Eine Symbiose aus Alt und Neu soll bei der Umgestaltung des Pfundhaus-Komplexes erreicht werden. Foto: Archiv (Sabine Rochlitz)


Stadt muss rund fünf Millionen Euro in die Umgestaltung des Gebäudeensembles stecken. Das Eckhaus soll erhalten bleiben – was nicht allen im Gemeinderat schmeckt.

Marbach - Rund 16 Jahre sind ins Land gegangen, seit die Stadt das Pfundhaus für die stolze Summe von damals einer Million D-Mark erworben hat. Genauso lange kann man nun dem Gebäudeensemble beim Dahinsiechen zuschauen. Denn die Sanierung wurde ein ums andere Mal geschoben. Jetzt will der Gemeinderat aber Nägel mit Köpfen machen. Die Trakte in der Niklastorstraße 1 und in der Marktstraße 36 sollen abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden. Das Eckhaus in der Marktstraße 34 will man hingegen kernsanieren. Die Nutzung steht inzwischen auch fest: Das Pfundhaus soll zum zweiten Rathaus werden. Den Vorentwurf des Murrer Büros Ludwig + Ulmer hat das Gremium am Donnerstag abgesegnet. Sollte das Ganze tatsächlich umgesetzt werden, müssten nach ersten Schätzungen für die Umgestaltung rund 4,9 Millionen Euro in die Hand genommen werden.

Der Zeitplan sieht vor, dass die Architekten den Entwurf bis September ausarbeiten. Anschließend soll ein Aufstockungsantrag für das Sanierungsgebiet Altstadt gestellt werden. Wird dieser bewilligt, könne die Ausführungsplanung beauftragt werden und der Spatenstich Anfang 2019 erfolgen, berichtet der Erste Beigeordnete Gerhard Heim auf Nachfrage. Es sei dann mit einer Bauzeit von eineinhalb Jahren zu rechnen. Heißt: Mitte 2020 könnten die Mitarbeiter der Verwaltung ihre neuen Arbeitsplätze in Beschlag nehmen. Die Verantwortlichen haben auch schon ziemlich genau ausgetüftelt, wer wo einziehen wird. So sollen das Bürger- und Ordnungsamt sowie das Bauamt komplett im neuen Rathaus untergebracht werden. Die Mitarbeiter von Einwohnermelde-, Standes- und Sozialamt sowie ihre Kollegen von der Flüchtlingsarbeit, die momentan noch aufs alte Rathaus und das Anwesen direkt daneben verteilt sind, werden gebündelt im Erdgeschoss in der Marktstraße 34 zu finden sein – wo sie dann auch barrierefrei zu erreichen sind. Wie der Bürgermeister Jan Trost erläuterte, hat man im Untergeschoss aber auch an einen zusätzlichen Multifunktionsraum gedacht, in dem sich Vereine oder Fraktionen treffen könnten. Unter dem Dach ist außerdem ein großes Besprechungszimmer vorgesehen. Dort könnten auch Trauungen abgehalten werden, erklärte der Rathauschef.

Der Architekt Thomas Ulmer betonte, dass man gestalterisch die städtebauliche, mittelalterliche Struktur aufnehmen wollte. Die einzelnen Trakte sollen mit Glasfugen verbunden werden. „Im Innern kann ich in alle Richtung rausschauen“, sagte der Planer. Die historischen Räume sollen so weit wie möglich unverändert bleiben. Im Untergeschoss werde ein Gewölbekeller erhalten, die anderen würden abgerissen.

Wenn es nach Ernst Morlock von der SPD gegangen wäre, hätte man allerdings nicht nur die Keller zurückgebaut, sondern auch gleich beim Eckhaus die Abrissbirne geschwungen. „Wir können daran nichts Erhaltenswertes finden“, erklärte der Sozialdemokrat. Insofern gelange man zu einer anderen Auffassung als das Denkmalamt, das einem Abriss der Marktstraße 34 einen Riegel vorgeschoben hat. Er bat deshalb, doch nochmal in der Sache bei den Behörden vorstellig zu werden. Zumal man „eine Preissteigerung aus der zu erhaltenden Bausubstanz erwartet“.

Davon riet Bauamtsleiter Dieter Wanner aber ab. Besagter Teil des Ensembles genieße einen besonderen Schutz. „Wir als Stadt haben da auch eine gewisse Vorbildfunktion“, betonte Dieter Wanner. Insofern wäre es der falsche Ansatz, einfach etwas abreißen zu lassen, nur weil dann vielleicht weniger Punkte ins Kalkül zu ziehen sind. Im Übrigen sei das Regierungspräsidium bei der nun angestrebten Lösung schon zu weitreichenden Zugeständnissen bereit gewesen. „Noch mehr geht glaube ich nicht“, pflichtete Thomas Ulmer bei. Der Architekt glaubt auch nicht, dass durch die alte Bausubstanz noch größere Überraschungen und Kostensteigerungen auf die Kommune zukommen. Bis auf einen alten Keller seien alle schon erkundet worden.

Jochen Biesinger von der CDU bezeichnete es ebenfalls als großen Kompromiss, der mit dem Denkmalamt ausgehandelt worden sei. Auch den Entwurf selbst fand er sehr gelungen. „Es ist ein guter Weg, auf dem wir unterwegs sind“, meinte auch Martin Mistele von den Freien Wählern. Hendrik Lüdke von Puls gefiel das Konzept ebenfalls. Und auch er empfahl, als Stadt keinen Präzedenzfall zu schaffen, indem ein schützenswertes Gebäude angetastet wird. Das könnte dann private Nachahmer auf den Plan rufen. „Ich warne davor, jetzt ein schlechtes Beispiel zu geben“, sagte schließlich auch Dr. Dieter Zagel von der SPD. Er wolle sich in dem Punkt vom Rest seiner Fraktion absetzen.