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Im Zuge der Haushaltsdebatte halten die Marbacher Stadträte eine präzise Analyse der Parksituation für sinnvoll. Querspange wird im Verkehrsbeirat besprochen.

Marbach - Sollen auf dem Gelände des ehemaligen Kinos in der Güntterstraße Stellflächen für Autos bereitgestellt werden? Und sollen im Parkhaus in der Grabenstraße künftig Gebühren verlangt werden? Beide Fragen wollte der Gemeinderat eigentlich im Rahmen seiner Haushaltsdebatte am Donnerstag klären. Doch die Entscheidungen wurden vertagt – weil ein kurzfristig eingereichter CDU-Antrag dazwischenfunkte. Darin fordern die Christdemokraten, vor irgendwelchen Beschlüssen die Parkplatzsituation in der Innenstadt von Grund auf zu durchleuchten. Wo besteht Bedarf für wen? Kann das Parkleitsystem möglicherweise so ausgerichtet werden, dass die unterschiedlichen Nutzergruppen am Ende dort landen, wo sie wirklich hinwollen? Und wäre nicht ein Parkhaus am Gerberplatz eine überlegenswerte Option, um die Parksituation in der City zu entschärfen? Diese und andere Punkte müssten erst von einem Gutachter abgearbeitet werden, findet die CDU. „Das Thema ist so wichtig, da sollten wir keine Schnellschüsse machen“, erklärte Heike Breitenbücher – und erntete dafür eine breite Zustimmung im Gremium.

Einmütig sprach sich die Runde dafür aus, die entsprechenden Anträge zu den Gebühren im Parkhaus und der Umnutzung des Kino-Geländes zurückzustellen. Im Gegenzug folgte man dem Vorschlag des Ersten Beigeordneten Gerhard Heim. Der hatte angeregt, Angebote von möglichen Gutachtern einzuholen, um auf der Basis im Ausschuss für Umwelt und Technik das weitere Vorgehen abzustimmen. Zugleich will die Verwaltung ausloten, ob die Eigentümer des Kino-Areals überhaupt zu einem Verkauf bereit sind. Und wenn ja, zu welchem Preis. Für dieses Vorgehen holte sich der Rathauschef Jan Trost ein Mandat ab.

Ulrich Frech von der CDU zeigte sich allerdings jetzt schon skeptisch, dass die Kommune mit dem Eigentümer handelseinig wird. Er erinnerte daran, dass ein Kauf schon einmal geprüft worden und dann an „horrenden Vorstellungen“ gescheitert sei. „Daran hat sich wohl nichts Wesentliches geändert“, fürchtet er. Davon abgesehen zweifelte er an, dass diese Stelle für neuen Parkraum tatsächlich so geeignet ist. Ziel der CDU sei, die Güntterstraße vom Verkehr zu entlasten. Genau das gelinge nicht, wenn man dort weitere Stellmöglichkeiten ausweise. Das Geld sei vermutlich zeitgemäßer für eine Neugestaltung des Straßenraums in der Güntterstraße angelegt. Hendrik Lüdke von Puls bezeichnete es sogar als „absurd“, einerseits den dichten Verkehr in der Innenstadt zu beklagen und andererseits mit neuen Parkplätzen Autofahrer anzulocken. Jürgen Waser von den Grünen hält es zumindest für richtig, abzuklären, mit welchen Kosten die Stadt zu rechnen hat. Aber entscheidend ist für ihn eine umfassende Analyse, „damit wir sehen, was wir brauchen“.

Dr. Michael Herzog von den Freien Wählern bezeichnete es indes als Fehlentscheidung, dass der Gemeinderat sich einst nicht dazu durchringen konnte, auf dem Kino-Gelände Parkraum schaffen zu wollen. Die Situation sei schließlich problematisch. Insofern sei es sinnvoll, wenn die Stadt nun neuerliche Verhandlungen aufnehme. Zumal die Kommune mit dem Gerberplatz als Alternativstandort bei den Gesprächen einen Trumpf in der Hinterhand habe. „Die Güntterstraße ist das neue Geschäftszentrum. Deshalb sollte man da den Daumen draufhaben“, hob Hans Martin Gündner von der SPD hervor. Man könne ja mit einfachen Parkflächen beginnen, um sich dann über die endgültige Nutzung des Kino-Geländes Gedanken zu machen, sagte Gündner.

Die Idee, das Areal umzuwidmen, hatten Freie Wähler und SPD in einem gemeinsamen Antrag formuliert. Von diesen beiden Fraktionen kam auch der Vorstoß, die Planungen zum Bau einer Querspange zwischen der Poppenweilerstraße und der Affalterbacher Straße zu forcieren. Doch auch dieser Antrag wurde vertagt. Gerhard Heim hatte dem Gremium ans Herz gelegt, das Ganze zunächst in der Arbeitsgruppe Verkehr zu behandeln. Anschließend könne man im Gemeinderat diskutieren. Ein Weg, dem die Fraktionen folgen konnten – wenngleich sie ihre Standpunkte schon am Donnerstagabend klar machten.

So wies Jürgen Waser darauf hin, dass die so genannte Südtangente zur Lärmminderung kaum etwas beitrage. Was hingegen durch eine Umfahrung ausgelöst werde, sei eine Verkehrszunahme in der Poppenweilerstraße. Auch Jochen Biesinger von der CDU warf die Frage in die Runde, ob dadurch der Verkehr nicht einfach nur Richtung Poppenweilerstraße verlagert werde. Dort habe man aber auch einen Schulweg und eine überlastete Kreuzung. Angesichts solcher Zusammenhänge sei es wichtig, den Komplex sauber aufzuarbeiten. Dagegen hatte auch Hendrik Lüdke nichts einzuwenden. Wobei für ihn ohnehin kein Zweifel daran besteht, dass der Verkehr mit einer neuen Straße weiter zunimmt. „Das ist doch bekannt“, sagte er. Außerdem würden damit Flächen verbraucht. Und die Kosten müsste allein die Stadt aufbringen.

„Die Eingriffe in die Natur sehen wir auch“, meinte Ernst Morlock von der SPD. Man müsse aber auch die objektiven Vorteile berücksichtigen. Immerhin sei durch die Querspange eine Halbierung des Verkehrs auf der Wildermuthstraße und der Affalterbacher Straße zu erwarten. Die Trasse würde eine Entlastung bringen und wäre zumindest ein Startschuss für weitere Maßnahmen, pflichtete Michael Herzog bei. Dazu handle es sich um einen Lösungsansatz, den die Stadt auf eigener Gemarkung verwirklichen könne. Und völlig unstrittig ist für ihn, dass „Marbach ein gewaltiges Verkehrsproblem hat“.