Die Gruppe Latin Quarter ist im Marbacher Schlosskeller aufgetreten. Foto: avanti

Die Rockgruppe Latin Quarter erfreut seit 30 Jahren ihre Fans. Im Marbacher Schlosskeller gab die Band mit viel Gefühl ein hörenswertes Konzert.

Trotz – (oder gar wegen?) der vielfach so anspruchsvollen Texte: Der durchschlagende kommerzielle Erfolg ist der britischen Polit-Pop-Legende Latin Quarter vor allem im eigenen Land versagt geblieben. Anders in Deutschland. Dort platzierte sich die Gruppe, die ihren Namen dem traditionellen Pariser Studentenviertel verdankt, wo in und um die Sorbonne lateinisch gesprochen wurde. Mitte der 80er-Jahre rangierte Latin Quarter in den Top 20 der deutschen Single-Charts. Ihr Debüt „Modern Times“ wurde rund 250 00-mal verkauft.

Im Jahr 1998 kam für die Band das vorläufige Aus, bis im Jahr 2011 vier Musiker der Gruppe um Frontmann Steve Skaith zusammenfanden und 2012 bis auf eine Ausnahme in Originalbesetzung mit dem neu aufgenommenen Album „Ocean Head“ im Gepäck auf „Latin Quarter Reunited Live-Tour“ stark bejubelt durch Deutschland zog und auch im Marbacher Schlosskeller Station machte. Am Sonntag stand Latin Quarter mit Steve Skaith (Gitarre, Gesang), Steve Jeffries (Keyboard, Melodica), Yona Dunsford (Gesang und Keyboard), Greg Harewood (Bass) und Martin Ditcham (Schlagzeug) wieder auf der Bühne im Marbacher Schlosskeller.

Der Besuch eher mager, der Auftritt grandios. Das Publikum war begeistert, reagierte als echte Fangemeinde, feierte mit anhaltendem Beifall die reformierte Band, die ihr 30-jähriges Jubiläum begeht und auf dieser Tour ihr neues Studio-Album „Tilt“ vorstellt. Insgesamt finden sich dort zehn Titel, von denen die Gruppe an diesem Abend einige vortrug – so der Titel-Song „Tilt“, „Fireflies“, „Take it to Miriam“ und „Sometimes the Big Fish“ – wie gewohnt Qualitätslieder mit intelligenten, zeitlosen und aktuellen Bezügen. Bisweilen ist es politisch-engagierte Poesie – aber durchweg softe, Herz und Gemüt treffende Musik zum Zurücklehnen und Genießen, zwischendurch auch lebhaft mitreißend.

Insgesamt 20 Titel standen auf dem Programm, abwechselnd von Steve Skaith und Yona Dunsford ausdrucksvoll vorgetragen. Ein durchweg fantastischer Sound, Liebeslieder, die ins Herz treffen und das Gemüt anrühren, höchst eindrucksvoll, wenn sich die Background-Stimmen in den Gesang der Solisten einbrachten.

Es war ein zauberhafter, poesievoller Abend mit dem einzigen Manko, dass vieles von den Texten aus Sprachunkenntnis verloren ging. Steve Skaith, der Kopf der Band, stellte die Musiker einzeln vor. Sie legten sich beim Finale noch einmal mächtig ins Zeug und zeigten, was sie drauf haben.

Das Vorprogramm bestritt der deutsche Liedermacher Tom Rohr, ein Freund und Agent von Latin Quarter. Rohr legte mit seinen deutschen Liedern die Spur zum Konzert der Kollegen.