Gärtnermeister liebt es, seine direkte Umgebung mit offenen Augen zu betrachten. Foto: Cornelia Ohst

Wir begleiten Gärtnermeister Franz Armbruster beim botanischen Spaziergang durch Marbach.

Marbach - Nicht nur im späten Frühjahr oder im Sommer sind Blütenpracht und botanische Schönheiten mitten in unserem Lebensalltag zu finden. Üppig verteilt liegen florale Kostbarkeiten selbst mitten im Winter direkt vor unserer Haustüre. Franz Armbruster hat diesbezüglich nicht nur ein geschultes Auge; der Gärtnermeister liebt es, seine direkte Umgebung mit offenen Augen zu betrachten. Eine Eigenschaft, wie sie vermutlich nicht viele von uns trainieren. Deshalb laufen die meisten Mitmenschen auch an alltäglichen, aber außergewöhnlichen Plätzen vorbei, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Nicht so Franz Armbruster, der sich fast ein Hobby daraus gemacht hat, durch Marbach zu spazieren und sich an der Schönheit der Pflanzen und an nachbarschaftlichen Gärten zu erfreuen.

Etwa im Nelkenweg, wo der pensionierte Gartenfachmann sich geradezu hingerissen zeigt von einem grandiosen Pflanzenteppich. Beinahe über eine ganze Hausseite entlang zieht sich der Blüten-Teppich, der von winterharten Alpenveilchen gewebt wurde. „Ein wahres Schmankerl, das unser Gemüt erfreuen kann – und das direkt neben dem Bürgersteig“, schwärmt der ehemalige Gärtner des Blühenden Barocks, der heutzutage Gruppen durch die barocken Gärten führt und dabei interessante Erklärungen abgibt. „So viele und dicht bewachsene Alpenveilchen wie hier direkt neben dem Hauseingang, findet man nicht einmal im Blüba“, weiß der Pflanzenexperte, der freilich auch die Bedingungen der lilaroten Blüten exakt zu benennen weiß. „Sie lieben Standorte unter Bäumen und Gehölzern, brauchen lehmige und kalkhaltige Böden ohne Staunässe und der Boden darf niemals gehackt werden“, konkretisiert Armbruster die Standortbedingungen, die in diesem Privatgarten wohl ideal ausfallen. „Das müssen Jahrzehnte sein, wo die hier ungestört wachsen durften“, mutmaßt der Gärtner über die Veilchenart, die sich durch Selbstaussaat vermehrt. Dass die Veilchen obendrein unter Naturschutz stehen und der Natur nicht entnommen werden dürfen, gefällt dem Gartenliebhaber, der mit großer Skepsis auf die zunehmende Zahl von Schottergärten blickt, obendrein. Auf dem Grundstück teilen sich die Alpenveilchen den Boden noch mit Schneeglöckchen und Winterlingen, die den lilafarbenen Teppich mit gelben Sprengeln verzieren. Der frostharte Frühjahrsblüher, der zu den Hahnenfußgewächsen zählt, zeigt seine Köpfchen in diesem Jahr schon recht früh.

Wenige Gehminuten vom Nelkenweg entfernt findet Franz Armbruster ein neues Objekt, das seine Begeisterung erregt. Ein blühender Zaubernussstrauch in der Kirchenweinbergstraße. „Die gelben Blüten der Zaubernuss sind im Winter willkommene Farbtupfer“, erzählt Armbruster, betont aber, dass die Pflanze selbst für Experten nur schwer durch Aussaat zu vermehren sei. Der faszinierende Winterblüher zeigt bei mildem Wetter bereits Anfang Januar seinen leuchtend gelben Blütenflor. „Die Hamamelis, so ihr andere Name, kann man außerhalb der Blütezeit leicht für eine Haselnuss halten“, beschreibt der Botaniker das nur sehr langsam wachsende Edelgewächs. Mit einer leichten Linksdrehung des Körpers nimmt Armbruster eine weitere pflanzliche Schönheit ins Visier. Auf einem Garagenflachdach wachsen üppig der zartroséfarbene Winterschneeball und sattlilagefärbte, winterharte Erikapflanzen in friedlicher Eintracht und bilden eine elegant angeordnete Pflanzensymbiose. „Hier stimmt die Unterpflanzung, die beiden Gewächse bilden ein tolles Verhältnis“, urteilt Armbruster über den ästhetisch angelegten Ersatzgarten.

„Seinen Namen hat der bis zu maximal drei Meter hohe Winterschneeball der rundlichen Anordnung seiner Blüten zu verdanken“, erklärt der Gärtnermeister. Bei günstigen Witterungsverhältnissen zeigen sich diese bereits ab November und erfreuen die Herzen derer, die sie selbst im tristen Wintergrau seine Schönheit registrieren.