Foto: Werner Kuhnle

An der Affalterbacher Straße errichtet der Marbacher Immobiliendienst für die Stadt Wohnungen.

Marbach - Ein Bagger mag eine eher grobschlächtige Maschine sein. Die Männer, die die Geräte steuern, brauchen aber viel Gefühl in den Fingern. Das können Passanten derzeit gut beim Vorbeispazieren am Grundstück in der Affalterbacher Straße 37 beobachten. Dort werden die einzelnen Trakte des ehemaligen landwirtschaftlichen Anwesens abgerissen. Und die Baggerschaufel wird dabei mitunter so gesteuert, dass sie vorsichtig Balken um Balken herauszieht, damit das Dach kontrolliert in sich zusammenfallen kann. Lange werden die Abbrucharbeiten aber nicht mehr dauern und der Weg frei sein für den Spatenstich eines Marbacher Vorzeigeprojekts: Auf dem Grundstück sollen 15 Wohnungen entstehen, die sich auch Otto Normalverbraucher leisten kann.

Die Initiative dazu ging vom Marbacher Immobiliendienst aus, bei dem Rainer Krause und Jürgen Kiefer die Geschäfte führen. Man sei stets an Projekten mit Alleinstellungsmerkmal interessiert, erklärt Krause. Nachdem man in Marbach bereits Seniorenwohnungen verwirklichen konnte, habe man sich überlegt, nun bezahlbaren Wohnraum anzubieten. „Bei der Stadtverwaltung haben wir damit offene Türen eingerannt, die hatten die gleiche Idee“, stellt Krause fest. Also habe man das Projekt in der Affalterbacher Straße gemeinsam angepackt. Der Marbacher Immobiliendienst wird das Ganze schlüsselfertig hinstellen, die Stadt die Wohnungen übernehmen und vermieten. Allerdings muss die Kommune den Kaufpreis nicht alleine stemmen. Sie bekommt einen Zuschuss von 935 000 Euro vom Land, sagt Gerhard Heim, der Erste Beigeordnete.

Nach welchen Kriterien die Immobilien vergeben werden, stehe noch nicht fest. „Die einzelnen Parameter sind bislang nicht ausgehandelt worden“, konstatiert Heim. Manche Dinge seien aber ohnehin vorgegeben, sonst hätte man den Zuschuss nicht erhalten. So dürften die Mieter eine bestimmte Einkommensgrenze nicht überschreiten. Pauschal könne man die Höhe dieser Marke nicht nennen, da der Betrag von der Familiengröße abhängig sei. Bei Familien mit zwei Kindern liege die Grenze aber beispielsweise bei 65 000 Euro.

Die Stadt hat auch noch etwas Zeit, die Vergabe-Details zu klären. Rainer Krause hat den Spatenstich zwar bereits für Ende des Monats im Visier. Bis die ersten Marbacher das Areal mit Leben füllen, dürfte es aber Frühjahr oder Sommer 2020 werden, schätzt Gerhard Heim. Wäre alles glattgelaufen, hätten die Wohnungen schon in diesem Winter oder im nächsten Frühjahr vermietet werden können, fügt Rainer Krause hinzu. Doch verschiedene Faktoren haben für eine Verzögerung gesorgt. Unter anderem musste eine Scheune von Fachleuten überprüft werden, weil dort eine seltene Tierart vermutet worden war. Außerdem wurde das Thema Parken von den Anwohnern kritisch begleitet und auf die jetzt schon angespannte Situation verwiesen. Eine Tiefgarage mit Zufahrt von der Affalterbacher Straße aus soll aber genügend Kapazitäten bereitstellen, sagt Krause. Wegen diverser Einsprüche musste für das Vorhaben jedenfalls letztlich ein Bebauungsplan aufgestellt werden. „Wir haben ein ganzes Jahr verloren“, sagt der langjährige Vorsitzende des hiesigen Stadtmarketingvereins.

Abgehakt. Anfang vergangener Woche konnte es endlich losgehen mit den Abbrucharbeiten. Bisher läuft auch alles planmäßig. Und angesichts des ungeheuren Drucks auf dem Immobilienmarkt werden die Wohnungen gewiss ratzfatz vermietet sein. „Es war absehbar, dass wir da Probleme kriegen“, sagt Rainer Krause zu der Entwicklung auf dem Wohnungssektor. Und nun zeichne sich auch noch das Scheitern des Neubaugebiets Kreuzäcker ab. Insofern sei es wenigstens ein kleiner Fortschritt, dass sich hier in der Affalterbacher Straße etwas bewege.