Der Netzbetreiber EnBW stellte im Rahmen eines Infotages die Pläne für den Bau eines neuen Kraftwerks vor. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Sollte die EnBw den Zuschlag bekommen, wird am Neckarufer eine weitere Anlage entstehen.

Marbach - Einiges los war am Donnerstag im Energie- und Technologiepark am Rande der Schillerstadt. Der Netzbetreiber EnBW stellte im Rahmen eines Infotages die Pläne für den Bau eines neuen Kraftwerks vor. Das neue Projekt soll direkt neben den bereits bestehenden Block  III gebaut werden. Die Besonderheit: das geplante Kraftwerk wird eine sogenannte Netzstabilitätsanlage. Diese wird nur im Notfall tatsächlich in Betrieb genommen. Die EnBW entwickelte das Projekt für eine Ausschreibung des Übertragungsnetzbetreibers Transnet BW.

Die Anlage für Netzstabilität wird im Zuge des Kernkraftausstiegs bis zum Jahr 2022 notwendig. Bereits heute arbeiten Netzbetreiber wie die Transnet BW daran, Strom, der mittels alternativer Energiequellen wie Wind- oder Solarkraft vor allem im Norden Deutschlands produziert wird, in den Süden zu transportieren. Hierfür ist jedoch ein Ausbau des Stromnetzes vonnöten. Da dieser Ausbau aktuell nicht schnell genug vonstattengeht, werden bis zum vollständigen Ausstieg eben solche Anlagen für Netzstabilität gebraucht, um im Notfall einen flächendeckenden Stromausfall zu verhindern. „Unsere Stromnetze sind so aufgebaut, dass sie punktuelle Schäden, wie ein durchtrennen der Oberleitung auffangen können“, erklärt Stefan Wallenmaier, der Leiter für die Umsetzung von Neubauprojekten bei der EnBw. Er stand den Besuchern auch Rede und Antwort. Sollte aber ein zweiter Schaden entstehen, kann es zu einem flächendeckenden Stromausfall kommen.

„Das neue Werk ist so konzipiert, dass es binnen 30 Minuten in Betrieb genommen werden kann“, sagt Wallenmaier. Das bestehende Kraftwerk Block III kann dies nicht leisten. „Es ist vergleichbar mit einer Versicherung“, ergänzt Pressesprecher Jörg Busse. „Man schließt sie ab und hofft, dass man sie nicht braucht. Dennoch ist sie für den Notfall wichtig.“ Die neue Anlage darf nur 1500 Stunden im Jahr laufen, aktuell gehen die Planer aber von einem Wert von 40-50 Stunden pro Jahr aus. Der Neubau beläuft sich nach ersten Hochrechnungen auf 100 Millionen Euro. „Die Entscheidung bei der Ausschreibung fällt aber erst im April kommenden Jahres“, sagt Busse.

Für die EnBw erweist sich der Standort Marbach als praktikabel. „Die Infrastruktur, die wir brauchen, ist hier schon vorhanden“, erklärt Wallenmaier. Zudem kann zusätzliches Heizöl, welches für den Betrieb der Turbine gebraucht wird, über den Neckar antransportiert werden. Manche Besucher am Donnerstagnachmittag äußerten ihre Skepsis. „Ich frage mich, ob die Netzbetreiber nicht besser zusammenarbeiten können. Ich möchte ehrlich gesagt nicht, dass hier noch ein weiteres Kraftwerk hinkommt“, sagte ein Marbacher Bürger. „Ich wollte sehen, was genau geplant ist. Natürlich bin ich auch für saubere Energie.“ Zwei Besucher waren extra aus Neckarweihingen gekommen. „Das ist die schönste Gegend im Neckartal, ich fände es gut wenn es eine andere Lösung gäbe. Ich kann aber nicht beurteilen ob das neue Kraftwerk gebraucht wird. Wir wollen wissen, ob der Bau tatsächlich notwendig ist.“

„Wir wussten, dass das Projekt kommunikativ herausfordernd wird“, kommentiert Wallenmaier. „Wir wollten die Bevölkerung so früh wie möglich informieren. Bisher sind die Rückmeldungen neutral und wir führen einen sachlichen Dialog.“

Die EnBW hat ein Projektpostfach eingerichtet. Unter netzstabilitaetsanlage@enbw.com kann jeder Fragen zu dem Vorhaben loswerden.