Einige Bewohner der Altstadt haben voraussichtlich bald die Möglichkeit, auf einen neuen Heizungstyp umzustellen. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Die Stadt Marbach ist auf dem Weg, ein Nahwärmenetz für die Altstadt aufzubauen. Der Gemeinderat nahm jetzt einen Zwischenbericht entgegen.

Marbach - Über die Zuschüsse aus dem Sanierungsgebiet Altstadt will die Kommune zum einen die Umgestaltung des Pfundhauses in ein zweites Rathaus stemmen, zum anderen die Anbindung des Neckars ans Zentrum verbessern. Darüber hinaus soll die Fußgängerzone aufgepeppt und mit einem Nahwärmenetz versorgt werden. Bei Letzterem werden die Planungen immer weiter vorangetrieben. Und mittlerweile zeichnet sich auch ab, dass das Vorhaben nicht an den finanziellen Rahmenbedingungen scheitern wird. Die Berechnungen und Analysen des Ingenieurbüros IBS aus Bietigheim-Bissingen haben ergeben, dass das Projekt für einen Betreiber attraktiv sein kann und auch ein Bedarf besteht. „Wir sind auf einem guten Weg, für Marbach eine Nahwärmeversorgung aufbauen zu können“, resümierte der Erste Beigeordnete Gerhard Heim gestern im Ausschuss für Umwelt und Technik, wo ein Zwischenbericht abgegeben wurde.

Dabei machte Wolfgang Schuler von IBS deutlich, dass die Umsetzung recht rasch in Angriff genommen werden könnte. Bis September wolle man bei potenziellen Betreibern Angebote abfragen. Dann könne der Gemeinderat entscheiden, wer den Zuschlag erhalten soll. 2019 stehen die Information und die Gewinnung der Kunden im Mittelpunkt, ehe 2020 bereits die Bagger anrollen könnten. Wolfgang Schuler sieht zwar eine Menge Potenzial für mögliche Abnehmer, warnte aber auch davor, sich zu verzetteln.

Folglich schlug er vor, in einem ersten Schritt eine Zone ins Auge zu fassen, die die Marktstraße bis zum Rathaus beinhaltet. Überdies plädiert er dafür, die Uhlandschule, das Art-Hotel und den Immobilienkomplex der Bezirksbaugenossenschaft Altwürttemberg rund um die Haffnerstraße mit als Erstes ans Netz zu nehmen. „Jedes Jahr würden ein paar 100 Meter realisiert werden“, sagte er zum geplanten Vorgehen.

Seine Energie soll das Netz aus dem Schulzentrum beziehen. Es ist angedacht, die vorhandene Holz- und Gasheizung um ein Blockheizkraftwerk zu ergänzen. Die Anlage passe auch gut zu den dortigen Fotovoltaikmodulen, die vor allem im Sommer viel Strom produzierten, meinte Schuler. Perspektivisch könnte auch von anderen Standorten aus Energie eingespeist werden. Das Netz lasse sich von unterschiedlichen Stellen aus füttern, sagte er.

Aus welcher Richtung auch immer die Wärme am Ende kommt: Für die Abnehmer bedeutet das immer das Gleiche, sie müssen sich eine Übergabestation im Haus installieren lassen, die den bisherigen Heizkessel ersetzt. Eigentümer des Geräts wäre der Betreiber des Nahwärmenetzes, der dann ein Entgelt verlangen würde.

Die Investition ins Leitungsnetz vom Schulzentrum bis zum Rathaus von rund einer Million Euro sollte jedoch die Kommune tätigen, empfahl Schuler. „Wenn die Stadt baut, hat das den Vorteil, dass sie es viel günstiger finanzieren kann.

Sie braucht keine Rendite, sondern eine Kostendeckung“, erläuterte der Fachmann. Andernfalls rechne sich das Ganze nicht mehr und es würde sich wohl kein Betreiber finden. Die Refinanzierung könne die Kommune über das Verpachten der Leitungen gewährleisten. Für den Bau des Blockheizkraftwerks wäre indes der Netzbetreiber zuständig.

Ernst Morlock von der SPD hatte an all dem nichts auszusetzen, wurde aber wegen des Zeitplans stutzig. Demnach sollen die Marktstraße und der Bereich beim Pfundhaus in Sachen Wärmeversorgung nicht schon 2020 in Angriff genommen werden. „Das passt für mich nicht ganz zusammen“, sagte er im Hinblick darauf, dass die Umgestaltung des Pfundhauses demnächst schon ansteht – und folglich bald eine Heizung benötigt wird.

Doch das haben die Planer im Blick. Das neue Rathaus könne ein bis zwei Jahre über den alten Verwaltungssitz versorgt werden, sagte Schuler. „Man wird das Netz so machen, dass es dann gleich angeschlossen werden kann“, versicherte er. Davon abgesehen seien die Bauabschnitte nicht in Stein gemeißelt.

Der Experte sagte auf Nachfrage des Grünen Sebastian Engelmann zudem, dass Hausbesitzer im Grunde nur einmal die Chance haben, sich einzuklinken: Wenn die Leitungen verlegt werden. „Wer jetzt nicht mitmacht, kann später nicht kommen und sagen: jetzt will ich.“ Theoretisch gehe das zwar, das sei aber mit hohen Kosten verbunden. Genau deshalb biete man aber die Möglichkeit, sich vorsorglich einen Anschluss verlegen zu lassen, ohne gleich die Energie über das Nahwärmenetz zu beziehen. Man könne dann später jederzeit einsteigen.