Marbach und das Bottwartal haben viel zu bieten: Landschaft, Wein, Literatur. Foto: Archiv (Corinna Jacobs)

Mitglieder des Arbeitskreises Ländlicher Raum haben sich am runden Tisch über die touristischen Reize und Möglichkeiten der hiesigen Gegend informiert. Dabei wurde klar, dass weiter auf die Karten Wein und Literatur gesetzt werden soll.

Marbach - Was sich in den vergangenen beiden Jahren in der Wein-Lese-Landschaft Marbach & Bottwartal im positiven Sinn getan hat, ist einzigartig. Das Lob des SPD-Landtagsabgeordneten Thomas Reusch-Frey hat den Akteuren, die der Arbeitskreis Ländlicher Raum der Landtagsfraktionen von Rot-Grün im Rahmen einer weinpolitischen Tagung in den Probiersaal der Weingärtner Marbach eingeladen hatte, gut getan. Schließlich bemühen sie sich an ganz unterschiedlichen Stellen, Auswärtigen und Einheimischen die Stadt Marbach und die hiesige Kultur-, und Genusslandschaft nahezubringen.

Zwei Tage lang waren die Politiker im Landkreis unterwegs. Am Dienstag in Walheim, am Mittwochmorgen beim Ökowinzer Reinhard Schäfer in Kleinbottwar und dann in Marbach. Jener Ort, der für die Wein-Lese-Tage, die zu Beginn des Jahres zum zweiten Mal auf der Schillerhöhe stattgefunden haben, mit dem Weintourismuspreis 2014 ausgezeichnet worden war, wie Thomas Reusch-Frey, der den Gedankenaustausch moderierte, betonte.

Der Weinbau sei wichtig für die Region. Er strahle Wohlfühlcharakter aus. Und dort, wo sich die Einheimschen wohlfühlen, da würden sich auch Touristen wohlfühlen. Marbach habe viele Alleinstellungsmerkmale: Friedrich Schiller, Tobias Mayer, das Literaturmuseum der Moderne, das Schiller-Nationalmuseum, das Deutsche Literaturarchiv, die Altstadt, den Weinbau und den Neckar.

Eine Anbindung des Flusses vor der Haustür lag vielen am Tisch am Herzen. 15 000 Menschen würden jedes Jahr am Neckar aussteigen, berichtete der Stadtmarketing-Chef Rainer Krause. „Bis sie den Weg in die Innenstadt gefunden haben, reicht die Zeit nicht mehr auf die Schillerhöhe.“ Dabei seien die dortigen Institute doch ein gewichtiger Punkt für den hiesigen Tourismus, betonte Krause und unterstrich die Notwendigkeit der Erweiterung der Schillerhöhe zum Literaturpark.

Die Institute seien mittlerweile „am Anschlag“, bestätigte der Marbacher Bürgermeister Jan Trost. Deshalb werde über eine sinnvolle Erweiterung und den Bau einer neuen Forschungsstätte nachgedacht. Die Kosten dafür lägen im zweistelligen Millionenbereich. „Gespräche mit Vertretern von Bund und Land laufen bereits, und da setzen wir auch auf Ihre Unterstützung“, sagte der Verwaltungschef in Richtung der Abgeordneten.

Dietmar Jaegle, der in Vertretung der Museumsleiterin Heike Gfrereis am runden Tisch teilnahm, warnte vor einer Konkurrenzsituation zwischen den Angeboten, die in den Museen droben auf der Schillerhöhe gemacht würden, und den Führungen drunten in der Stadt. Er habe schon von mehreren Seiten gehört, dass Gästen von Führungen – „ob von Hotels, dem Stadtmarketing oder wem auch immer“ – durch die Museen abgeraten worden sei. Mit dem Hinweis, diese seien langweilig und kompliziert und nicht so kurzweilig wie eine Führung durch die Altstadt. „Sie ist wunderschön, aber es gibt auch andere schöne Altstädte“, sagte Jaegle. Die Literatur, die man jedoch auf der Schillerhöhe zeige, habe keine andere Stadt zu bieten. „Wir müssen schauen, dass es wieder besser harmoniert“, formulierte Jaegle seinen Wunsch.

Äußerst harmonisch und konstruktiv ist die Zusammenarbeit der Deutschen Schillergesellschaft, der Tourismusgemeinschaft Marbach & Bottwartal und der Marbacher Zeitung, die die Wein-Lese-Tage veranstalten. Mit der Weinmesse wolle man den Menschen vermitteln, wie schön die hiesige Landschaft sei, und gleichzeitig den Winzern auch die Möglichkeit geben, ihre Spitzenprodukte in der ganzen Region Stuttgart bekannt zu machen, erklärte der Geschäftsführer Marbacher Zeitung, Kai Keller. Was auch funktioniert, wie der Vorsitzende der Weingärtner Marbach, Matthias Hammer, bestätigte. „Das Thema Literatur ist zwar sperriger als das Thema Wein“, so Keller, doch einen Wein zu trinken und dabei einen Text vorgelesen zu bekommen, sei ein sinnliches Erlebnis.

Die Sinne der Teilnehmer wollen auch die Weinerlebnisführer der Umgebung ansprechen. Stellvertretend für sie informierte Gerhard Thullner über die Konzepte, die Wein und Literatur auf besondere Weise verbinden und bei den Teilnehmern ankommen. Die Themen Wein und Literatur werden auch immer häufiger in Schillers Geburtshaus gespielt, wie Andrea Hahn vom Schillerverein berichtete. Und das Spektrum anThemenführungen, Weinproben und Lesungen, die im kleinen Museum in der Altstadt angeboten werden, soll weiter ausgebaut werden. Allerdings sei Schiller kein Selbstläufer mehr.

Diese Beobachtung hat auch die Geschäftsführerin der Tourismusgemeinschaft Marbach-Bottwartal, Anja Behnle, gemacht. Das Leitmotiv des Zusammenschlusses von sieben Kommunen sei Wein und Literatur. Und Veranstaltungen wie Wein, Wandern und Genuss, das am 7. Juni stattfindet, oder der Wein-Lese-Weg würden gut angenommen. Dennoch sei es schwieriger geworden, das Thema Literatur zu vermitteln. Erfreut zeigte sich Behnle über die Aufnahme des Wein-Lese-Weges in den neuen Flyer „Wein und Kultur“ der Tourismus Marketing GmbH. „Da sind wir eines von zehn Angeboten.“

Nach knapp zwei Stunden Austausch nahmer die Politiker zwei Hauptbotschaften mit nach Stuttgart, wie Thomas Reusch-Frey betonte: Die Neckaranbindung sowie die Erweiterung der Schillerhöhe stehen auf der Agenda ganz oben.