Für den Marbacher Friedhof gibt es neue Überlegungen. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Stadt will eine Trauerstätte für Menschen einrichten, die kein Grab mehr besuchen können.

Marbach - In Marbach muss ein Reihengrab in der Regel nach 20 Jahren geräumt werden. Direkt auf dem Friedhof können Angehörige dann nicht mehr trauern. Das soll sich ändern. Die CDU hatte im Rahmen der Haushaltsdebatte beantragt, eine überkonfessionelle Gedenkstätte einzurichten. Ein Vorstoß, der bei den Kollegen im Gemeinderat auf Wohlwollen stieß. Das Gremium beschloss in seiner jüngsten Sitzung einstimmig, dass sich die Verwaltung überlegen soll, wie und wo sich das Ganze umsetzen lässt. Einen Vorschlag wird die Rathausspitze im Ausschuss für Umwelt und Technik präsentieren.

Eigentlich hatten der Bürgermeister Jan Trost und der Erste Beigeordnete Gerhard Heim dafür allerdings keine Notwendigkeit gesehen. „Grundsätzlich wird das von uns begrüßt. Das ist keine Frage“, sagte Gerhard Heim zwar. Es würden jedoch stets Gespräche mit den Angehörigen geführt, in denen ihnen dargelegt werde, dass die Gräber geräumt werden müssen. „Und in dem Rahmen ist noch nie der Wunsch nach einer Nachgedenkstätte geäußert worden“, erklärte er. Aus dem Grund sehe man keinen akuten Handlungsbedarf. Wenn je der Wunsch nach einer solchen Trauermöglichkeit aufkomme, könne man rasch reagieren. „Das ist keine große Sache“, betonte Gerhard Heim.

Jan Trost gab zudem zu bedenken, dass Angehörige eher schon vor Ablauf der Frist mit dem Wunsch auf die Stadt zukämen, die letzte Ruhestätte aufzulösen, um Kosten zu sparen. „Gerade wenn die Verwandtschaft über das ganze Land verteilt ist“, erläuterte der Rathauschef.

Heike Breitenbücher von der CDU drängte dennoch darauf, den Antrag umzusetzen. „Ich glaube nicht, dass das etwas ist, was nachgefragt werden sollte. Das sollte ein Angebot sein“, argumentierte sie. Das findet auch Barbara Eßlinger von den Grünen. „Der Tod und der Umgang damit ist kein Nachfragethema, sondern eine Frage des Angebotes, was wir unseren Bürgern zur Verfügung stellen wollen. Wir sollten hier endlich was tun. Sonst werden wir die Letzten sein“, meinte die Fraktionschefin.

Heike Breitenbücher hat als Zielgruppe für die Trauerstätte vor allem Menschen im Sinn, die ein Kind verloren haben. „Die Eltern leben dann ja auch noch lange“, betonte sie. „Ich würde das nun ungern abtun und einen Bedarf abwarten, sondern im Ausschuss darüber reden, wie so eine Ecke aussehen könnte“, schlug Heike Breitenbücher vor.

Gerhard Heim wies darauf hin, dass man die Laufzeit von Kindergräbern schon jetzt auf eine entsprechende Bitte der Eltern hin selbstverständlich verlängere. Der Platzbedarf auf Friedhöfen sei ja längst nicht mehr so groß wie früher. Die Bestattungskultur befinde sich im Wandel. Auch Hans Martin Gündner von der SPD erinnerte daran, dass durch den Trend hin zu Urnenstelen und Urnengräbern weniger Fläche benötigt werde. Genau deshalb wunderte er sich, warum man dann nicht zu der Regelung zurückkehrt, wonach man ein Grab nach 20 Jahren neu kaufen kann. „Der Stadt entstehen dadurch keine Kosten und den Leuten ist das Gedenken wichtig“, sagte er. Jan Trost betonte jedoch, dass die Hinterbliebenen beraten und befragt würden, ob sie eine langfristige Lösung benötigten oder das Grab nach 20 Jahren geräumt werden soll. „Die Leute sind immer informiert“, versicherte der Bürgermeister.

Das Thema Nachgedenkstätte könne man jedoch durchaus im Ausschuss für Umwelt und Technik diskutieren, pflichtete der Rathauschef Heike Breitenbücher bei. Er schlug vor, sich in dem Punkt zunächst auf den Marbacher Friedhof zu konzentrieren, weil dort mehr Menschen liegen. Wenn die Trauermöglichkeit angenommen werde, könne man sich überlegen, das Konzept auf Rielingshausen zu übertragen. Ein Vorschlag, mit dem letztlich alle mitgehen konnten.