Foto: Oliver von Schaewen

Vier junge Theologen treten beim Evangelischen Kirchenbezirk Marbach ihr Vikariat an.

Marbach - Die ersten Wochen liegen schon hinter ihnen. Am 1. Oktober haben Simon und Kerstin Günther, Andrea Nachtrodt und Benjamin Braitmaier ihren Dienst begonnen. Es ist ihre erste Stelle nach Jahren des wissenschaftlichen Theologiestudiums. Jetzt beginnt die Praxis: zweieinhalb Jahre bis zum zweiten Staatsexamen. Dann dürfen sich die jungen Leute Pfarrer nennen und die Verantwortung für eine Gemeinde übernehmen.

Die Chancen, später eine lebenslange Anstellung bei der Württembergischen Landeskirche zu bekommen, stehen für die vier Neulinge „sehr gut“, sagt Heinz-Werner Neudorfer, Dekan des Evangelischen Kirchenbezirks Marbach. Schließlich gehen viele Pfarrer in Rente, und der Theologen-Nachwuchs hält sich in Grenzen.Im Bereich der Landeskirche werden in diesem Jahr 46 Vikare ausgebildet, ergänzt Silvia Trautwein, Schuldekanin für die Kirchenbezirke Marbach und Backnang. Eine Zahl, die eine steigende Tendenz ausdrückt. Denn in den 1990er-Jahren stellte die Kirche noch 120 Vikare ein, die Zahl sackte jedoch, bedingt durch Pfarrplan und Stellenkürzungen, bis auf 30  ab. „Wir bilden Generalisten aus“, sagt Heinz-Werner Neudorfer. Die Vikare würden später als Pfarrer in den Gemeinden gebraucht.

Die Bereitschaft, einen Vikar auszubilden, war im Kirchenbezirk hoch. „Es ist eine Chance – wir reflektieren die Dinge gemeinsam, und ich kann manches mit neuen Augen sehen“, erzählt Thomas Stuhrmann. Der Abstatter Pfarrer hat Simon Günther unter seinen Fittichen. Der wiederum sieht die Verkündigung des Glaubens in der Öffentlichkeit als „großes Vorrecht und Schatz“. Um mit einem schelmischem Lächeln hinzuzufügen: „Es ist mein absoluter Traumberuf – keiner ist besser, außer vielleicht Astronaut.“

Ähnlich motiviert sind die anderen Vikare. Günthers Ehefrau Kerstin wird in Oberstenfeld von Pfarrer John Siebert gecoacht und möchte „Glauben, wie er mir existenziell wichtig ist“ vermitteln. Andrea Nachtrodt lernt bei Martin Weber in Kirchberg und will „Menschen in Freude und Trauer“ begleiten. Und Benjamin Braitmaier sieht in der christlichen Gemeinde einen „sehr lebendigen Ort“, in dem er sich einbringen möchte. Der Rielingshäuser Vikar hat sich viel umgesehen und war auch mal in Budapest „bei einer reformierten Gemeinde Schweizer Ursprungs“. Sein Ausbilder Eberhard Weisser erwähnt die „guten Erfahrungen“ mit Vorgängern, „trotz verschiedener Persönlichkeiten“. Weisser sieht die Rielingshäuser Kinder- und Jugendarbeit als großes Plus in der Ausbildung.

Erstmals sollen die Vikare im Rahmen ihre Ausbildung auch ein dreimonatiges Praktikum bei einem Unternehmen absolvieren. „Man erlebt Menschen bei der Arbeit und kann viel in die Gemeinde mitnehmen“, sagt Pfarrer Stuhrmann, der in Abstatt Bosch vor der Haustüre hat.

Abgerundet wird die Vikarsausbildung durch regelmäßige Team-Treffen. Die intensiven Fortbildungen nehmen viele Wochen in Anspruch. Nach einer religionspädagogischen Phase und zahlreichen Schulungen sollen die Vikare am Ende vier Monate lang selbst Pfarrer sein. Für die Ausbilder eine Zeit durchzuschnaufen. Sie können dann auch mal Urlaub machen.