlich zeitversetzt zu den Programmpunkten auf dem Burgplatz. Zum einen wird das Publikum hier zweimal mit einer musikalischen Komödie unterhalten. Die Federführung bei „Heute geh’n wir morgen erst ins Bett“ übernimmt der Schweizer Fabian Egli. Ihn könnte das Publikum in Marbach schon durch seine Rolle als Sprecher in der „Schachnovelle“ kennen, die im September und Oktober 2017 im Schlosskeller aufgeführt wurde. Außerdem dürfen sich die Besucher über das Erstlingswerk von Tobias Frühauf freuen. Er hat „Surreale Realität“ geschrieben, das Philipp Wolpert fünfmal auf die Bretter, die die Welt bedeuten, bringen wird.

Voraussetzung für all das ist aber wie gesagt eine solide Finanzierung. Wobei Südlich vom Ochsen notfalls mit einer abgespeckten Version ins Rennen gehen würde. „Ein Open-Air-Theater wird es auf jeden Fall geben“, kündigt Mark Scheuerle an. Er und die Stadt würden sich aber natürlich freuen, wenn das komplette Programm geschultert werden könnte. „Das ist eine tolle Kulturveranstaltung und eine Bereicherung für Marbach“, betont Gerhard Heim.