Die Katholiken entzünden das Osterfeuer vor der Kirche und tragen es hinein. Foto: avanti

Zum ersten Mal hat der katholische Pfarrer Stefan Spitznagel das Osterfeuer am Morgen mit seiner Gemeinde entzündet. Er zog Parallelen zu James Bond.

Marbach - Dunkel und kalt ist es noch am Ostermorgen. Nur ganz vereinzelt zwitschern ein paar frühe Vögel. Doch vor der katholischen Kirche Zur Heiligen Familie in Marbach haben sich um kurz vor halb sechs schon etliche Menschen versammelt, und nach und nach scharen sich immer mehr um das vom Wind angefachte Osterfeuer. Dann erscheint Pfarrer Stefan Spitznagel mit den Ministranten. „Haben Sie den Tisch mit den Kerzen gefunden?“, will er von den Versammelten wissen. Viele haben jedoch ihre eigenen Kerzen von zu Hause mitgebracht.

„Wir sind hier, um in der Dunkelheit Gottes Lichtspuren zu entdecken“, eröffnet Spitznagel den Gottesdienst, der zum ersten Mal noch in der Osternacht beginnt – bei der benachbarten evangelischen Alexanderkirche wird das schon länger so gemacht. „Das Osterfeuer soll all das reinigen, was der Reinigung bedarf“, erklärt der Geistliche; deshalb werde manches hineingelegt. Auch Bitten und Anliegen der Kommunionskinder werden dem Osterfeuer übergeben. Dann entzündet Spitznagel die erste Osterkerze, hebt schützend die Hand davor. Dass die Flamme dennoch zweimal erlischt, sorgt für leise Heiterkeit unter den Gläubigen, tut jedoch der Feierlichkeit des Moments keinen Abbruch. Als die Kerze schließlich dauerhaft brennt, gibt er das Licht an die Ministranten weiter, die wiederum die Kerzen der Gemeinde entzünden. „Mit Christus, dem Licht, ziehen wir ein in die dunkle Kirche“, gibt der Priester die Losung für die Gemeinde aus. Bald sind die Kirchenbänke bis in die letzte Reihe besetzt, Kerzen an den Wänden werden entzündet. Die Atmosphäre lässt einen ahnen, wie die frühen Christen ihre Gottesdienste gefeiert haben mögen. Nichts erinnert im Dunkeln an die Moderne, auch die Orgel schweigt, als die Versammelten das erste gemeinsame Lied, „O Licht der wunderbaren Nacht“ intonieren.

Nach Lesungen aus der Schöpfungsgeschichte, aus dem Buch Exodus und der Ostererzählung schlägt Stefan Spitznagel jedoch mühelos den Bogen in die Moderne zu – James Bond. Und es ist verblüffend, wie viele Parallelen er zieht. Er zitiert einen Dialog aus „Skyfall“, in dem James Bond sagt, sein Hobby sei die Auferstehung. „Salopp formuliert, aber inhaltlich zutreffend, könnte das Jesus auch sagen“, so der Geistliche. „Auch sein Leben ist oft in Gefahr, doch er lässt sich nicht beirren, steht für ein befreites und menschenwürdiges Leben.“

Er wünsche allen, sagt Spitznagel, dass auch sie aufrecht durchs Leben gingen und nach Krisen und Niederlagen wieder aufstünden, sich befreiten von Zwängen und Schuldgefühlen. „Es könnte ein Hauch von Abenteuer in unser Leben kommen, wenn wir uns vom Auferstandenen kräftig aufrütteln lassen und als seine Agentinnen und Agenten unterwegs sind“, schließt er.

Für jeden Gemeindeteil – Marbach, Benningen und Erdmannhausen – brennt eine Osterkerze. Die von Rielingshausen ist schon dort, denn sie ist eine ökumenische Kerze, die von der katholischen Gemeinde gestiftet und in der evangelischen Alexanderkirche entzündet worden ist.

Eine gemeinsame Osterfeier mit den Protestanten hält Stefan Spitznagel dennoch für schwierig: „Es gibt vier evangelische Gemeinden, aber man könnte nur mit einer ökumenisch feiern.“