Landrat Rainer Haas und Jürgen Kessing überreichen den diesjährigen Karl-Mommer-Preis an Hannes und Tanja Rieger sowie Birgit Gündner vom Elternforum gemeinsam mit Kreisrat Ernst-Peter Morlock (von links). Foto: Frank Wittmer

Das Elternforum der Schillerstadt plant zum Frühjahr 2018 einen offenen Treff zur Unterstützung für Alleinerziehende. Dafür gibt es dank der Auszeichnung mit dem Karl-Mommer-Preis einen Zuschuss von der SPD – und viel Anerkennung.

Marbach - Das Elternforum Marbach hat den Karl-Mommer-Preis 2017 zum Thema „Familienbild im Wandel – Lebensentwürfe gestalten“ erhalten. Der von der SPD im Kreis Ludwigsburg schon zum 19. Mal verliehene Preis wurde 1995 „für innovatives und gemeinnütziges Engagement ins Leben gerufen“, so der Vorsitzende des Kreisverbands Macit Karaahmetoglu bei der Preisverleihung am Freitagnachmittag im Kreishaus in Ludwigsburg.

Landrat Rainer Haas machte zwar deutlich, dass er in der guten Stube des Landratsamtes „heute nur zu Gast“ sei. Dass Familien im Wandel seien, merke man aber auch bei der Kreisverwaltung an den steigenden Ausgaben für die Jugendhilfe. Speziell die Lage der Alleinerziehenden oder „Ein-Eltern-Familien“ bedürfe der besonderen Aufmerksamkeit.

„Es geht immer um das Wohl der Kinder“, betonte die Laudatorin Andrea Schiele von der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen der Landes-SPD. Jede Familienkonstellation habe ihre Herausforderungen zu bewältigen, „damit Kinder zu starken Persönlichkeiten heranreifen“.

Vielfältige Begleitung und Unterstützung ersetzen hierzulande das sprichwörtlich oft beschworene „afrikanische Dorf“, dessen es bedürfe, ein Kind zu erziehen. Das Elternforum Marbach, so Schiele, sei ein gutes Beispiel für ein „niederschwelliges Angebot“: „Man kommt einfach zusammen, ohne Gebühren und Anmeldung, und tauscht sich aus.“

So bleibe gerade für Neuankömmlinge die Hemmschwelle niedrig. „Das setzt viel Vertrauen und Zutrauen in die Menschen voraus.“ Ziel sei immer, die eigene Lebenssituation selbst zu bewältigen und sich darüber hinaus gegenseitig Hilfe zu geben.

Gleichwohl erfordern gerade rein ehrenamtlich getragene Einrichtungen wie das Marbacher Elternforum bestimmte Strukturen. Als rein ehrenamtliches Familienzentrum sei man auf Fördermittel und Spenden angewiesen, erläutert die Vorsitzende Tanja Rieger im Gespräch mit unserer Zeitung. Umso wichtiger sei die Anerkennung der Arbeit durch Preise.

Nach dem Armin-Zeeb-Preis im Februar sei nun die Verleihung des Karl-Mommer-Preises „ein weiteres Zeichen, wie sehr die ehrenamtliche Arbeit wieder ins Bewusstsein der Gesellschaft rückt“, findet Tanja Rieger, die mit Birgit Gündner den Preis aus den Händen des SPD-Fraktionsvorsitzenden im Kreistag, dem Bietigheim-Bissinger Oberbürgermeister Jürgen Kessing entgegennahm. „Das macht uns zuversichtlich, dass die Arbeit für Familien stärker in den Fokus rückt.“

Mit den 400 Euro Preisgeld will das Elternforum nun im Familienzentrum Marbach eine neue Idee verwirklichen. „Vergleichbar zum offenen Treff am Abend oder dem Eltern-Kind-Café planen wir dauerhaft bis zum Frühjahr 2018 einen offenen Treff zur Unterstützung für Alleinerziehende aufzubauen“, erklärt Tanja Rieger. „Hierfür würden vergleichbar zu den laufenden Kosten für die fachliche Betreuung auch Kosten für Referenten anfallen, weshalb wir diesen Projektschritt bislang noch nicht gewagt haben.“ Eine schöne Nachricht noch zum Eltern-Kind-Café, dessen Schließung schon drohte: Nur wenige Stunden nach unserem Bericht in der Marbacher Zeitung meldete sich eine Hebamme, die diesen Treff nun weiterführt.