Bisher ist nicht geklärt ob sich ein Discounter oder ein Vollsortimenter ansiedeln soll. Foto: Grafik

Im Neubaugebiet an der Affalterbacher Straße ist auch eine Fläche für einen neuen Supermarkt eingeplant. Ein Experte rät, dort einen Discounter anzusiedeln. Ein Vollsortimenter könnte indes unliebsame Folgen haben.

Marbach - Ob die Bürger im Neubaugebiet einmal bei Aldi, Edeka oder irgendeinem andern Anbieter einkaufen können, ist im Gemeinderat am Donnerstagabend nicht festgezurrt worden. Da muss zu einem späteren Zeitpunkt ein Haken drangemacht werden. Das Gremium hat aber zumindest schon die Weichen gestellt, dass sich in dem Areal an der Affalterbacher Straße überhaupt ein Supermarkt ansiedeln kann. Denn in den Planungen ist nun ein Platzhalter für einen solchen Betrieb vermerkt.

Das war im Vorfeld durchaus umstritten. Die Räte hatten die Befürchtung, dass ein neuer Konkurrent aus der Lebensmittelbranche früher oder später Rewe in der Innenstadt den Garaus machen könnte. Vor einem Beschluss sollte deshalb ein Gutachten zur Nahversorgung in Marbach erstellt werden. Dabei sollte vor allem eine Frage beantwortet werden: Verkraftet die Kommune einen weiteren Supermarkt? Die Antwort präsentierte nun Markus Wagner von der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH Ludwigsburg (GMA). Und sie fiel eindeutig aus: „Im Discount- und Supermarktsegment besteht Nachholbedarf“, fasste der Fachmann zusammen. Momentan fließe viel Kaufkraft aus Marbach ab. Wobei er in Sachen Discounter das größte Entwicklungspotenzial sieht. Schließlich könne man da nur Lidl vorweisen. Penny, Netto und Co. hätten zudem weniger Auswirkungen auf den Rewe-Markt in der Grabenstraße. Folglich empfahl Wagner den Räten, an der Affalterbacher Straße auf einen Discounter zu setzen. Alternativ sei es aber auch denkbar, doch einen Vollsortimenter ins Boot zu holen. Zuvor sollte man aber eine Garantie aushandeln, dass Rewe dann die Grabenstraße nicht verlässt. Als Zielgröße nannte er einen Markt von 1400 bis 1600 Quadratmetern. Bei diesen Ausmaßen könnte man mit einem Vollsortimenter und einem Discounter ins Geschäft kommen.

Der Experte von der GMA riet zugleich davon ab, auf den ebenfalls untersuchten Alternativstandort an einer möglichen Südtangente zwischen Affalterbacher Straße und dem Kreisverkehr in Marbach-Süd zu bauen. Dieses Areal sei eigentlich nur für Kunden interessant, die mit dem Auto unterwegs sind. „Und regionalplanerisch ist das eigentlich nicht realisierbar.“

„So werden mehr Menschen erreicht“, sprach sich auch Heike Breitenbücher von der CDU für einen Supermarkt im Neubaugebiet aus. Sie habe die Hoffnung, dass dorthin dann nicht alle mit dem Auto pendeln. Gleichzeitig sei ihr bewusst, dass man viele Parkplätze für den Markt benötige. Aber die sollten wenigstens platzsparend untergebracht werden. Das sei auch das Bestreben der Stadt, versicherte der Bürgermeister Jan Trost. Deshalb strebe man den Bau einer Tiefgarage an.

Heike Breitenbücher machte zudem klar, dass ihr im Prinzip ein Vollsortimenter an dieser Stelle lieber wäre. „Aber die Rewe-Sicherung ist ein Muss“, betonte sie. Aus dem Grund könne man auch nur einem Discounter zustimmen, sagte Dr. Michael Herzog von den Freien Wählern. „Der tangiert Rewe wohl nicht wesentlich.“ Eines sei aber auch klar: Wenn sich in dem Bereich ein Markt ansiedle, brauche man auch die Südtangente. „Sonst fahren alle durch die Stadt“, erklärte Michael Herzog. Diese Sorge treibt auch Hendrik Lüdke von Puls um. Insofern kann er sich als eigentlich vehementer Gegner dieser Trasse sogar ein Umdenken vorstellen. Denn eine „neue Verbindungsstraße zwischen Poppenweiler Straße und Affalterbacher Straße würde einmal die Wegstrecke für die Einwohner des Hörnle und von Marbach-Süd verkürzen und zum Zweiten den Verkehr in der Innenstadt und hier besonders an der Kronenkreuzung reduzieren“, erläuterte er. Vom Verkehrsthema abgesehen sprach er sich für einen Discounter aus.

Jürgen Waser von den Grünen würde hingegen eher einem Vollsortimenter den Vorzug geben. Natürlich sei es auch sein Wunsch, dass Rewe der Innenstadt nicht den Rücken kehrt. „Aber wenn sich das für die nicht rechnet, gehen sie sowieso“, wollte er sich keinen Illusionen hingeben.

Sollte dieses Szenario tatsächlich eintreten, könnte das einen Dominoeffekt auslösen, wodurch die City empfindlich geschwächt würde, gab Jürgen Schmiedel von der SPD zu bedenken. Deshalb müsste das Ganze sorgfältig abgewogen und die Sicherung des Standorts in der Innenstadt unbedingt vertraglich fixiert werden. „Das ist existenziell“, meinte Jürgen Schmiedel. Andernfalls stehe man schlechter als vorher da.