Pietätlos: Auch Teile des Nachbargrabs sind zerstört worden. Foto: privat

Das Schicksal der Familie Heumüller ist kein Einzelfall. Stadt und Polizei sehen aber keine Lösung des Problems.

Marbach - Uta Heumüller ist fassungslos. „Ich weiß gar nicht, was in so einem Kopf vorgeht, das ist einfach pietätlos“, sagt sie traurig. Mitte Juli wurde das Grab ihres vor sieben Jahren verstorbenen Sohnes verwüstet. Der oder die Täter haben Pflanzen herausgerissen – kurz nachdem Familie Heumüller das Grab hat frisch richten lassen. Zwei Gräber weiter das gleiche. „Auch dort wurden Blumen herausgerissen“, berichtet Uta Heumüller. Die Marbacherin hat bei der Polizei Anzeige erstattet. „Die Beamten waren sehr verständnisvoll und entgegenkommend. Aber mir ist klar, dass die Polizei da nichts machen kann“, räumt sie ein. Dennoch ist es Uta Heumüller wichtig, „dass das publik wird, damit die Leute aufmerksamer werden und mit offenen Augen über den Friedhof gehen“, betont sie. Vielleicht könne so verhindert werden, dass sich jemand an den Gräbern zu schaffen macht. Die Marbacherin hat zudem beobachtet, dass es sich offenbar um keinen Akt der blinden Zerstörungswut gehandelt hat. „Die Pflanzen lagen nirgends herum, sie waren weg.“ Insofern habe sie wohl jemand einfach mitgehen lassen.

Inzwischen sei das Grab wieder einigermaßen hergerichtet, erzählt sie und hofft, dass so etwas nicht wieder passiert. Dass herausgerissene Pflanzen und Diebstähle auf dem Friedhof kein Einzelfall sind, hat Uta Heumüller zwischenzeitlich ebenfalls erfahren. Das komme immer wieder vor, habe sie gehört, besonders im mittleren Teil des Marbacher Friedhofes, aber eben auch im oberen Bereich, wo auch das Grab ihres Sohnes ist. Ein ganzer Blumenstrauß sei sogar nebenan im Krankenhaus wieder „aufgetaucht“. Uta Heumüller selbst hat so etwas auch schon erlebt: Vor einigen Jahren wurde vom Grab ihres Sohnes gleich eine ganze Pflanzschale samt Inhalt gestohlen. Dass Diebstähle auf dem Friedhof öfter vorkommen, bestätigt auch Polizeisprecher Peter Widenhorn. „Leider Gottes“, fügt er hinzu. Gerade auf Pflanzen, aber insbesondere auch auf Metall, vor allem Kupfer, hätten es die Diebe abgesehen. Der Marbacher Friedhof sei da kein Einzelfall, eine Häufung von Diebstählen gebe es allerdings nicht. Das hat auch Gerhard Heim, der Erste Beigeordnete der Stadt Marbach, beobachtet. Dennoch: „Das kommt leider immer wieder vor, das ist sehr bedauerlich“, betont er. Leider könne man auch wenig machen. Das Personal der Stadt, also die Friedhofsgärtner, habe natürlich tagsüber ein Auge auf alles. „Aber eben nicht rund um die Uhr.“ Polizeisprecher Peter Widenhorn konstatiert ebenso, dass man im Grunde nichts tun könne. Natürlich sei es gut, wenn man mit offenen Augen über den Friedhof gehe, aber einen Pflanzendieb von einem Friedhofsbesucher zu unterscheiden, sei eben auch kaum möglich.