Hunde können je nach Halter unterschiedliche Verhaltensweisen an den Tag legen. Foto: dpa

Die Polizei ermittelt, nachdem ein 71-Jähriger bei einer Beißattacke am Marbacher Bahnhof verletzt worden war. Der Verein Peta fordert indes einen Hundeführerschein.

Marbach - Hundebesitzer macht sich nach Beißattacke aus dem Staub“, hieß es vergangene Woche nach einer Polizeimeldung. Am Dienstag, 14. Juni, gegen 15.30 Uhr war ein 71-Jähriger mit seinem Hund in der Parkanlage im Bereich des Bahnhofs unterwegs. „Plötzlich kam ein großer, nicht angeleinter Hund auf die beiden zu und biss seinem Artgenossen in die Kehle“, heißt es in dem Polizeibericht. Während der Attacke kamen ein Mann und eine Frau hinzu, die gemeinsam mit dem 71-Jährigen versuchten die beiden Tiere zu trennen. Hierbei wurde der 71-Jährige durch den beißwütigen Hund gebissen und verletzt.

Nach der Attacke nannte die Frau dem verletzten Mann einen Namen, Adresse und Telefonnummer. Die erwiesen sich jedoch als falsch. Mutmaßlich hat es sich bei dem Paar um die Besitzer des aggressiven Hundes gehandelt, der vermutlich auf den Namen „Luna“ hört und eventuell ein Rottweiler oder ein Mischling sein könnte.

Zunächst hatten sich keine Zeugen bei der Polizei gemeldet, sodass die Gesetzeshüter die Identität des aggressiven Hundes und vor allem der dafür verantwortlichen Halter nicht feststellen konnten. Recherchen unserer Zeitung brachten nun einen Kenner der „Szene“ dazu, sich doch noch beim Polizeirevier Marbach zu melden. „Die Halter sind einschlägig bekannt, weil es schon öfters Beschwerden wegen des Verhaltens der beiden Hunde gab“, sagt die Person im Gespräch mit unserer Zeitung. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ein Kind angefallen wird.“

Aufgrund des Hinweises hat die Polizeihundeführerstaffel Ermittlungen gegen die Tatverdächtigen aufgenommen. Den Hundehaltern droht nun wegen fahrlässiger Körperverletzung eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe.

Es liege nicht am Wesen der Hunde selbst, dass manche Tiere Artgenossen und Menschen gegenüber aggressiv sind. „Ich habe selbst Rottweiler, die sind herzensgut. Man muss den Hund halt erziehen“, sagt der Hunde-Experte, der zur Klärung des Vorfalls beigetragen hat. Nicht das Tier sei allein schuld an der Attacke, sondern die Halter, die ihre Vierbeiner nicht gut genug unter Kontrolle haben.

Laut der Kampfhundeverordnung Baden-Württemberg werden Rottweiler nicht als besonders gefährlich eingestuft und sind daher nicht registriert. Wird ein Hund als Kampfhund eingestuft, muss eine höhere Hundesteuer bezahlt werden. Das Tier darf nur mit Maulkorb und selbstverständlich angeleint in die Öffentlichkeit.

Wird man angegriffen, solle man versuchen, ruhig stehen zu bleiben, so die Tipps der Hundeführer, was zugegebenermaßen sehr schwierig sei. Vor allem: „Dem Hund nicht in die Augen schauen, da dieser den Augenkontakt als Aufforderung zur Auseinandersetzung auffasst“, hat Polizeisprecherin Alexandra Klinke bei ihren Kollegen in Erfahrung gebracht. „Sollte der eigene Hund angegriffen werden, ist es ratsam, die Leine loszulassen, damit sich der Hund zur Wehr setzen oder unterwerfen kann. In der Regel endet bei Hunden ein Kampf, wenn sich einer der Kontrahenten unterwirft.“

Noch einen Tipp haben die Fachleute: „Oftmals hilft auch lautes Schreien.“ Man sollte jedoch nicht versuchen, die Tiere mit der Hand zu trennen, hierbei komme es oft zu Bissverletzungen, wie am vergangenen Dienstag in Marbach geschehen.

Angesichts dieses und ähnlicher Vorfälle fordert die Tierschutzorganisation PETA Deutschland e.V. die Einführung eines sogenannten Hundeführerscheins in Baden-Württemberg: Ein solcher Nachweis könne sicherstellen, dass Hundehalter sachkundig mit ihrem Tier umgehen und die Signale ihres Vierbeiners richtig deuten. „Eine funktionierende Kommunikation zwischen Hund und Halter ist unerlässlich, um Beißvorfälle zu verhindern. Anders ist nicht erklärbar, dass ein Hund frei herumläuft und andere Hunde und Menschen verletzt“, so Dörte Röhl, Tierärztin und Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei PETA.

Jeder Hund, der falsch gehalten und behandelt wird, könne zur Gefahr für Mensch und Tier werden – unabhängig davon, ob er ein Rottweiler, ein kleiner Dackel oder ein Mischling ist.