Sieglinde Müller hat auch mit 100 Jahren noch Freude am Lachen. Foto: Werner Kuhnle

Sieglinde Müller wird heute 100 Jahre alt. Ihren Ehrentag wird sie mit Kindern, Enkeln und Urenkeln verbringen.

Marbach - Ich bin zufrieden mit meinem Leben“, sagt Sieglinde Müller, die diese Bilanz für eine besonders lange Zeitspanne ziehen kann. Schließlich feiert sie heute ihren 100. Geburtstag. Am 3. August 1915, mitten im Ersten Weltkrieg, wurde sie als Sieglinde Ufer in Wuppertal als Nesthäkchen einer großen Pfarrfamilie geboren. Zusammen mit ihren Eltern, den beiden Schwestern und ihrem Bruder zog sie bald darauf nach Bad Kreuznach, wo sie aufwuchs und ihre Schulzeit verbrachte. Im Pfarrhaus sei durch Besuche vieler Studenten immer „was los gewesen.“

Gleich nach ihrem Schulabschluss 1933 ging die Pfarrerstochter an die Uniklinik nach Heidelberg, um den Beruf der Kinderkrankenschwester zu erlernen. „In Heidelberg habe ich mein Herz verloren“, erklärt die Hundertjährige. Denn hier begegnete sie ihrem späteren schwäbischen Ehemann Dr. Erhard Müller. Ein Schwabe und eine Rheinländerin, das passe perfekt. Davon sei ihr Gatte immer überzeugt gewesen.

Ein gemeinsames Familienleben war nach der Hochzeit 1939, angesichts des Zweiten Weltkrieges, aber noch lange nicht möglich, denn ihr Mann Erhard Müller musste an die Front. Erst zehn Jahre später konnte das Ehepaar, das bald zwei Töchter und später einen Sohn bekam, in der Kirchenweinbergstraße in Marbach als Familie zusammenleben. Erhard Müller wurde als Chefarzt im Kreiskrankenhaus angestellt und Sieglinde Müller sei gerne bei ihren Kindern Zuhause geblieben. „Meine Kinder waren immer mein Hobby“, sagt sie heute stolz.

1960 baute die fünfköpfige Familie ein „schönes Haus“ in der Gartenstraße. Berufsbedingt seien sie danach jedoch für 14 Jahre nach München gezogen, kehrten aber zum Ruhestand 1980 nach Marbach zurück.

Ihre Freizeit verbrachte Sieglinde Müller gerne gemeinsam mit ihrem Mann beim Wandern. So reisten sie unter anderem in die Vogesen, nach Südtirol und in die Schweiz. Am wichtigsten sei ihr all die Jahre jedoch das sonntägliche Kaffeetrinken mit ihren Kindern und später auch mit den Enkeln gewesen. „Das hat sie immer sehr glücklich gemacht“, bestätigt ihre älteste Tochter Ulrike Pikolin.

Erst als das Ehepaar mehr als neun Lebensjahrzehnte hinter sich hatte, benötigte es häusliche Hilfe. Auch nach dem schmerzlichen Tod ihres Mannes 2009 blieb Sieglinde Müller zunächst in ihrem Haus, zog aber 2013 „auf eigenen Wunsch“ ins Seniorenstift auf der Schillerhöhe um. Hier fühle sie sich aufgehoben. „Sie nimmt gerne beim Singen in der Kirche und beim Gedächtniskurs teil“, freut sich ihre Tochter. Gemeinsam mit ihren Kindern, den Enkeln und Urenkeln wird Sieglinde Müller heute ihren Ehrentag verbringen. Mit viel „rheinischem Humor“ habe sie das stolze Alter erreicht. „Ich war immer gerne lustig und albern“, lächelt die Hundertjährige. Auch in manch kargen Zeiten habe sie „immer was zum Lachen gehabt.“