Vielleicht rollen auf der alten Bahntrasse bald Räder. Foto: Werner Kuhnle

SPD-Rat schlägt vor, auf alter Bahntrasse von der neuen Brücke zum Marbacher Bahnhof zu bauen. Ob das geht, muss aber erst geprüft werden.

Marbach - Es hat eine gefühlte Ewigkeit gedauert, bis der neue Radweg am Neckar endlich fertiggestellt war. Inzwischen ist er teilweise sogar schon wieder gesperrt, nachdem ein Baum auf den Asphalt gekracht war. Sobald die Trasse über die einstigen Industriegleise aber uneingeschränkt benutzt werden kann, ist sie ausgesprochen reizvoll für Pedaleure. Und vielleicht macht das Beispiel ja auch Schule, dass dort, wo früher Loks entlanggeschnaubt sind, Radler ins Rollen kommen. Denn in Marbach gibt es Planspiele, eine weitere Route nach diesem Muster zu realisieren: Die Verbindung soll von der neu gebauten Brücke über die L 1100 auf der alten Trasse der Bottwartalbahn Richtung Bahnhof geführt werden.

Dr. Dieter Zagel von der SPD brachte das Thema in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats aufs Tapet. Zagel wies darauf hin, „dass das Gleis nicht mehr benutzt wird“. Und der Vorteil dieser Strecke sei, dass Radler dann nicht mehr über die Oehlerkreuzung zum Bahnhof fahren müssten, sondern direkt dorthin gelangen könnten. Darüber hinaus würde die Oehlerkreuzung entlastet, betonte Dieter Zagel. Der SPD-Mann schüttelte auch schon eine Idee aus dem Ärmel, wie das Ganze zumindest ein Stück weit gegenfinanziert werden könnte: indem die Gleise verkauft werden.

Jochen Biesinger von der CDU war gleich Feuer und Flamme von dem Vorstoß. „Wir hatten diesen Antrag vor circa vier Jahren schon einmal gestellt“, rief er in Erinnerung. „Damals sind wir mit Bausch und Bogen niedergestimmt worden. Aber wenn wir jetzt gemeinsam die Initiative ergreifen können, freuen wir uns“, sagte er.

Der Erste Beigeordnete Gerhard Heim gab allerdings zu bedenken, dass dem Vorhaben nicht zuletzt eines entgegenstehen würde: „Es gibt einen Grundsatzbeschluss des Gemeinderats, dass wir die Bottwartalbahn weiter favorisieren und diese Gleise nicht aufgeben“, betonte Gerhard Heim. „Der Beschluss ist rechtsgültig. Den müssten wir anders fassen“, ergänzte der Bürgermeister Jan Trost. In der Hinsicht zeigten sich zumindest Dieter Zagel und Jochen Biesinger schon einmal aufgeschlossen. Wobei das beide ausdrücklich nicht als Votum gegen die Bottwartalbahn verstanden wissen wollten. Die Trasse werde auch so gesichert. „Nichts hält eine Strecke so gut frei wie ein Fahrradweg“, meinte Dieter Zagel. Dem pflichtete Jochen Biesinger bei.

Der Bürgermeister Jan Trost schlug schließlich vor, in einer der nächsten Sitzungen des Ausschusses für Umwelt und Technik einen Plan vorzulegen. „Damit jeder weiß, worum es geht. Und dann muss man das politisch diskutieren“, erklärte der Rathauschef. In den nächsten Wochen hat die Verwaltung jedoch auch ganz Grundsätzliches zu klären, wie der Ordnungsamtsleiter Andreas Seiberling auf Nachfrage sagt. So müsse geprüft werden, ob die Trasse überhaupt durchgängig von der Brücke über die L 1100 zum Bahnhof verläuft. Und wenn ja, stehe noch die Frage im Raum, ob die Route auch als Radweg genutzt werden dürfte. So könnten beispielsweise Sicherheitsbedenken dagegen sprechen, weil die Pedaleure zu nahe an die S-Bahnen kommen. Alles andere wie die Finanzierung und wer Bauherr wäre, könnte dann in weiteren Schritten erörtert werden, sagt Andreas Seiberling. Wobei eines für ihn jetzt schon feststeht: „Die Strecke ist absolut interessant.“