Die Besucher des Café International lassen es sich gut gehen. Foto: Werner Kuhnle

Das Café International hat in Marbach zum ersten Mal seine Tore geöffnet. Über den Mittag verteilt sind rund 50 Besucher gekommen, um miteinander in Dialog zu treten.

Marbach - Offiziell war es die erste Auflage des „Café International“, das der Marbacher Asylkreis am Mittwoch im Gemeindezentrum der Katholischen Kirche eröffnet hat. Inoffiziell jedoch hatten die Mitglieder das Prozedere schon einmal geprobt: „Vor vier Wochen haben wir den Ablauf unter realen Bedingungen getestet“, erzählt Dieter Heise. Er ist der Gruppenleiter jener Arbeitsgruppe, die für das Café International zuständig ist. Beim Testlauf seien es damals rund 50 Personen gewesen, Flüchtlinge wie Einheimische, die sich in dem großen Saal getroffen hatten.

Am gestrigen Mittwoch dürften es ähnlich viele gewesen sein, wenn auch nicht von Beginn an. Denn immer wieder tröpfelten kleinere Gruppen von Menschen in den Saal, die erst seit kurzer Zeit in Marbach leben. Nicht allen war es vergönnt, sich zur Startzeit einzufinden. Manch einer arbeitete. Unter den Anwesenden aber ist Omar. Der 28-Jährige ist seit acht Monaten in Deutschland und seit drei Monaten lebt er in der Schillerstadt. Ilona kommt ursprünglich aus dem Kosovo. Die 14-Jährige ist in Begleitung ihrer Mutter in das Café gekommen. In Marbach geht sie zur Schule. „Ich habe schon deutsche Freunde gefunden“, erzählt sie aufgeschlossen und hofft, an dem Nachmittag möglicherweise auf Gleichaltrige zu treffen.

Interessiert schlendert Ilona ebenfalls zum Kuchenbuffet, das in üppiger Zahl verlockende Leckereien bietet. Ob nun Erdbeertorte, Quark- oder Rhabarberkuchen: die Teller auf den hübsch eingedeckten Tischen füllen sich allmählich mit Kuchenstücken. Bei Kaffee, Tee und leckerem Backwerk ist manche Befangenheit schnell vergessen. Mustafa etwa ist 20 Jahre und in Begleitung von Helal (19) gekommen. Die beiden Syrer sitzen etwas schüchtern am Tisch und versuchen sich auf das Gespräch zu konzentrieren. Ingeborg Beyer spricht langsam und akzentuiert mit Händen und Füßen, um sich trotz Sprachschwierigkeiten verständlich zu machen, was ganz gut klappt. Es geht gerade um Tiere und sie greift zur unterstützenden Gestik, um manche der Begriffe besser erklären zu können.

Am selben Tisch sitzt Bärbel Kawa, die ihren Mann begleitet, der auch im Arbeitskreis Asyl tätig ist. „Vielleicht“, so denkt sie laut, „kann ich künftig Sprachunterricht geben“, was sie früher mal schon getan hat.

Eine Tischgruppe weiter weg sitzt Ingeborg Elsäßer. Die engagierte Frau, die innerhalb des Arbeitskreises für die Patenschaften und die Willkommensgruppe zuständig ist, wartet auf ihre „Patentochter“, die sie seit zwei Jahren betreut. Die 24-jährige Mutter zweier Kinder arbeitet an dem Mittwoch zur Probe und kann erst später nachkommen.

„Es ist nicht immer alles unter einen Hut zu bringen!“, weiß Elsäßer, die sich darüber freut, dass „wir derzeit noch die komfortable Situation haben, dass auf jeden Flüchtling ein Betreuer kommt. „Allerdings gibt es Leute, die kümmern sich gleich um sieben Syrer“, beklagt die Marbacherin. Sie wünscht sich, dass sich künftig von den rund 100 Asylkreismitarbeitern weitaus mehr aktiv einbringen, als bislang. „Es sind aber höchstens 30, die regelmäßig Aufgaben übernehmen“. Vielleicht hat sie Glück: drei interessierte Bürger waren ins Café gekommen, um Hilfe anzubieten.