Wer nicht achtgibt, kann sich leicht in den Rillen verheddern. Foto: Werner Kuhnle

Der Bereich im Gewerbegebiet ist ein Unfallschwerpunkt. Eine andere Streckenführung könnte die Lage entschärfen.

Marbach - Aus der Polizeistatistik für die Schillerstadt geht hervor, dass speziell zwei Punkte für Verkehrsteilnehmer mit besonderer Vorsicht zu genießen sind: Die Kreuzung zwischen Ziegelstraße und Schillerstraße sowie der Thomas-Alva-Edison-Ring (wir berichteten). Letzteres mag wunderlich klingen, verläuft die Straße doch durchs Gewerbegebiet am Neckar, wo das Fahrzeug-Aufkommen überschaubar ist. Doch die Ausweisung als Unfallschwerpunkt hängt hier auch nicht mit einer Häufung von Blechschäden zusammen, sondern mit dem Umstand, dass auf den alten Industriegleisen immer wieder Radler stürzen – weshalb Stadt und Land an einer Lösung arbeiten, die Lage zu entschärfen.

Das wäre sicher nicht verkehrt, sind doch innerhalb von 36 Monaten fünf Pedaleure über den Lenker gegangen und dabei verletzt worden, wie Peter Widenhorn, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Ludwigsburg, berichtet. „Deshalb wird die Straße als Unfallschwerpunkt geführt“, stellt er fest. 2018 sei bei den Kollegen bislang ein Vorfall angezeigt worden. Ein Pedelec-Fahrer habe sich in den Gleisen verheddert, sei zu Fall gekommen und habe sich dabei leichte Blessuren zugezogen. Widenhorn macht aber auch klar, dass es so weit gar nicht kommen muss. Wer dem offiziellen Radweg folge, gerate mit den Rillen nicht in Konflikt.

Darauf macht auch Gerhard Heim, Erster Beigeordneter der Stadt Marbach, aufmerksam. Die Vertiefungen im autorisierten Abschnitt des Radwegs seien mittlerweile ausgepolstert. Wer also von Marbach kommend nach dem alten Kraftwerk gleich links hoch fährt und dann oben vor der Kreuzung rechts weiter nach Ludwigsburg, hat im Prinzip nichts mehr zu befürchten. Problematisch ist nur, wenn man die offizielle Route verlässt und geradeaus auf dem Thomas-Alva-Edison-Ring fährt. Theoretisch könnten auch hier die Rillen verfugt werden, doch das scheitert daran, dass sie zur Entwässerung benötigt würden, wie Gerhard Heim hervorhebt.

Allerdings tüftelt die Stadt an einer anderen Lösung, die die Situation wahrscheinlich deutlich entspannen würde: Die Pedaleure sollen künftig gar nicht bis zum Alten Kraftwerk geführt werden, sondern schon davor sofort nach der Firma Wandaa nach oben Richtung L 1100 abbiegen können, wo es dann weiter nach rechts gehen würde. Dazu müsste aber ein Teilstück von etwa 100 Metern neu gebaut werden. Und hier geht es schon seit Monaten nicht vorwärts. Die Stadt hat Planungen entwickelt, das Land soll die Kosten von rund 100 000 Euro übernehmen – was auch unstrittig ist. Im September 2017 habe man der Kommune auch schon eine überarbeitete Fassung einer Vereinbarung zu dem Vorhaben übergeben, erklärt Katja Lumpp, Pressesprecherin des Regierungspräsidiums (RP) Stuttgart. Nur: „Eine Entscheidung der Stadt Marbach zur angedachten weiteren Vorgehensweise wird noch erwartet. Eine zustimmungsreife Planung gibt es aus Sicht des RP Stuttgart noch nicht“, konstatiert Katja Lumpp.

Der Knackpunkt ist, dass die Behörde von der Stadt fordert, einen Bebauungsplan aufzustellen, um so Baurecht zu schaffen, erläutert der Marbacher Bauamtsleiter Dieter Wanner. Das werde verlangt, weil man in den Bewuchs eingreife und auch Bäume fallen müssten. Folglich liege der Ball nun wieder bei der Kommune. Man sei aber wegen vieler anderer Projekte nicht dazugekommen, das Thema aufzugreifen. Zudem will die Stadt prüfen, ob es vielleicht auch ohne Bebauungsplan funktioniert. Dieter Wanner erinnert daran, dass dieses Instrument beim neuen Radweg auf den alten Gleisen auch nicht nötig gewesen sei.