Auf dem Kino-Areal könnte eventuell ein Parkhaus entstehen. Foto: Werner Kuhne

Stadträte können sich aber vorstellen, Plätze in neuen Parkhäusern zu vermieten oder zu verkaufen.

Marbach - In einer Analyse des Ist-Zustands war das Büro BS Ingenieure aus Ludwigsburg zu der Erkenntnis gelangt, dass die Innenstadt, aber auch der Gerberplatz, die Güntterstraße und der Bereich um den Bahnhof in Sachen Parkplätze am Anschlag sind. In einem zweiten Schritt wurde nun im Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe Verkehr des Gemeinderats erörtert, wie der Engpass behoben werden könnte. Die Empfehlungen des Gremiums hat der Ausschuss für Umwelt und Technik in seiner Sitzung gestern eins-zu-eins übernommen.

Demnach soll untersucht werden, ob am Gerberplatz und auf dem Kino-Areal weitere Stellmöglichkeiten geschaffen werden können – und wenn ja, wie viele und zu welchem Preis. Außerdem verständigte sich die Runde darauf, die Höchstparkdauer im Bereich der Grabenstraße, der Güntterstraße und des König-Wilhelm-Platzes um 60 Minuten auf eine Stunde zu verkürzen. So soll ein höherer Durchsatz erreicht werden, erklärte der Ordnungsamtsleiter Andreas Seiberling. Drittens beschloss der Ausschuss, auch künftig keine Gebühren fürs Parken zu verlangen. Für kleinere Städte wie Marbach wäre ein solcher Obolus tendenziell Gift, betonte Andreas Seiberling. Denn Kunden und Touristen machten dann vielleicht einen Bogen um die Kommune.

„Das heißt aber nicht, dass jeder neue Platz auf Dauer kostenlos sein muss“, machte der Chef des Ordnungsamts ebenfalls klar. „Wir wollen keine Ersatzgaragen finanzieren“, sagte er. Insofern könne man künftig darüber nachdenken, bei eventuell neuen Parkhäusern Stellmöglichkeiten zu verkaufen oder zu vermieten. Wenn es nach Hendrik Lüdke von Puls gegangen wäre, hätte man allerdings jetzt schon mit dieser Praxis begonnen. Er beantragte, dass im Parkhaus an der Grabenstraße Anwohnern und Beschäftigten in der Innenstadt kostenpflichtige Dauerparkplätze angeboten werden und „man das Problem in der nächsten Eigentümerversammlung einbringt“. Damit blitzte er aber beim Rest des Gremiums ab. Das löse nur einen Verdrängungswettbewerb aus und die Autos würden anderswo abgestellt, erwiderte der Bürgermeister Jan Trost. „Die Bestrebung geht in die Zukunft“, ergänzte Andreas Seiberling. „Jetzt würde eine weitere Vermietung von Parkebenen einen Parkplatzverlust bedeuten“, sagte er. Denn die Flächen seien dann ja nur zeitweise belegt – und Alternativen noch nicht vorhanden. „Die Parkplätze gehören zum Teil auch gar nicht der Stadt“, ergänzte Ernst Morlock von der SPD. Er meinte zudem, dass es sinnvoll sei, die Parkzeit in den drei innenstadtnahen Straßen um eine Stunde zu verkürzen.

Morlock erinnerte ferner daran, dass auf dem Kino-Gelände nun ein Parkhaus denkbar wäre, dessen untere Ebene über die Güntterstraße und die obere über die Wildermuthstraße erschlossen werden könnte. Dadurch fielen weniger Stellplätze weg. Ein Punkt, der früher ein K.o.-Kriterium für das Areal gewesen sei. Zu verdanken sei die neue Faktenlage der Tatsache, dass die Kommune sich den Krone-Gebäudekomplex habe sichern können. Morlock könnte sich sogar vorstellen, über einem Parkhaus an dieser Stelle sozialen Wohnungsraum zu schaffen.

Ob so eine Kombination realisierbar wäre, das würde auch Martin Mistele von den Freien Wählern interessieren. Gespannt sei er aber auch darauf, was das alles kosten wird. Er regte zudem an, sich beim Thema Parken auch mit intelligenten Leitsystemen zu befassen. „Es muss an den richtigen Stellen transparent sein“, sagte er. So müsse man Autofahrern rechtzeitig signalisieren, dass ein Parkhaus voll ist. Martin Mistele schlug überdies vor, das Gespräch mit den Verantwortlichen des Krankenhauses zu suchen. Denn nur dort würden in Marbach Gebühren verlangt. Mit der Konsequenz, dass die Stellmöglichkeiten kaum genutzt würden, wie Ernst Morlock zuvor angemerkt hatte.

Auch wegen solcher Erfahrungen riet Jochen Biesinger von der CDU dringend, die Finger von Gebühren für städtische Stellflächen zu lassen. Das gäben Größe und Lage von Marbach einfach nicht her. Für Dauerparker könne er sich hingegen schon eine Abgabe vorstellen. Und zwar nach dem von der Verwaltung angedachten Modell via Vermietung oder Verkauf.

Jürgen Waser von den Grünen plädierte hingegen dafür, Dauerparker generell zur Kasse zu beten. „Alles völlig kostenlos sehe ich nicht ein“, sagte er. Auch bei möglichen Stellmöglichkeiten auf dem Kino-Gelände. Nicht, wenn Nutzer dort nur eine halbe oder eine Stunde ihr Vehikel abstellen, aber bei einem längeren Aufenthalt schon. Davon abgesehen bat er darum, die Ergebnisse in eine ganzheitlichere Betrachtung zum Verkehr in der Stadt einfließen zu lassen. Wichtig sei dabei, die Veränderungen der Mobilität zu berücksichtigen. Mehr Rechte für Radler und Fußgänger im Vergleich zu den Autofahrern stünden der Stadt ebenfalls gut zu Gesicht, meinte Jürgen Waser.